Patientenschützer kritisieren Ärztepräsident Hoppe
Osnabrück (dpa) - Patientenschützer haben Pläne der Bundesärztekammer zur Vorrangigkeit medizinischer Leistungen als hochgefährlich kritisiert. Die Patientenschutzorganisation Deutsche Hospiz Stiftung reagierte damit in der «Neuen Osnabrücker Zeitung»
(Dienstag) direkt vor 114. Deutschen Ärztetag auf die Ankündigung des scheidenden Ärztepräsidenten Jörg-Dietrich Hoppe, in einer Arbeitsgruppe der Bundesärztekammer Vorschläge zur Priorisierung zu erarbeiten. Der Geschäftsführende Vorstand Eugen Brysch warnte: «Auch Vorschläge werden in der Praxis Konsequenzen haben.»
Brysch erklärte, niemand käme in Deutschland auf die Idee, die Sicherheit von Atomkraftwerken allein den Betreibern zu überlassen.
«Dies wäre aberwitzig.» Ebenso könne nicht eine «private Organisation» wie die Bundesärztekammer Fragen der Priorisierung im Gesundheitswesen beantworten. Es gehe um Verteilungsfragen und um Gerechtigkeit. Dafür seien aber nicht die Ärzte zuständig, sondern der Deutsche Bundestag. «Das Parlament und Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr können diese Frage nicht den Ärzten überlassen.»
Der 114. Deutsche Ärztetag wird heute (Dienstag) in Kiel eröffnet. Der neue Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) hat dabei seinen ersten großen Auftritt vor der Ärzteschaft. Die rund 250 Delegierten wollen sich bis zum 3. Juni unter anderem mit den Themen Ärztemangel - insbesondere auf dem Land und in Krankenhäusern -, Sterbehilfe, Präimplantationsdiagnostik und einer reformierten Berufsordnung befassen.