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Denkmal für Contergan-Opfer - Grünenthal bezahlt

Stolberg (dpa/lnw) - Das Thema war ganz schnell über die Bühne. Es dauerte am Dienstagabend keine Minute und das Contergan-Denkmal war beschlossene Sache. Keine Aussprache, keine Diskussion im Stadtrat. Einstimmiger Beschluss. Staub um das Thema Contergan-Denkmal hatte es schon genug gegeben. Seitdem war Bürgermeister Ferdi Gatzweiler (SPD) um Konsens bemüht.

Das wahrscheinlich erste Denkmal für die weltweit 10 000 Opfer wird in Stolberg bei Aachen aufgestellt - dem historischen Sitz des früheren Conterganherstellers Grünenthal. Stolberg, Grünenthal, Contergan - ein Teil der Stadtgeschichte. Die Stolberger konnten sich dem Antrag des Johannes Igel auf ein Denkmal nicht entziehen, auch wenn sie es vielleicht gerne getan hätten. Es ging ja auch nur um den Standort, um den Rest wollte sich Igel kümmern.

Mit ihrem Versuch, den Antrag routiniert abzuhandeln, erlitt die Stadt Schiffbuch. Nicht ahnend, was sie damit auslöste, hatte sie 2009 dem Denkmal nur mit Auflagen zugestimmt: Grünenthal sollte in die Gespräche mit einbezogen werden. Ein rotes Tuch für die Opfer. Bürgermeister Gatzweiler konnte sich vor Protestmails kaum retten und nahm die Sache selbst in die Hand, bis zu dem geräuschlosen Ratsbeschluss.

«Ich bin sehr glücklich und froh», sagte Johannes Igel am Mittwoch in der Hunsrücker Gemeinde Morbach. Der einstimmige Beschluss sei ein Zeichen dafür, dass der Bürgermeister gute Arbeit geleistet habe.

Das Mahnmal - eine Bronze-Skulptur - stellt ein contergangeschädigtes Mädchen auf einem Stuhl dar, es hat keine Arme und missgebildete Füße. Mit rund 60 Zentimetern eine kleine, aber eindringliche Darstellung. Der Aachener Künstler Bonifatius Stirnberg hat sie unter dem Eindruck der damals aktuellen Ereignisse in den 70er Jahren gefertigt und wird jetzt eine zweite erstellen. Die soll im Kulturzentrum Frankental aufgestellt werden, einer Einrichtung unter anderem mit Musikschule, Theatersaal und Stadtbibliothek. In dem Zentrum gibt es viel Publikumsverkehr von Bürgern.

Im Vorfeld hatte der Bürgermeister sicherheitshalber auch Conterganverbände gefragt. Die Initiative für ein Denkmal wurde laut Stadt mehrheitlich begrüßt, nicht aber die Umsetzung mit der Skulptur. Zu dem Zeitpunkt war noch noch nicht bekannt, dass Grünenthal doch mit im Boot saß. Igel hatte eine Zusammenarbeit vorher kategorisch abgelehnt. «Mit Grünenthal will ich nichts zu tun haben», hatte er anfangs noch gesagt, aber im Laufe der Gespräche seine Meinung geändert.

Grünenthal bezahlt die Skulptur, sie kostet 5000 Euro. «Grünenthal folgt der Anfrage der Stadt Stolberg und unterstützt das Projekt mit 5000 Euro», teilte das Unternehmen schriftlich mit. Erwähnt wird das von der Stadt nirgendwo. Die Sitzungsunterlagen waren schon rausgeschickt, als die Entscheidung bei Grünenthal fiel, wie eine Sprecherin der Stadt sagte. Dieses sensible Detail fand dann trotzdem ein Schlupfloch an die Öffentlichkeit und Johannes Igel informierte nach eigenen Angaben auch die Opferverbände. Die Empörung blieb aus.