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Deutschland als Standort für Pharmaforschung und -entwicklung

17 von 49 Mitgliedsfirmen des vfa unterhalten derzeit Labors für Wirkstoff- oder galenische Forschung in Deutschland – dazu zählen Firmen mit Hauptsitz in Deutschland, Frankreich, UK, Japan, den USA und der Schweiz. 27 Mitgliedsfirmen koordinieren von Deutschland aus klinische Studien im Inland und teilweise auch in anderen Ländern (Stand 11/2023). Sie wenden pro Jahr mehr als 9,6 Milliarden Euro für Forschung und Entwicklung (F&E) allein in Deutschland auf; das entspricht täglich mehr als 26 Millionen Euro (Stand 2022). Das zeigt, dass Deutschland für international agierende pharmazeutische Unternehmen trotz aller Handicaps weiter ein wichtiger Standort für Forschung und Entwicklung ist.

Hinweis auf eine Studie in einer U-Bahn (fiktives Beispiel). Deutschland hat sich zu einem der weltweit wichtigsten Länder für klinische Studien entwickelt.

In ihren Labors in Deutschland kümmern sich forschende Pharma-Unternehmen insbesondere um folgende Krankheits- und Arbeitsgebiete:

  • Krebserkrankungen
  • Entzündungskrankheiten
  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen
  • Stoffwechselkrankheiten
  • Alzheimer
  • Darreichungsformen und Applikationshilfen für Medikamente

Daneben spielen unter anderem Infektions-, Atemwegs- und Frauenkrankheiten eine Rolle.

Dabei sind die Labors der Unternehmen in Deutschland sowohl für neue chemisch-synthetische als auch biopharmazeutische Wirkstoffe bekannt.

Klinische Studien

Was die Durchführung Industrie-initiierter klinischer Studien betrifft, ist Deutschland nur noch auf Rang 6 in der Welt; nach den USA, China, Spanien, UK und Kanada. Damit zeigt sich Deutschland zwar weiterhin als Land, das für forschende Pharma-Unternehmen einen hohen Stellenwert als Studienstandort hat, doch von seiner bis 2016 gehaltenen Position als weltweiter Nummer 2 ist es mittlerweile weit entfernt.

Die Ursachen und Empfehlungen zur Überwindung dieses Rückstands sind in einem eigenen Artikel beschrieben.

Pluspunkte und Handicaps für den Standort Deutschland

Ein wichtiges Plus für ihre deutschen Standorte sehen viele Mitgliedsfirmen des vfa in ihren gut ausgebildeten, motivierten und verantwortungsvollen Mitarbeiter:innen. Das gilt für Forschende, Leiter:innen der klinischen Entwicklung, Manager:innen und Ingenieur:innen genauso wie etwa für Laborant:innen und Tierpfleger:innen. 2022 waren rund 21.000 Mitarbeiter:innen in der F&E tätig – rund ein Fünftel der Belegschaft.

Für den Standort sprechen zudem das dichte Netz von guten bis sehr guten Universitäten und Fakultäten, eine Vielzahl außeruniversitärer Forschungseinrichtungen wie die Max-Planck-, Leibniz- und Fraunhofer-Institute, die Helmholtz-Zentren und sehr viele Biotech-Start-up-Firmen. Medizinische Expertise wird in Deutschland auch durch die „Kompetenznetze in der Medizin" gebündelt, in der Ärztinnen und Ärzte Einrichtungs-übergreifend Krankheiten wie Sepsis oder Krebs bei Kindern erforschen. In letzter Zeit kamen auch noch sechs Deutsche Zentren der Gesundheitsforschung und zwei Forschungsnetze hinzu, die neue Vorsorge- und Behandlungsmöglichkeiten für Volkskrankheiten finden sollen.

Allerdings verfügen Länder wie die USA, Frankreich und die Schweiz über mehr oder ähnlich viel Pharma-F&E-Kapazität wie Deutschland, und inzwischen gibt es mit China, Singapur und Südkorea neue Wettbewerber in der Pharmaforschung.

Verschiedene Standortfaktoren bestimmen, wo F&E-Einrichtungen ausgebaut oder neu errichtet werden. Dazu gehören neben einer guten Infrastruktur auch exzellente Kooperationspartner wie Hochschulen oder andere Forschungseinrichtungen, hoch qualifizierte Arbeitskräfte und ein flexibles Arbeitsrecht. Wesentlich ist auch eine zügige Bearbeitung von Anträgen durch die Behörden, wie sie für Tierversuche, klinische Studien, Medikamentenzulassungen und neue Forschungs- und Produktionsanlagen erforderlich sind. Auch die Akzeptanz von Arzneiforschung und innovativen Medikamenten in Politik und Bevölkerung spielt eine große Rolle. Bei einigen dieser Faktoren schneiden z.B. die USA und Singapur wesentlich besser ab als Deutschland.

Besonderes Augenmerk gilt Kooperationen zwischen Pharmafirmen und führenden akademischen Grundlagenforschern. In den letzten Jahren hat Deutschland hier ein Stück weit zu den USA und Großbritannien aufgeholt, wo sie schon seit langem zum Forschungsalltag gehören. Heute sind sie in Deutschland beispielsweise in einer Reihe von Forschungs- und Biotech-Clustern mit medizinischen Schwerpunkten gelebte Praxis.

Viele Unternehmen bieten Schulklassen und anderen Interessierten die Möglichkeit, einen persönlichen Eindruck von der Pharmaforschung zu gewinnen.

Forschende Pharma- und Biotech-Unternehmen setzen auf Deutschland

Die forschenden Pharma- und Biotech-Unternehmen haben immer wieder durch hohe Investitionen und das Schaffen neuer Arbeitsplätze bewiesen, dass sie auf Deutschland setzen. In einer globalisierten Welt, in der die bisherigen Standorte im Wettbewerb miteinander stehen und insbesondere in Asien neue Konkurrenten hinzugekommen sind, ist dies aber nur möglich, wenn innovationsfreundliche und vor allem langfristig verlässliche Rahmenbedingungen gegeben sind – dazu zählt auch eine faire Erstattung für innovative Präparate.

Ein Exodus der Forscher:innen und Entwickler:innen für Arzneimittel würde gerade für Deutschland als rohstoffarmes Land einen erheblichen Verlust an Wirtschaftskraft, an Wettbewerbsfähigkeit und nicht zuletzt an einem Stück Identität bedeuten. Denn aus Unternehmens-Labors in Deutschland sind immer wieder wichtige Medikamente hervorgegangen, die weltweit gefragt sind. Der vfa setzt sich dafür ein, dass Deutschland seine Bedeutung auf diesem Gebiet weiter ausbauen kann.