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Kassenarzt-Chef Köhler tritt zurück

Berlin (dpa) - Nach neunjähriger Amtszeit tritt der Vorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Andreas Köhler, zurück. Ausschlaggebend seien gesundheitliche Gründe, teilte der Verband am Donnerstag in Berlin mit. Der 53-Jährige hatte im vergangenen November einen Herzinfarkt erlitten.

«Ich habe mich immer und mit voller Kraft für die ärztliche und psychotherapeutische Selbstverwaltung eingesetzt», sagte Köhler in einer Mitteilung. Sein Amt werde er zum 1. März niederlegen. Er ist seit 2005 Vorstandsvorsitzender der KBV, die für die Belange der rund 150 000 niedergelassenen Ärzte und Psychotherapeuten in Deutschland zuständig ist.

Für die Ärzteschaft kommt der Schritt des machtbewussten KBV-Chefs überraschend. Ende vergangenen Jahres hatte ein Zerwürfnis zwischen Köhler und der Ko-Vorsitzenden Regina Feldmann Aufregung im Kassenärzte-Verband verursacht. Trotz Abwahlanträgen und einem Rücktrittsangebot Köhlers blieb die Führung zunächst im Amt.

Erschüttert wird die KBV derzeit auch von Finanzquerelen. Dabei geht es unter anderem um mögliche Steuervergehen, derentwegen Bereiche der KBV ins Visier von Ermittlern geraten sind. Auch Differenzen zwischen Haus- und Fachärzten kochten in den vergangenen Monaten hinter den Kulissen hoch. Ein Nachfolger Köhlers wird deshalb vor großen Aufgaben stehen, hieß es.

Der Vorsitzende der KBV-Vertreterversammlung, Hans-Jochen Weidhaas, würdigte die Verdienste Köhlers. «Der heutige Tag stellt eine Zäsur dar.» Die Vertreterversammlung ist das Parlament der KBV.

Köhler gilt als ausgewiesener Kenner der extrem komplizierten Honorarregeln für die Ärzte, für deren heutige Form er mitverantwortlich ist. Er hat Medizin und Betriebswirtschaft studiert und machte sich einen Namen als streitbarer Ärztefunktionär. In Verhandlungen mit Spitzenfunktionären der Krankenkassen holte Köhler Jahr für Jahr teils kräftige Honorarsteigerungen für die Ärzte heraus.

Für Schlagzeilen sorgte vor wenigen Jahren eine Gehaltssteigerung Köhlers auf 350 000 Euro im Jahr. Nach einer Welle von Kritik wurde es dann wieder etwas gekürzt.