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vfa kritisiert Arznei-Zwangsrabatt

Berlin (dpa) - Angesichts deutlich gesunkener Arzneiausgaben hat die Pharmaindustrie die Bundesregierung zu einer Abkehr von ihrem Kostendämpfungskurs aufgerufen. «Ein Zwangsrabatt kann nur in einer Notsituation einmalig helfen», sagte die Geschäftsführerin des Verbands der forschenden Pharmaunternehmen (vfa), Birgit Fischer, am Donnerstag in Berlin. Es bestehe die Gefahr, dass «Innovationen» blockiert würden.

Die gesetzlichen Krankenkassen verbuchten im ersten Halbjahr einen Überschuss von 2,4 Milliarden Euro. Dazu trug vor allem bei, dass die Ausgaben für Arzneimittel im Jahresvergleich um 6,3 Prozent sanken. Die Reform mit Preisstopp und erhöhtem Zwangsrabatt für verschreibungspflichtige Medikamente ohne Preisobergrenze war wegen eines drohenden Elf-Milliarden-Defizits von Schwarz-Gelb beschlossen worden.

Fischer warnte vor Fehlentwicklungen zulasten der Patienten. Es dürfe nicht nur auf die Kosten geschaut werden. Es komme vielmehr auf die «Balance» zwischen Forschungsinvestitionen und Therapiekosten an. Hintergrund ist, dass im kommenden Jahr nun auch Preisverhandlungen zwischen den Kassen und den Pharmaherstellern beginnen sollen. Grundlage soll eine frühe Kosten-Nutzenbewertungen neuer Medikamente sein.

Seit Monaten verhandeln Kassen und Industrie ergebnislos über die Kriterien der Verhandlungen. Fischer forderte nun «politische Begleitung und Moderation». Es dürfe nicht sein, «dass Innovationen blockiert werden und der heute hohe Standard der Versorgungsqualität in Deutschland gefährdet wird», mahnte Fischer bei der Vorstellung des Arzneimittel-Atlas 2011 des Forschungsinstituts IGES.

Danach kam der Ausgabenzuwachs der gesetzlichen Kassen bei Medikamenten schon 2010 fast völlig zum Stillstand: Die Mehrausgaben beliefen sich auf knapp 200 Millionen Euro - nach gut 1,6 Milliarden Euro noch im Jahr davor. Nach den Worten Fischers kamen 24 neue, wirksame Medikamente 2010 auf den Markt. Bei der Krebstherapie kündigten sich «spürbare Verbesserungen» an, bei der Behandlung von Hepatitis C zeichne sich «ein Quantensprung» ab.