Forscher: Bald nur noch 100 Krankenkassen
Berlin (dpa) - Die Zahl der gesetzlichen Krankenkassen wird sich nach Einschätzung des Gesundheitsökonomen Jürgen Wasem weiter drastisch vermindern. «In fünf Jahren werden wir bei rund 100 Kassen sein», prognostizierte der Essener Forscher der Nachrichtenagentur dpa in Berlin. Seit Anfang vergangenen Jahres verringerte sich die Zahl der Kassen von 202 auf heute 163.
Vor allem bei den heute noch 128 Betriebskrankenkassen (BKK) werde es Zusammenschlüsse geben. «Bei den BKKs gibt es drei Typen», sagte Wasem. Einige der Kassen stünden gut da. Andere hätten Probleme, mit den Mitteln aus dem Gesundheitsfonds auszukommen, verfügten aber noch über Rücklagen für einige Jahre. «Und wieder andere haben weder Rücklagen noch bekommen sie ausreichend Zuweisungen aus dem Gesundheitsfonds. Der Druck zu Fusionen steigt bei ihnen rasch an.»
Die geplante Beitragserhöhung von 14,9 auf 15,5 Prozent sowie die wieder angesprungene Konjunktur bringe der Krankenversicherung im kommenden Jahr wieder mehr Einnahmen. «Ein Teil der Kassen, die Zusatzbeiträge erheben, haben deutliche Chancen, davon wieder herunterzukommen», sagte Wasem. Allerdings sei noch nicht sicher, ob die Sparankündigungen der Koalition im Gesundheitswesen in die Tat umgesetzt würden. Außerdem könnten Kassen beim Zusatzbeitrag bleiben, wenn sie annehmen, dass sich die Finanzlage bald wieder verschlechtere.
«Fest steht, dass 2012 und stärker noch 2013 vermehrt mit Zusatzbeiträgen zu rechnen ist», sagte Wasem. «Die Zusatzbeiträge werden steigen, und die Spannbreite zwischen den Krankenkassen wird wachsen.»
Reicht einer Kasse das Beitrags- und Steuergeld aus dem Gesundheitsfonds nicht aus, kann sie Zusatzbeiträge von ihren Mitgliedern erheben. Heute tun dies 16 Kassen. Laut Gesundheitskompromiss der Koalition sollen die Versicherungen künftig - anders als heute - Zusatzbeiträge in unbegrenzter Höhe nehmen dürfen. Ein Sozialausgleich soll aber verhindern, dass Versicherte mehr als zwei Prozent ihres Einkommens bezahlen müssen.