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Krankenkassen: Milliardenschaden durch falsche Klinikabrechnungen

Berlin (dpa) - Patienten werden länger als medizinisch notwendig im Krankenhaus behandelt, Arzneien in Rechnung gestellt, die nie verabreicht wurden. Durch falsche Abrechnungen von Krankenhäusern ist den gesetzlichen Krankenkassen nach eigener Darstellung im vergangenen Jahr ein Schaden von bis zu 1,5 Milliarden Euro entstanden, teilte deren Spitzenverband am Donnerstag in Berlin mit.
Die Krankenhäuser wiesen den Vorwurf der Falschabrechnung zurück.

Die Kassen hatten 2010 knapp zwölf Prozent aller Abrechnungen überprüft. Davon erwiesen sich im Durchschnitt 45,6 Prozent oder fast jede Zweite als nicht korrekt. «Im vergangenen Jahr war der Anteil der entdeckten fehlerhaften Krankenhausabrechnungen so hoch wie noch nie», kritisierte der stellvertretende Vorsitzende des Kassenspitzenverbandes, Johann-Magnus von Stackelberg.

Gründe dafür könnten in strengeren Prüfungen der Krankenkassen oder in schlechteren Krankenhausabrechnungen liegen. «Das Ergebnis bleibt aber gleich: Viel zu viele Abrechnungen sind falsch», stellte von Stackelberg fest. Ein Gesamtschaden für die Beitragszahler von bis zu 1,5 Milliarden Euro sei nicht hinnehmbar. Für stationäre Behandlung gaben die Kassen im vergangenen Jahr rund 59 Milliarden Euro aus.

Der Bundesrechnungshof hatte im Frühjahr moniert, dass viele Krankenhausabrechnungen fehlerhaft seien. Von Stackelberg forderte die Politik daher auf, dafür zu sorgen, «dass die Krankenhäuser endlich einen echten Anreiz haben, korrekt abzurechnen». Sie sollten nach Ansicht der Kassen für jede entdeckte Falschabrechnung mit 300 Euro belastet werden.

Diese Forderung wies der Hauptgeschäftsführer der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), Georg Baum, zurück: «Bei den beanstandeten Rechnungen handelt es sich in der überwiegenden Zahl um medizinische Streitfälle.» Tatsache sei, dass 96 Prozent aller abgerechneten Fälle selbst nach intensiver Prüfung unbeanstandet blieben. «Das effektive Rückzahlungsvolumen liegt unter 1 Prozent.» Baum nannte es «im höchsten Maße unseriös», das durch die Prüfungen infrage gestellte Finanzvolumen von 1,5 Milliarden Euro einfach mit «Falschabrechnungen» gleichzusetzen.

Die Kontrolleure der Kassen beanstandeten Fälle, in denen zum Beispiel bei einem Patienten mit einer schweren Pilzinfektion ein besonders teures Medikament abgerechnet wurde, der Betroffene aber ein weit preiswerteres verabreicht erhielt. «Der Rechnungsbetrag verringerte sich um ca. 57 500 Euro», heißt es in dem Papier. Bei einer 82-jährigen Patientin mit Beckenfraktur wurden 96 Beatmungsstunden in Rechnung gestellt, obwohl eine solche Behandlung gar nicht vorgenommen wurde. «Der Rückerstattungsbetrag von ca. 11 700 Euro wurde durch das Krankenhaus umgehend bezahlt.»