Bonner Hirnforscher kritisiert Zulassungsstudien für Medikamente
Bonn (dpa) - Ein Hirnforscher aus Bonn hat die Zulassungsverfahren für Arzneimittel in Deutschland als ungeeignet kritisiert. Pharma-Unternehmen könnten bei der sogenannten Nutzenbewertung den Mehrwert eines neuen Medikaments gegenüber einem schon vorhandenen gar nicht nachweisen , sagte Professor Christian Elger von der Universitätsklinik Bonn am Dienstag der Nachrichtenagentur dpa. Das müssen die Hersteller aber, um von den Krankenkassen einen bestimmten Preis verlangen zu dürfen. Zuvor hatte der «Kölner Stadt-Anzeiger» über die Kritik des Experten berichtet.
Bevor ein Medikament zugelassen wird, prüft das Bundesamt für Arzneimittel und Medizinprodukte, ob die Arznei wirksam und sicher ist. Danach hängt vom Ausgang der Nutzenprüfung ab, wie viel die Kassen für das Medikament zahlen. Die Logik dahinter: Was nicht in höherem Maße nutzt, darf nicht mehr kosten als vergleichbare Medikamente. Ein Mehrwert sei aber mit den verfügbaren Daten «nicht beweisbar», meinte Elger, Direktor der Klinik für Epileptologie. Dafür seien vergleichende Studien nötig, für die man etwa auf dem Gebiet der Epilepsie Jahre brauche.
So scheiterten viele Arzneimittel-Entwicklungen, sagte Elger. «Es wird ein Medikament nach dem anderen abgeschossen.» Auf seinem Gebiet seien jüngst zwei Medikamente nicht umgesetzt worden, weil ihre Nutzenbewertung negativ ausgefallen sei. Der Forscher forderte unabhängige klinische Studien, die über eine Stiftung finanziert werden sollten. Diese könnte seiner Ansicht nach aus Überschüssen der Krankenkassen gespeist werden. Eine Stellungnahme des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA), der über den Zusatznutzen von Medikamenten entscheidet, stand am Nachmittag noch aus.