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Die Finanzierung der Krankenversicherung als Zukunftsinvestition

Die Finanzierung der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) ist immer wieder im Fokus der politischen Diskussion. Was fehlt, ist eine langfristige Strategie und das Einsehen, dass der demografische Wandel in Deutschland längst angekommen ist. Die Herausforderung ist offensichtlich: die alternde Gesellschaft möglichst gesund erhalten.

Ein aktives senioriges Paar nimmt lachend zwei Rucksäcke aus einem Kofferraum.

Die gesetzlichen Krankenkassen haben im letzten Jahr rund 49 Milliarden Euro für Arzneimittel ausgegeben. Der Herstelleranteil für die medikamentöse Versorgung bemisst sich auf rund 12 Prozent der Leistungsausgaben der GKV. Der medizinische Fortschritt mit neuen Arzneimitteln ist hier eine wesentliche Säule, denn die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) verspricht eine Versorgung nach dem aktuellen Stand der Medizin.

Das Gesundheitswesen braucht Innovationen

Innovative Arzneimittel haben in vielen Indikationsgebieten einen enormen medizinischen Fortschritt erwirkt. Sie erhöhen die Heilungsquoten, ermöglichen mehr Lebensqualität aber auch mehr Produktivität im Erwerbsleben. Wie sich die Alterung der Bevölkerung im Arzneimittelmarkt auswirkt, zeigt der steigende Verbrauch von Arzneimitteln, beispielsweise gegen Krebs.

Hinzu kommt ein Anstieg bei innovativen Immunsuppressiva gegen Psoriasis und rheumatoide Arthritis, deren bessere Wirksamkeit dazu führt, dass sie mittlerweile vielfach verordnet werden. Zudem kommen völlig neue Therapieansätze vermehrt in der Patientenversorgung an, die heutzutage häufig in größeren Intervallen verabreicht werden. Wo früher täglich Tabletten eingenommen werden mussten, reicht heute eine Gabe einmal im Monat oder einmal im Jahr.

Gut ist, dass durch Patentabläufe und preisreduzierte Nachahmerprodukte der Markt trotzdem im Gleichgewicht bleibt. Zudem wirkt eine Vielzahl an Kostendämpfungsinstrumenten, mit denen in 2022 bereits Einsparungen von 23 Mrd. Euro erzielt wurden. Allein durch die Preisverhandlungen im AMNOG werden enorme Summen eingespart: Das IGES geht für 2024 von rund 10 Milliarden Euro aus.

Stabile GKV-Finanzierung für die Gesundheit Aller

Seit 2010 bis einschließlich 2022 ist der Arzneimittelbereich jedes Jahr durchschnittlich um 4,1 Prozent gewachsen. Damit entwickelte sich der Arzneimittelmarkt im Vergleich zu den Leistungsausgaben insgesamt mit 4,3 Prozent unterdurchschnittlich. Unter Berücksichtigung des medizinischen Fortschritts und der kontinuierlichen Zunahme an GKV-Versicherten ist dies bemerkenswert.

Gerade in den letzten Jahren war der GKV-Arzneimittelmarkt diversen Schwankungen ausgesetzt. Er hat sich nach den covidbedingten Sondereffekten aber wieder normalisiert. Für dieses Jahr kalkuliert das IGES sogar nur ein Wachstum der Ausgaben für Arzneimittel von rund 3 Prozent. Durch die befristete Erhöhung des Herstellerrabatts und weitere gesetzliche Eingriffe sind der Industrie harte Sparbeiträge auferlegt worden. Damit wurden ihr wichtige finanzielle Mittel entzogen, die sie sonst in einem Umfang wie in keiner anderen Branche in Zukunftsprojekte und Hightech-Produktion reinvestiert.

In diesem Jahr werden die Ausgaben im Arzneimittelmarkt voraussichtlich um rund 5 Prozent ansteigen. Hier spielen neben der normalen Marktentwicklung auch Mehrausgaben durch das Lieferengpassgesetz (ALBVVG) hinein. Trotz allem bleibt die Defiziterwartung für die GKV für 2024 gering. Laut Schätzerkreis rechnet man nur mit einer Finanzierungslücke von rund 3 Milliarden Euro, die mit einer Erhöhung des Zusatzbeitrags aufgefangen werden kann. Ursprünglich standen hier zweistellige Milliardenbeträge im Raum.

Deutschland ist ein wohlhabendes Land und braucht den medizinischen Fortschritt. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass Fortschritt Geld kostet und Investitionen benötigt. Das GKV-Finanzstabilisierungsgesetz hat hier dem Pharmastandort Deutschland massiv geschadet. Den Fehlentwicklungen ist schnellstmöglich entgegenzuwirken. Die Weichen sind neu zu stellen, damit Innovationen entwickelt und zur Verfügung gestellt werden und Investitionen den Wirtschaftsstandort stärken.