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RNA-Medikamente: Potenzial für den Standort Deutschland

RNA bezeichnet eine große Gruppe von Biomolekülen, denen nach ihrem Erfolg in Covid-19-Impfstoffen ein großes medizinisches Potenzial für Prävention und Therapie zugetraut wird – und damit auch eine wesentliche wirtschaftliche Bedeutung. Der Standort Deutschland hat beste Chancen, hierbei eine wichtige Rolle zu spielen, denn viele Unternehmen und Forschungsinstitute hierzulande arbeiten bereits daran.

Natürliche RNA-Moleküle findet man in jeder Zelle. Sie erfüllen dort unterschiedliche Aufgaben. Am bekanntesten sind die messenger-RNAs (mRNAs). Sie sind gewissermaßen Arbeitskopien von Genen und werden für die Bildung von Proteinen verwendet.

Künstlich hergestellte mRNA findet sich in Impfstoffen; und auch eine ganze Reihe von Therapeutika werden derzeit damit entwickelt. Viele Standorte in Deutschland sind in diesem Feld aktiv.

Landkarte mit deutschen Standorten für Forschung, Entwicklung und Produktion von Impfstoffen und therapeutischen Medikamenten auf mRNA-Basis

Die Karte lässt sich auch als PNG-Datei (0,7 MB) oder als pdf herunterladen.

Wie die Karte zeigt, verfügt nicht nur über Unternehmen, die mRNA-Impfstoffe und andere mRNA-Medikamente entwickeln (auf der Karte mit F gekennzeichnet), sondern auch über Zulieferer für essenzielle Hilfsstoffe, die für deren Produktion erforderlich sind (gekennzeichnet mit Z). Weitere Unternehmen übernehmen hierzulande als Produktionspartner der erfinderischen Unternehmen einen wesentlichen Teil der Herstellung (P). Forschungsinstitute tragen ebenfalls bei, insbesondere mit der Weiterentwicklung von Technologien zur Verarbeitung von mRNA zu Medikamenten. Beispielsweise wird im Rahmen des Leitprojekts RNAuto an sieben Instituten der Fraunhofer-Gesellschaft die Automatisierung der mRNA-Produktion optimiert.

So findet sich Kompetenz zu allen Aspekten dieses Fortschrittsgebietes in Deutschland; und die Wege für Kooperationen sind kurz. Zugleich ist die deutsche mRNA-Landschaft eng vernetzt mit Partnern in anderen Ländern: über Produktionskooperationen, über Forschungsverbünde, über den Bezug weiterer Hilfsstoffe und Geräte.

Allerdings: Auch wenn Deutschland stark im mRNA-Feld ist, so ist es doch nicht das einzige Land mit Kompetenzen und Ressourcen. Ebenfalls sehr aktiv sind auf diesem Gebiet die USA und China, aber auch Belgien, Indien, Südkorea, die Schweiz und andere. Deutschland hat nur Chancen, seine derzeitigen Standortvorteile auszuspielen, wenn es jetzt am Ball bleibt.

Medikamente mit mRNA in Entwicklung

Die meisten Projekte mit mRNA gibt es nach wie vor zur Entwicklung weiterer Covid-19-Impfstoffe. Längst arbeiten aber Unternehmen in Deutschland und weltweit auch an Impfstoffen gegen andere Infektionskrankheiten, wie der vfa auf seiner Liste der mRNA-Impfstoffe in Entwicklung zeigt.

Neuartige therapeutische Medikamente mit mRNA werden unter anderem gegen Krebserkrankungen und schwer behandelbare Stoffwechselstörungen entwickelt, beispielsweise Mukoviszidose. Die Beratungsgesellschaft Boston Consulting Group schätzt, dass es international erste Zulassungen für therapeutische mRNA-Medikamente ab 2025 geben könnte.

Projekte für Medikamente mit anderen Arten von RNA

Weitet man die Recherche noch auf Projekte aus, bei denen es um jegliche Form von RNA-basierten Medikamenten geht, verdichten sich die Einträge auf der Deutschlandkarte noch weiter. Die Unternehmen und Forschungsinstitute verwenden statt mRNA ‒ die die Zellen zur Bildung zusätzlicher Proteine befähigt ‒ beispielsweise Formen von RNA, die die Bildung bestimmter Proteine oder anderer Stoffe blockieren (sogenannte Antisense-RNA oder RNAi), indem sie Gene stilllegen (Gene Silencing). Wieder andere stellen aus RNA Aptamere her, also Moleküle, die sich ähnlich wie Antikörper an bestimmte andere Moleküle anheften können, um ihre Aktivität zu behindern.

Die dafür nötigen Technologien sind nicht in jeder Hinsicht die gleichen (so werden einige der hier verwendeten RNAs ohne jede Biotechnik chemisch synthetisiert). Doch an vielen Stellen lässt sich Know-how von einem RNA-basierten Arzneimitteltyp auf andere übertragen.

Wo es in Deutschland zu RNA-basierten Medikamenten jeglicher Art Entwicklungs- oder Produktionsaktivität gibt, zeigt die folgende Karte:

Standortkarte für F&E sowie Produktion von RNA-basierten Impfstoffen und Therapeutika

Die Karte lässt sich auch als PNG-Datei oder als pdf herunterladen.

Projekte für RNA zum Gene Silencing werden in Deutschland u.a. in Hannover vom Unternehmen Cardior mit dem Fraunhofer-Institut ITEM sowie im "Cluster for Nucleic Acid Therapeutics Munich“ (C-NATM) vorangetrieben. An C-NATM wirken u.a. die Universität München und die TU München mit.