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Organspender gesucht - Rösler setzt auf Aufklärung

Berlin (dpa) - Angesichts des großen Mangels an Organen für Todkranke in Deutschland will Gesundheitsminister Philipp Rösler (FDP) mehr Menschen für eine Spende gewinnen. «Hier gibt es Spielraum nach oben», sagte Rösler am Dienstag zum Start einer Aufklärungskampagne in Berlin. Derzeit haben 25 Prozent der Bundesbürger einen Organspendeausweis. Nach Angaben der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO) warten derzeit etwa 12 000 Menschen auf ein Spenderorgan. Die Koalition will zudem das Engagement der Kliniken für solche Spenden vergrößern.

Die in anderen EU-Ländern geltende Widerspruchslösung sehe er dagegen skeptisch, sagte Rösler. Ärzte könnten dann allen Hirntoten Organe entnehmen, wenn die Betroffenen zuvor nicht widersprochen haben. Heute muss man vorher seine Bereitschaft erklären - per Ausweis oder mit Aussagen gegenüber Angehörigen, die die Klinikärzte im Ernstfall über den Willen des Verstorbenen aufklären können.

Einer neuen Umfrage der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung zufolge hat die Spendebereitschaft zugenommen. Stimmten vor zwei Jahren 67 Prozent der 14- bis 75-Jährigen einer Organspende zu, stieg ihr Anteil jetzt auf 74 Prozent. Dennoch hat nur jeder Vierte einen Spendeausweis. 2008 waren es 17 Prozent.

Mit einer Wanderausstellung wirbt die Bundeszentrale nun für Organspenden. Nach wie vor sterben täglich drei Menschen, weil es für sie keine neue Niere, Leber oder Bauchspeicheldrüse gibt, wie die Direktorin der Bundeszentrale, Elisabeth Pott, sagte. Rösler und Pott riefen dazu auf, Organpate zu werden - also die Bereitschaft für eine spätere Spende zu erklären und bei Bekannten dafür zu werben.

Die Nierenspende des SPD-Fraktionschefs Frank-Walter Steinmeier an seine Frau Ende August hatte die Internetaufrufe der Informationsseiten zu dem Thema vorübergehend um das Zehnfache ansteigen lassen, sagte Pott. In Deutschland ist die Spendebereitschaft laut DSO mit 15 Organspender pro einer Million relativ niedrig. In Belgien, den USA, Österreich, Frankreich, Italien und Finnland sind es mehr als 20, in Spanien sogar 34. In Kliniken werde nun der Einsatz spezieller Koordinatoren getestet, die sich um das Thema kümmern, sagte Rösler.

Der Obmann der Unionsfraktion im Gesundheitsausschuss, Rolf Koschorrek (CDU), kündigte eine Initiative von Koalitionsabgeordneten an, um das Potenzial an Spendebereiten besser auszuschöpfen. «Das soll nun an andere Gesetzesvorhaben angekoppelt werden», sagte Koschorrek der Nachrichtenagentur dpa. So solle die Kommunikation zwischen Intensivmedizinern und Abteilungen, die Organe benötigen, verbessert werden. CDU-Experte Jens Spahn sagte der dpa, bevor über eine Widerspruchslösung diskutiert werde, müsse jede Gelegenheit zur Aufklärung ergriffen werden. «Das ist der mit Abstand beste Weg, die Zahl der Organspender zu steigern.» Koschorrek hatte sich im Sommer für die Widerspruchslösung ausgesprochen.