Praxis-Check: Was Standortentscheidungen wirklich beschleunigt
Wie kommen Pharma-Investitionen schneller vom „Go“ zum Grundstück? Ein Praxis-Check des Instituts für Innovation und Technik (iit) im Auftrag des vfa hat den kompletten Prozess – von der Standortsuche bis zum Notarvertrag – am Beispiel einer geplanten Produktionsstätte des Pharmadienstleisters Vetter analysiert. Ergebnis: Wo Politik, Verwaltung und Wirtschaftsförderung als ein Team handeln, digitale Tools nutzen und früh Vertrauen schaffen, werden Entscheidungen spürbar schneller und verlässlicher.

Vier Erfolgsfaktoren bei der Standortansiedelung
- Politische Unterstützung und interdisziplinäre Steuerung: Wenn politische Entscheider:innen Verantwortung übernehmen, Eskalationswege kurzhalten und ein interdisziplinäres, unternehmerisch denkendes Team aus Ministerium und Wirtschaftsförderung führen, werden Wege kürzer – und Zusagen belastbarer.
- Vertrauensbildung auf Leitungsebene: Zielgerichtete Vor-Ort-Besuche von Firmenleitung und beteiligten Ministerien wirken wie ein „Vertrauensbooster“: Entscheidungen reifen schneller, Abstimmungsschleifen entfallen.
- Digitale Plattform und Flächenbevorratung: Eine gepflegte digitale Flächen-Informationsplattform mit sofort verfügbaren Optionen verschafft einen Vorsprung. Proaktiver (Zwischen-)Erwerb durch das Land, systematische Brownfield-Nutzung (Wiederbelebung stillgelegter Industrieareale) und schnelle, qualifizierte Rückmeldungen sind zentral.
- Vertragliche Flexibilität: Erweiterungsoptionen und klare vertragliche Regelungen schaffen Planungssicherheit. Risiken (Altlasten, Übergaben, Abhängigkeiten) müssen explizit geregelt werden.
So wird aus „komplex“ ein planbarer Prozess
Standort und Flächenmanagement: Transparente Erstansprache über die Plattform, Passfähigkeitsprüfung früh, keine kleinteilige Parzellierung – stattdessen zusammenhängende, erweiterbare Flächen anbieten. Detailanforderungen (Verkehr, Ausgleichsmaßnahmen) erst später vertiefen.
Verwaltung und Genehmigung: One-Stop-Logik mit einem verlässlichen Ansprechpartner; klare Innenabstimmung zwischen Wirtschaftsförderung, Kommune und Fachbehörden. Kommunale Gremien erst ab Bauantrag aktiv einbinden. Früher, lösungsorientierter Dialog mit Umweltverbänden vermeidet Verzögerungen.
Kompetenzteam: Schlüsselpositionen in Ministerium/Wirtschaftsförderung mit unternehmerisch erfahrenen Persönlichkeiten besetzen; Top-down-Verantwortung stärkt Handlungsfähigkeit.
Fazit
Beschleunigung ist machbar – mit politischer Verantwortung, One-Stop-Logik, digitaler Flächentransparenz und verlässlichen Optionen. So wird aus der Standortsuche ein planbarer Pfad bis zum Grundstückserwerb – und aus Bürokratie ein Wettbewerbsvorteil.
Was ist der Praxis-Check?
Die vergangene Bundesregierung hat den Praxis-Check als systematisches Verfahren zur Überprüfung des bürokratischen Aufwands von Gesetzen und Regelungen eingeführt. Mit ihrer Hilfe sollen möglichst bürokratische Hindernisse identifiziert und aus dem Weg geräumt werden. Praxis-Checks wurden bereits in anderen Branchen durchgeführt.
Mehr zum Ansatz und Verfahren erfahren Sie auf der Website des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie.