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VFA legt Ergebnisse einer repräsentativen Emnid-Umfrage vor

Berlin (VFA). "Das Vertrauen in das deutsche Gesundheitswesen ist zerrüttet. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung fordert unmittelbar nach der Bundestagswahl grundlegende Veränderungen im Gesundheitssystem. Die Versicherten wollen mehr Qualität, und sie setzen dabei auf Innovationen", dieses Fazit zog Cornelia Yzer, Hauptgeschäftsführerin des Verbandes Forschender Arzneimittelhersteller (VFA), heute bei der Vorstellung einer repräsentativen Bevölkerungsumfrage. Das Meinungsforschungsinstitut Emnid hatte im Auftrag des VFA 1.932 Deutsche über 18 Jahre zu den Themen Gesundheitspolitik und Arzneimittelversorgung interviewt. Yzer: "Die Ergebnisse dokumentieren nicht nur die Unzufriedenheit der Deutschen mit der aktuellen Situation des Gesundheitswesens, sondern auch deren Forderung nach einer durchgreifenden Reform. Das ständige Drehen einzelner Schräubchen an einzelnen Teilen des Systems reicht den Menschen nicht mehr aus."

Nur noch 37 Prozent der gesetzlich Versicherten geben dem Gesundheitssystem die Noten "sehr gut" oder "gut". 69 Prozent schließen sich hingegen der Auffassung an, dass es in Deutschland eine Zwei-Klassen-Medizin gibt", zitierte die VFA-Hauptgeschäftsführerin aus den Umfrageergebnissen. Eine Lösung der Probleme wird allerdings weder der Regierung noch der Opposition zugetraut.

Dagegen gibt es laut Emnid in der Bevölkerung für eine Gesundheitsreform eindeutige Zustimmung. Mehr als die Hälfte (52 Prozent) plädiert nach der Bundestagswahl für grundlegende Veränderungen im Gesundheitswesen, weitere 47 Prozent halten zumindest kleinere Veränderungen für notwendig. Für durchgreifende Maßnahmen gibt es breite Mehrheiten:

So sprechen sich 74 Prozent der Befragten dafür aus, dass sich die Gesetzliche Krankenversicherung auf die wesentlichen und absolut notwendigen Leistungen konzentrieren muss. 77 Prozent treten dafür ein, dass Versicherte die Freiheit haben müssen, ihr Leistungspaket auch in der Gesetzlichen Krankenversicherung selbst zu gestalten. 78 Prozent befürworten mehr Wettbewerb zwischen den Kassen, um so die Kosten zu reduzieren und gleichzeitig die Qualität zu steigern.

"Die Bevölkerung unterstützt Bemühungen um Kosteneinsparungen, wenn die Qualität der medizinischen Versorgung darunter nicht leidet, und sie fordert mehr Mitsprachemöglichkeiten bei der Ausgestaltung des Versicherungspaketes", so die VFA-Hauptgeschäftsführerin. Emnid hat ermittelt, dass 82 Prozent den Abschluss von Zusatzversicherungen befürworten - etwa für Gesundheitschecks oder Komfortleistungen im Krankenhaus. Eine Beitragsrückerstattung am Jahresende - sofern keine Leistungen in Anspruch genommen wurden - unterstützen 79 Prozent. Für den Abschluss eines individuellen Versorgungsplanes, der den persönlichen Wünschen des Versicherten für seinen Krankenversicherungsschutz entspricht, plädieren 75 Prozent. Ein Ende des Rangierens auf dem sozialpolitischen Verschiebebahnhof zu Lasten der Gesetzlichen Krankenversicherung unterstützen 79 Prozent aller Befragten. Sie stimmen der Forderung zu, dass der soziale Ausgleich - wie zum Beispiel die Förderung von Familien - zielgerichtet über das Steuersystem erfolgen soll.

Ebenfalls hohe Werte erreichen Maßnahmen, die den Wettbewerb um die beste Versorgung stimulieren: 87 Prozent der gesetzlich Versicherten stimmen dem Vorschlag zu, den Wettbewerb unter den Krankenkassen zu intensivieren und den Versicherten damit die Möglichkeit zu geben, die unterschiedlichen Leistungsangebote der Krankenversicherer zu vergleichen und die für sie bestmögliche Wahl zu treffen. 77 Prozent meinen, dass die Krankenkassen die Möglichkeit haben sollten, mit den qualitativ besten Krankenhäusern, Ärzten oder Arzneimittelherstellern Einzelverträge abzuschließen, um ihre Versicherten optimal zu versorgen.

"Diese Ergebnisse zeigen, dass die Bevölkerung eine durchgreifende Neugestaltung des Gesundheitswesens konsequenter mittragen will, als die Politik derzeit zu handeln bereit ist", unterstrich Yzer. Sie forderte, dass in der neuen Wahlperiode erste entscheidende Schritte zur Förderung des Wettbewerbs und zur Reform der solidarischen Absicherung verwirklicht werden. Für die forschenden Arzneimittelhersteller gehören die Stärkung der Rolle des Patienten, die Differenzierung des Leistungskataloges, die Erhöhung der Kostentransparenz, eine Ausweitung der Vertragsfreiheit, die Umwandlung des Arbeitgeberbeitrags zur Krankenversicherung in Lohn und die Beendigung der sozialpolitischen Verschiebebahnhöfe unmittelbar nach der Bundestagswahl auf die Agenda für eine umfassende Gesundheitsreform. Yzer: "Die Versicherten in Deutschland haben einen Anspruch auf ein zukunftsfähiges Gesundheitssystem, das ihnen Sicherheit im Krankheitsfall bietet. Die Politik ist daher nach der Bundestagswahl gefordert, das Gesundheitswesen zu therapieren - konsequenter, umfassender und schneller als dies bislang geplant ist."

"Die Emnid-Befragung zeigt überdies, dass Einschränkungen in der Arzneimittelversorgung weiterhin zum Patientenalltag gehören", erklärte die VFA-Hauptgeschäftsführerin. Fast jeder Fünfte (18,3 Prozent) ist in den ersten sieben Monaten dieses Jahres entweder persönlich von Arzneimittelablehnungen betroffen gewesen oder kennt jemanden, der davon betroffen ist. Nach den Berechnungen von Emnid sind allein bis August diesen Jahres bei rund 3,45 Millionen der gesetzlich Versicherten ab 18 Jahren Arzneimittelverordnungen abgelehnt oder verschoben worden. 69 Prozent der Betroffenen nennen "Kostengründe" als Grund für nicht verordnete Arzneimittel. Nur ein Prozent der Ablehnungen wurden mit "unzureichende Wirkung", vier Prozent wegen eines "Nebenwirkungsrisikos" und acht Prozent mit "fehlender medizinischen Notwendigkeit" begründet.


Eine Infografik "Mehr Selbstbestimmung für Patienten" gibt es unter www.vfa.de/images/670.jpg (Farbe) oder www.vfa.de/images/671.jpg (S/W) zum kostenlosen Abdruck.
Die kompletten Ergebnisse der Emnid-Umfrage finden Sie zum Download unter www.vfa.de/emnid2002.



Bei Rückfragen und Interviewwünschen wenden Sie sich bitte an:
Marc Rath
Tel.: 030/20604-203
Fax: 030/20604-209