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Experten beraten Wechselwirkung von Klimawandel und Gesundheit

Bonn (dpa) - Extreme Wettererscheinungen wie Hitzewellen, Starkregen und Sturm werden weltweit und auch in Deutschland immer häufiger auftreten. Der Trend nach oben sei eindeutig, ist sich der Vizedirektor des Deutschen Wetterdienstes, Paul Becker, sicher. Das werde natürlich auch Auswirkungen auf die Gesundheit der Menschen haben. Becker und zahlreiche weitere Experten aus Klimaforschung, Gesundheitswesen und Politik aus 21 Ländern erörtern seit Montag in Bonn zwei Tage lang gesundheitliche Folgen des Klimawandels und mögliche Anpassungsmaßnahmen.

Die Zahlen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) für die WHO- Region Europa belegen, dass allein in den vergangenen 20 Jahren 112 000 Todesfälle aufgrund von Naturkatastrophen gemeldet wurden. Auch die Hitzewelle des Jahres 2003 hat der WHO zufolge 70 000 Tote in der Region gefordert. Und ob die 45 Tage anhaltende Hitzewelle in Russland in diesem Sommer mit ihren katastrophalen Bränden 30 000 oder gar 50 000 Menschenleben gekostet hat, sei noch nicht sicher, sagte eine WHO-Mitarbeiterin am Rande der Konferenz.

In den klassischen Malaria-Ländern ist es in den vergangenen Jahren gelungen, die Zahl der Neuerkrankungen erheblich zu reduzieren. Wenn sich die Mücken nun aber wegen der Klimaveränderung in Gebieten ausbreiten, in denen sie zuvor keinen Lebensraum fanden, so besteht laut WHO die Gefahr, dass die Wirkung der Eliminationsstrategien nachlässt.

Ein weiteres Problem der Erwärmung sind die Auswirkungen auf die Wasserwirtschaft und auf Durchfallerkrankungen. In der östlichen Region der EU gibt es der WHO zufolge wegen verschmutzten Wassers jährlich noch immer 6000 durch Durchfallerkrankungen bedingte Todesfälle.

Wird es in diesen Ländern und auch im Mittelmeerraum trockener, werden nach WHO-Erkenntnissen die Wasserressourcen abnehmen. Ein Wettbewerb zwischen der Nutzung des Wassers zu landwirtschaftlichen Zwecken oder als Trinkwasser scheint programmiert.

Das Jahr 2010 hat aber auch den Anpassungsbedarf, der in Deutschland besteht, klar vor Augen geführt. Der Norden versank dank Schneetief Daisy im Januar im Schneechaos. Das Orkantief Xynthia raste im Februar über den Westen und Südwesten Deutschlands hinweg. Straßen und Bahnstrecken mussten gesperrt werden. Sieben Menschen kamen zu Tode. Im Juli erlebten die Menschen eine extreme Hitzewelle mit Temperaturen von bis zu 38 Grad und im August folgte eine Regenperiode, mit extremen Niederschlagsmengen, die zu Überflutungen führten.

Die Bonner Konferenz ist nach den Worten von Umweltstaatssekretär Jürgen Becker die erste ihrer Art. Ziel sei es, internationale, nationale und regionale Aktivitäten besser zu vernetzen und effizientere Kommunikationsstrukturen zu schaffen. Letztlich könne der intensive Erfahrungsaustausch zwischen den Teilnehmern Leben retten.