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Keine Strategie weit und breit

  • Lieferengpässe bei Medikamenten
  • Bankrotterklärung für unser Gesundheitswesen
  • Pharmastrategie der Regierung überfällig

Die Lieferengpässe bei Medikamenten haben sich in den letzten Wochen noch einmal verschärft. Beispielsweise fehlen Fiebersäfte, Antibiotika oder einzelne Krebsmedikamente. Heute wird sich der Bundesrat mit dem Gesetz zur Bekämpfung von Lieferengpässen bei Arzneimitteln (ALBVVG) befassen.

Dazu sagt vfa-Präsident Han Steutel:

„Fehlende Medikamente sind eine Bankrotterklärung für unser Gesundheitswesen. Die Engpässe sind das Ergebnis einer jahrelang verfehlten Spar- und Regulierungspolitik bei Arzneimitteln. Wir müssen den Mangel an seiner Wurzel packen – da reicht es nicht, die Vergütung bei bestimmten Medikamenten um einige Cent zu erhöhen. Die beste Versicherung gegen Lieferengpässe sind eine innovative, international wettbewerbsfähige und hochmoderne Pharmaproduktion am Standort. Wir sollten alles dafür tun, damit Investitionen hierher gelenkt werden und die Abwanderung von Produktionsstätten nicht noch beschleunigt wird. Und wir sollten dafür sorgen, Lieferengpässen frühzeitig zu erkennen und Lieferwege zu diversifizieren. Die Fehlentwicklungen der letzten Jahre zu korrigieren, geht leider nicht von heute auf morgen.“

„Wenn man eine neue Produktionsanlage für Arzneimittel hier in Deutschland errichten will, kann man durchaus zehn Jahre der Realisierung dafür ansetzen. Die vergangenen zehn Jahre hat die Gesundheitspolitik aber mit nichts anderem verbracht, als an der Regulierungsschraube für die Pharmaindustrie zu drehen und die Schraube für die Generikabranche zu überdrehen. Das Ergebnis tritt jetzt zu Tage, und zwar als Mangel, der für Deutschland in Teilbereichen zur Normalität wird. Das ist bitter! Denn ein schnelles Umsteuern ist bei mehrjährigen Vorlaufristen für Investitionen nicht möglich. Für Innovationen sehen wir noch neue Anlagen, bei Generika schon lange nicht mehr. Die Ampelkoalition versucht jetzt im Rahmen des ALBVVG mit einer Vielzahl von Einzelmaßnahmen schnelle Lösungen zu präsentieren: Etwa bei der Lagerhaltung, mit Austauschmöglichkeiten für Apotheken oder neuen Preis- und Ausschreibungsregeln. Bildlich gesprochen dreht sie damit an einzelnen Schrauben, ohne sich Gedanken zu machen, wie ein vollfunktionstüchtiger Motor aussehen müsste. Für strukturelle Lösungen bräuchte es über mehrere Jahre durchdachte und nachhaltige Regulierungen oder mit anderen Worten: Es bräuchte eine Pharmastrategie der Regierung.“

Hintergrund: Der vfa schlägt in einem 5-Punkte-Plan vor, ein Frühwarnsystem einzurichten, Lieferketten nach einem Stresstest einer kritischen Prüfung zu unterziehen, die Diversifikation der Produktionsstrukturen zu fördern und strategische Produktionsreserven in modernen Anlagen nach Vorbild der Pandemievorsorgeverträge umzusetzen. Grundlage hierfür ist eine wettbewerbsfähige und innovative Industrie vor Ort.

Fünf-Punkte-Plan gegen Arzneimittelengpässe (vfa.de)

Der vfa ist der Verband der forschenden Pharma-Unternehmen in Deutschland. Er vertritt die Interessen von 47 weltweit führenden Herstellern und ihren über 100 Tochter- und Schwesterfirmen in der Gesundheits-, Forschungs- und Wirtschaftspolitik. Die Mitglieder des vfa repräsentieren rund zwei Drittel des gesamten deutschen Arzneimittelmarktes und beschäftigen in Deutschland ca. 94.000 Mitarbeiter:innen. Rund 21.000 davon arbeiten in Forschung und Entwicklung.

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