RNA-Medikamente: Potenzial für den Standort Deutschland
RNA bezeichnet eine große Gruppe von Biomolekülen, denen nach ihrem Erfolg in Covid-19-Impfstoffen ein großes medizinisches Potenzial für Prävention und Therapie zugetraut wird – und damit auch eine wesentliche wirtschaftliche Bedeutung. Der Standort Deutschland hat beste Chancen, hierbei eine wichtige Rolle zu spielen, denn viele Unternehmen und Forschungsinstitute arbeiten hier bereits daran.
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Hier kann man zum vfa-Podcast #MicroScope zum RNA-Standort Deutschland springen.
Natürliche RNA-Moleküle findet man in jeder Zelle. Sie erfüllen dort unterschiedliche Aufgaben. Am bekanntesten sind die messenger-RNAs (mRNAs). Sie sind gewissermaßen Arbeitskopien von Genen und werden für die Bildung von Proteinen verwendet. Doch enthalten Zellen immer auch noch RNAs mit anderen Funktionen.
Künstlich hergestellte RNA findet sich unter anderem in Impfstoffen; und auch eine ganze Reihe von Therapeutika werden derzeit damit entwickelt. Immer mehr Standorte in Deutschland sind in diesem Feld aktiv, wie die folgende Karte zeigt.
So funktioniert die Standortkarte
Dieses kurze Erklärvideo zeigt, dass die interaktive Standortkarte zahlreiche Informationen und weiterführende Links bereit hält. Die Inhalte können gespeichert oder in eigenen Webcontent übernommen werden.
Statische Version der Standortkarte
Eine statische Version der Standortkarte (Stand: 12.09.2023) lässt sich als pdf in Deutsch, als pdf in Englisch, als PNG-Bilddatei in Deutsch und als PNG-Bilddatei in Englisch herunterladen.
Wie man sieht, gibt es in Deutschland nicht nur Unternehmen, die mRNA-Impfstoffe und andere RNA-basierte Medikamente entwickeln (auf der Karte mit M gekennzeichnet), sondern auch Zulieferer für essenzielle Hilfsstoffe, die für deren Produktion erforderlich sind (gekennzeichnet mit Z). Die Produktion der eigentlichen Medikamente führen die entwickelnden Unternehmen entweder selbst durch oder übertragen sie für einzelne Fertigungsschritte oder die ganze Produktion Auftragsproduzenten (Produktionsstandorte tragen ein P). Forschungsinstitute tragen ebenfalls bei, insbesondere mit der Weiterentwicklung von Technologien zur Nutzung von RNA in Medikamenten, meist in Kooperation mit einzelnen Unternehmen (an Technologie-Entwicklung beteiligte Standorte tragen ein T). Beispielsweise wird im Rahmen des Leitprojekts RNAuto an sieben Instituten der Fraunhofer-Gesellschaft die Automatisierung der mRNA-Produktion optimiert.
So findet sich Kompetenz zu allen Aspekten dieses Fortschrittsgebietes in Deutschland; und die Wege für Kooperationen sind kurz. Zugleich ist die deutsche RNA-Landschaft eng vernetzt mit Partnern in anderen Ländern: über Produktionskooperationen, über Forschungsverbünde, über den Bezug weiterer Hilfsstoffe und Geräte.
Allerdings: Auch wenn Deutschland stark im RNA-Feld ist, so ist es doch nicht das einzige Land mit Kompetenzen und Ressourcen. Ebenfalls sehr aktiv sind auf diesem Gebiet die USA und China, aber auch Belgien, Indien, Südkorea, die Schweiz und andere. Deutschland hat nur Chancen, seine derzeitigen Standortvorteile auszuspielen, wenn es jetzt am Ball bleibt.
vfa-Podcast #MicroScope zum RNA-Standort Deutschland
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Projekte für Medikamente mit mRNA
Die meisten Projekte mit mRNA gibt es nach wie vor zur Entwicklung weiterer Covid-19-Impfstoffe. Längst arbeiten aber Unternehmen in Deutschland und weltweit auch an Impfstoffen gegen andere Infektionskrankheiten, wie der vfa auf seiner Liste der mRNA-Impfstoffe in Entwicklung zeigt.
Neuartige therapeutische Medikamente mit mRNA werden unter anderem gegen Krebserkrankungen und schwer behandelbare Stoffwechselstörungen entwickelt, beispielsweise Mukoviszidose. Die Beratungsgesellschaft Boston Consulting Group schätzt, dass es international erste Zulassungen für therapeutische mRNA-Medikamente ab 2025 geben könnte.
Projekte für Medikamente mit anderen Arten von RNA
Weitet man die Recherche noch auf Projekte aus, bei denen es um jegliche Form von RNA-basierten Medikamenten geht, verdichten sich die Einträge auf der Deutschlandkarte noch weiter. Die Unternehmen und Forschungsinstitute verwenden statt mRNA ‒ die die Zellen zur Bildung zusätzlicher Proteine befähigt ‒ beispielsweise Formen von RNA, die die Bildung bestimmter Proteine oder anderer Stoffe blockieren (sogenannte Antisense-RNA oder RNAi), indem sie Gene stilllegen (Gene Silencing). Wieder andere stellen aus RNA Aptamere her, also Moleküle, die sich ähnlich wie Antikörper an bestimmte andere Moleküle anheften können, um ihre Aktivität zu behindern.