Contergan-Renten steigen deutlich
Berlin (dpa) - Die Renten für die rund 2700 noch lebenden Contergan-Opfer werden deutlich erhöht. Sie sollen rückwirkend ab Januar von derzeit höchstens 1152 Euro auf maximal 6912 Euro monatlich steigen. Dies sieht der am Donnerstag in erster Lesung im Bundestag diskutierte Gesetzentwurf vor. Er wurde gemeinsam von Union, FDP und SPD eingebracht. Auch Grüne und Linke zeigten sich in der Debatte offen für eine gemeinsame Verabschiedung.
Für die Erhöhung stellt der Bund 90 Millionen Euro jährlich zur Verfügung. Weitere 30 Millionen Euro sollen eingesetzt werden, um den spezifischen Bedarf der Betroffenen zu decken. «Ein jahrzehntelanger Missstand geht damit zu Ende», sagte der Vorsitzende des Contergannetzwerks Deutschland, Christian Stürmer.
Contergan steht für den größten Arzneimittel-Skandal der deutschen Nachkriegsgeschichte. Die rheinische Firma Grünenthal hatte das Schlafmittel 1957 auf den Markt gebracht. Viele werdende Mütter nahmen es ein - vor allem auch, weil es gegen Schwangerschaftsübelkeit half. Doch bald wurden weltweit etwa 10 000 Kinder mit schweren Missbildungen vor allem an Armen und Beinen geboren. In Deutschland waren es ungefähr 5000.
Der körperliche Zustand der heute etwa 50-jährigen Opfer entspricht laut einer vom Bundestag in Auftrag gegebenen Studie jenem von 70- bis 80-Jährigen. Die Kompensation fehlender Hände, Arme oder Beine führte zu folgenschweren Haltungsschäden. Rund 85 Prozent der Betroffenen klagen über Schmerzen. Die Hälfte ist pflegebedürftig.