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«Barbiepuppe» statt Gurkentruppe - Rösler spottet über Merkel

Abensberg (dpa) - Irgendwie muss Philipp Rösler etwas falsch verstanden haben - oder er wollte einfach nur einmal etwas anderes ausprobieren. Als der Bundesgesundheitsminister von der FDP am Montag auf dem Gillamoos-Volksfest im niederbayerischen Abensberg seine erste bayerische Bierzeltrede hält, verzichtet er weitgehend auf die sonst üblichen Attacken auf den politischen Gegner.

Auch sein Dauer-Kontrahent innerhalb der Koalition, Bayerns Umweltminister Markus Söder (CSU) - er redet im Festzelt nebenan - kommt ungeschoren davon. Rösler knöpft sich stattdessen die eigene schwarz-gelbe Regierung vor, spottet gar in einer kabarettreifen Rede über Kanzlerin Angela Merkel (CDU). Söder gibt sich derweil handzahm - so dass die erwartete Redeschlacht zwischen den beiden ausfällt.

Einzig SPD-Chef Sigmar Gabriel erfüllt das Bierzelt-Soll - er attackiert Merkels Regierung aufs Heftigste, vor allem wegen des in der Nacht zuvor erzielten Atom-Kompromisses. Die Sicherheit der deutschen Bevölkerung beim Thema Atomkraft sei an vier große Konzerne «verkauft» worden. «So dreist ist in Deutschland noch nie der Eindruck erweckt worden, Politik sei käuflich. Die haben Geld geboten - und die anderen haben danach Gesetze gemacht.»

Auch sonst lässt Gabriel kein gutes Haar an Merkel. «Mutti ist meistens außer Haus. Und wenn sie nicht da ist, dann benehmen sich Horst und Guido schlimmer als die "Wilde 13" in der Augsburger Puppenkiste», lästert Gabriel. Und was solle man als Oppositionsführer machen, wenn sich die Koalitionäre schon gegenseitig als «Gurkentruppe» und «Wildsau» beschimpften? «Aber eines muss ich sagen: Widersprechen will ich ihnen nicht.»

Söder hält sich dagegen zurück - auch gegenüber Rösler, dessen Gesundheitsreformpläne er immer wieder scharf kritisiert hatte. «Es besteht die Gefahr, dass es Koalitionskrisen geben könnte, wenn wir über Gesundheitspolitik reden», scherzt der CSU-Mann.

Nebenan spottet Rösler derweil über die Bundeskanzlerin. «Angela Merkel gibt es jetzt auch als Barbiepuppe. Die kostet 300 Euro. Das heißt, die Puppe kostet nur 20 Euro, aber richtig teuer werden die 40 Hosenanzüge.» Anschließend erläutert der FDP-Politiker immerhin: «Ich habe schon immer Witze über meine Chefs gemacht.»

Doch auch sonst zieht Rösler kräftig vom Leder - über die eigenen Leute. «Das ist keine Koalition, sondern manchmal eine schlagende Verbindung.» Seiner eigenen Regierung bescheinigt er, in den ersten zehn Monaten nichts getan zu haben: «Das waren genau die zehn Monate, die die Wirtschaft gebraucht hat, um sich zu erholen.»

Nun habe sich Merkel aber entschieden, «mit dem Regieren anzufangen». Erste Maßnahme sollten Live-Übertragungen der Kabinettssitzungen im Internet sein, unter dem Titel: «Google Kabinett View». Die Übertragungen habe dann Arbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) verhindert - mit der Begründung: «Wir wollen keine Gewalt im Internet.» Dann fügte Rösler noch hinzu, dass es im Kabinett gelegentlich «Zickenterror» gebe. Wie seine Rede bei Merkel und den Kabinettskolleginnen ankam, blieb erst einmal offen.