So funktioniert die COVAX Facility für weltweiten Zugang zu Covid-Impfstoffen
Mit dem Ziel, dass Länder unabhängig von ihrer Kaufkraft zügigen Zugang zu Impfstoffen gegen COVID-19 erhalten, hat die Weltgesundheitsorganisation WHO die Initiative COVAX und die dazu gehörige COVAX Facility ins Leben gerufen. COVAX steht für „Covid-19 Vaccines Global Access“.
Aufgabe der COVAX Facility ist es, die Entwicklung und Produktion von Impfstoffen zu beschleunigen. Vor allem aber ist sie dafür zuständig, Impfstoff-Dosen bei Herstellern zu kaufen und allen Staaten zuzuteilen, die ihre Teilnahme an COVAX erklärt haben. Erste Impfstoffkontingente haben Länder in Afrika, Asien, Südamerika und Europa erreicht.
In unserer jüngsten Podcast-Ausgabe der #vfaTonspur befragt Radio-Journalist Philipp Eins den vfa-Geschäftsführer Forschung Dr. Siegfried Throm zur europäischen Impfstoffbeschaffung: Ist die Aufhebung der Patente die Lösung für mehr Impfstoffe? Wie können sie weltweit gerecht verteilt werden? Und welche Rolle spielt die sogenannte COVAX-Facility dabei?
Bis Ende 2021 sollen mindestens zwei Milliarden qualitätsgesicherte und bedarfsgerechte Impfstoffdosen bereitstehen, um die akute Phase der Pandemie zu beenden – so das erklärte Ziel von COVAX. Ärmere Länder sollen mindestens 1,7 Milliarden dieser Impfdosen erhalten, damit sie im Jahr 2021 rund 26 Prozent ihrer Bevölkerung schützen können. Dahinter steht der Gedanke der Solidarität und die Überzeugung, dass die Covid-19-Pandemie sich in einer eng verflochtenen Welt nur eindämmen lässt, wenn alle Regionen ausreichend geschützt sind.
Der Zugang zur Impfung muss für alle Länder möglich und bezahlbar sein.»
Wie immer mehr Impfstoff über COVAX Staaten in aller Welt erreichen, zeigt der Live-Ticker von Gavi.
Betrieben wird die COVAX Facility von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zusammen mit den privat-öffentlichen Impfstoff-Allianzen Gavi (Global Alliance for Vaccines and Immunizations, federführend) und CEPI (Coalition for Epidemic Preparedness Innovations). Als „Impfstoffsäule“ gehören COVAX und COVAX Facility zur Dachorganisation „Access to COVID-19 tools“ (ACT, deutsch: Zugang zu COVID-19-Instrumenten). ACT ist auch für Diagnostika, Medikamente und die Stärkung der Gesundheitssysteme zuständig.
Inzwischen nehmen 190 von insgesamt rund 200 Staaten weltweit an COVAX teil, darunter 98 wohlhabendere Länder und 92 Staaten mit niedrigem und mittlerem Einkommen.
Wenn wohlhabendere Nationen Impfstoffe über die COVAX Facility beziehen, dann zahlen sie den vollen, mit den Impfstoffherstellern ausgehandelten Preis. Angesichts des unsicheren Ausgangs von Impfstoffstudien bietet COVAX reicheren Ländern neben ihren bilateralen Verträgen mit Pharmaunternehmen eine zusätzliche Absicherung. Ärmere Länder werden um eine finanzielle Beteiligung gebeten, haben aber, falls ihnen diese nicht möglich ist, Anspruch auf Gratislieferungen. Zahlreiche wohlhabendere Länder verzichten auf eine Belieferung durch COVAX. Sie unterstützen jedoch die Beschaffung für ärmere Länder finanziell oder spenden erworbene Kontingente. Auch gibt es immer mehr Länder, die ankündigen, später überschüssige Impfstoffdosen zu spenden. Vor diesem Hintergrund lässt sich COVAX als Einkaufsgemeinschaft und Versicherung, aber auch als Hilfsgemeinschaft bezeichnen.
Bei den Impfstoffspenden wird es zu einem erheblichen Teil um Ressourcen aus bilateralen Verträgen gehen, die viele wohlhabende Nationen mit Impfstoffherstellern abgeschlossen haben – anstatt oder zusätzlich zu einer Bestellung bei COVAX. Daher plädieren internationale Organisationen und Forschungsstiftungen für eine frühzeitige Strategie zur Übertragung von Überschüssen, bei der komplexe haftungsrechtliche und infrastrukturelle Aspekte berücksichtigt werden.
Damit COVAX seine Ziele erreichen kann, verpflichteten sich etliche Staaten und Staatengemeinschaften bei internationalen Gipfeltreffen zu weit überdurchschnittlichen millionenschweren Unterstützungsleistungen. So kündigte die Europäische Union anlässlich des digitalen G7-Gipfels am 19.02.2021 an, ihre Unterstützung für die COVAX Facility auf 1 Milliarde Euro aufzustocken, nachdem sie zunächst 500 Millionen Euro zugesagt hatte. Sie sieht das als Akt der globalen Solidarität und als Ergänzung ihrer bilateralen Vereinbarungen mit Impfstoffherstellern zur Versorgung der eigenen Bevölkerung, wofür 2,7 Milliarden Euro reserviert sind. Wie bei diesem Gipfeltreffen ebenfalls bekannt wurde, unterstützt Deutschland die COVAX Facility mit weiteren 980 Millionen Euro. Mit einem Gesamtbeitrag von rund zwei Milliarden Euro zählt das Land zu den größten Unterstützern der Initiative. Jeder fünfte Euro bei COVAX kommt aus Deutschland, jeder dritte aus der EU.
Ich danke den USA, Deutschland, der Europäischen Kommission, der Europäischen Investitionsbank, Japan und Kanada für ihre bedeutenden Finanzierungszusagen. Die heutigen Nachrichten zeigen uns, dass die Solidarität siegt.»
Während China seit Oktober 2020 Mitglied der COVAX Facility ist, schlossen sich die USA erst nach dem Amtsantritt von Präsident Joe Biden im Januar 2021 an. Die USA wird COVAX, wie Biden beim virtuellen G7-Gipfel bekanntgab, in den Jahren 2021 und 2022 mit voraussichtlich insgesamt vier Milliarden US-Dollar unterstützen.
Um die Impfstoff-Versorgung ärmerer Länder zu beschleunigen, startete am 15. April 2021 eine weltweite Kampagne zur Beschaffung weiterer zwei Milliarden US-Dollar. Die neue Initiative – sie wurde von den USA und der Impfstoffallianz Gavi ins Leben gerufen – soll die Zuteilung von 1,8 Milliarden Impfdosen an einkommensschwache Länder bis Ende 2021 sichern. Bei der virtuellen Auftaktveranstaltung machten zahlreiche Regierungen sowie internationale Stiftungen und Wirtschaftsunternehmen Zusagen im Wert von fast 400 Millionen US-Dollar. Zum größten Einzelbeitrag verpflichtete sich Schweden mit gut 258 Millionen US-Dollar. Die Kampagne läuft weiter und soll ihren Höhepunkt im Juni 2021 auf dem Gavi COVAX AMC-Gipfel in Japan haben. Bei dem Treffen am 15. April bekräftigten führende Vertreter der pharmazeutischen Industrie ihre Zusage zur Lieferung von Impfdosen an COVAX, um die Ausbreitung der Pandemie zu stoppen.
Mit ihrem Aufruf zur Spende von Impfstoffen erzielte die neue Kampagne erste Erfolge. So verpflichtete sich Neuseeland zur kostenlosen Weitergabe von mehr als 1,6 Millionen Dosen – vorzugsweise an Länder in der Pazifikregion. Bei der Auftaktveranstaltung kündigten Vertreter Frankreichs den baldigen Abschluss einer Vereinbarung zwischen COVAX und Team Europe zur Dosis-Spende an.
Es gibt nach wie vor eine schockierende und sich ausweitende Ungleichheit bei der weltweiten Verteilung von Impfstoffen. Einige AMC-Länder haben keine Impfstoffe erhalten, keines der Länder hat genug erhalten und nun erhalten einige Länder ihre Zuteilungen für die zweite Runde nicht rechtzeitig. Wir haben gezeigt, dass COVAX funktioniert. Um jedoch das volle Potenzial auszuschöpfen, müssen sich alle Länder politisch und finanziell engagieren, um COVAX vollständig zu finanzieren und die Pandemie zu beenden.»
Ein ausgeklügelter Mechanismus
Um die Versorgung teilnehmender Länder sicherzustellen, hat die COVAX Facility unterschiedliche Vorgehensweisen entwickelt:
- Wohlhabende Nationen beziffern vorab den Bevölkerungsanteil (zwischen 10 und 50 %), der mit Impfstoffen aus dem COVAX-Programm geschützt werden soll. Für die entsprechende Belieferung bietet die COVAX zwei Bezahlmodelle an. Bei der „Verpflichtenden Kaufvereinbarung“ (Committed Purchase Agreement) zahlen die Länder die Hälfte des kalkulierten Preises für die erforderlichen Impfstoffdosen an und unterzeichnen für die andere Hälfte eine Abnahmeverpflichtung (COVAX rechnet pro Person mit 6,40 US-Dollar für zwei Impfdosen). Bei der „Freiwilligen Kaufvereinbarung“ (Optional Payment Agreement) zahlen die Länder vorab 6,20 US-Dollar pro Person und erwerben damit das Recht auf Belieferung mit den Impfstoffen ihrer Wahl aus dem COVAX-Sortiment. Bezogen werden die Impfstoffe entweder direkt vom Hersteller oder mithilfe von UNICEF und anderen überstaatlichen Organisationen. Nicht verwendete Mittel werden nach Auskunft der COVAX Facility zurückerstattet.
- Wohlhabendere Länder können erworbene Bezugsrechte auch anonym zur Verwendung für mittellose Länder spenden. Von dieser Option Gebrauch machen unter anderem Deutschland und die EU-Kommission, aber auch Nichtregierungsorganisationen wie die Gates-Stiftung. Darüber hinaus können reichere Länder Impfstoffe, die sie sich in bilateralen Verträgen mit Herstellern gesichert haben, ärmeren Ländern zu fairen Konditionen zugänglich machen. Das Prozedere regeln die von der COVAX Facility veröffentlichten Grundsätze „Principles for Dose-Sharing“.
- Staaten mit geringem oder mittlerem Einkommen werden mithilfe des Gavi COVAX Advance Market Commitment (AMC, auf Deutsch: vorgezogene Marktverpflichtung) mit Impfstoffen versorgt. Dank der Spenden wohlhabender Länder konnte das Programm anlaufen; Ende 2020 standen dafür bereits insgesamt 2,4 Milliarden US-Dollar zur Verfügung. Die weitere Finanzierung soll unter anderem über Anleihen gesichert werden. Die Empfängerländer können bis 150 Millionen US-Dollar zur Vorbereitung auf die bevorstehende Impfkampagne beantragen und sich dabei von Institutionen wie WHO, UNICEF oder Weltbank beraten lassen. Bevor die Länder Impfstoffe erhalten, müssen sie eine sachgerechte Infrastruktur nachweisen, aber auch gut ausgebildetes Gesundheitspersonal und Aktivitäten zur Aufklärung der Bevölkerung. Detaillierte Impfstoff-Anfragen stellten bisher 86 von 92 ärmeren Teilnehmerstaaten. Über ein „Country Readiness Portal“ können AMC-Teilnehmer ihre endgültigen nationalen Einsatz- und Impfpläne einreichen.

Nathalie Moll, Generaldirektorin der efpia, sprach am 29. März 2021 mit Deutsche Welle TV über die Debatte um die faire weltweite Verteilung verfügbarer COVID-19-Impfdosen.
Aktuelles aus den Teilnehmerländern
Bis Mitte April 2021 hat COVAX mehr als 39 Millionen Dosen auf sechs Kontinenten ausgeliefert. Unter den 113 erreichten Ländern gehören rund zwei Drittel zu den 92 einkommensschwächeren Ländern, die Impfstoffe erhalten, die über das Gavi COVAX Advance Market Commitment (AMC) finanziert werden. Bei COVAX geht man davon aus, dass alle Länder, die Impfstoffe angefordert haben, in der ersten Jahreshälfte 2021 beliefert werden können.
Hier Nachrichten, sortiert nach Aktualität:
- Erste Impfdosen kamen am 14. April 2021 in Guinea-Bissau und Mauretanien an. Am 9. April 2021 erhielten Libyen und Tuvalu erstmals Impfstoffe von der COVAX Facility. Zwei Tage zuvor erreichten erste Lieferungen Barbados und Costa Rica.
- Anfang März gingen erste Lieferungen an zahlreiche afrikanische Länder: Elfenbeinküste (500.000 Dosen), Nigeria (3,94 Millionen Dosen), Angola (624.000 Dosen), Demokratische Republik Kongo (1,7 Millionen Dosen), Ruanda (240.000 Dosen), Malawi (360.000 Dosen), Gambia, Kenia und Sudan. In Asien trafen Lieferungen in Kambodscha (324.000 Dosen) und den Philippinen (500.000 Dosen) ein. In Südamerika kam die erste COVAX-Lieferung am 1. März an. Am Flughafen von Bogota, der Hauptstadt Kolumbiens, wurden 117.000 Dosen des BioNTech/Pfizer-Impfstoffs in Empfang genommen. Auch ein europäisches Land, Moldavien, erhielt Impfstoff über COVAX.
- Am 26. Februar 2021 erreichten 117.000 Dosen des BioNTech/Pfizer-Impfstoffs Südkorea. Das wohlhabende Land hat die Lieferung im Rahmen der COVAX Facility selbst finanziert.
- Als erster Staat der Welt hat Ghana am 24. Februar 2021 Impfstoffe über die COVAX Facility erhalten. Mit den 600.000 Dosen des AstraZeneca/Oxford-Impfstoffs sollen vorrangig Beschäftigte im Gesundheitswesen, Personen über 60 Jahre, chronisch Kranke sowie Vertreter ausgewählter Gruppen geschützt werden. Begonnen hat die Impfkampagne am 2. März. Produziert wurde der Impfstoff in Lizenz vom Serum Institute of India. Bis Ende 2021 rechnet Ghana mit insgesamt 2,4 Millionen Dosen aus dem COVAX-Programm.
- Großbritannien, das 400 Millionen Impfdosen bestellt hat und viele davon übrighaben wird, hat sich anlässlich des virtuellen G7-Gipfels am 19. Februar 2021 verpflichtet, den Großteil seines überschüssigen Vorrats via COVAX an ärmere Länder zu spenden. Ähnliche Zusagen hatten zuvor bereits Kanada, Frankreich, Norwegen und die Europäische Union gemacht.
- Nordkorea soll bis Ende Mai 1,7 Millionen Dosen des AstraZeneca/Oxford-Impfstoffs über COVAX erhalten. Das Land, in dem es nach eigenen Angaben keine COVID-19-Infektionen gibt, hatte COVAX um Belieferung gebeten.
- China will COVAX zehn Millionen Impfdosen von drei chinesischen Herstellern zur Verfügung stellen. Wie das Außenministerium in Peking mitteilte, will man damit zur Deckung des dringenden Bedarfs in Entwicklungsländern beitragen. Unabhängig von COVAX hat China Impfstoffe aus eigener Produktion bereits an 16 afrikanische Länder geliefert. Die Weltgesundheitsorganisation prüft derzeit die Genehmigung von chinesischen Impfstoffen für den Notfalleinsatz. Mit der Entscheidung wird bis Ende April 2021 gerechnet.
- Bangladesh erwirbt mit Unterstützung der Weltbank Impfstoffe für 20 % seiner Bevölkerung über die COVAX Facility. Geplant ist der Erwerb weiterer Dosen von COVAX oder direkt von den Herstellern für zusätzlich 11 % der mehr als 160 Millionen Einwohner des südasiatischen Landes.
- Südafrika hat sich insgesamt 12 Millionen Impfstoffdosen über die COVAX Facility gesichert und erwartet eine erste Lieferung von 2 Millionen Dosen. Begonnen hat die Impfkampagne des Landes im Februar 2021 – mit 80.000 Dosen des unabhängig von COVAX erworbenen Impfstoffs von Johnson & Johnson.
- Afrikanische Länder können nach Auskunft der Regionaldirektorin der WHO für Afrika, Matshidiso Moeti, in den ersten Monaten des Jahres 2021 mit ersten Lieferungen von nahezu 90 Millionen COVID-19-Impfdosen aus dem COVAX-Programm rechnen, später dann mit größeren Mengen. Anfang April waren 60 Millionen Dosen in 31 Ländern des afrikanischen Kontinents angekommen. Weil die im Jahr 2021 insgesamt für Afrika vorgesehenen 600 Millionen Impfstoffdosen aus der COVAX Facility nur für rund 20 Prozent der zu versorgenden Bevölkerung reichen, versuchen staatliche Stellen des Kontinents, sich durch separate Abkommen weitere Dosen zu sichern. Angestrebt wird eine Impfquote von 60 Prozent der Bevölkerung, um eine Herdenimmunität gegen das Virus zu erreichen. Vor diesem Hintergrund hat sich die Afrikanische Union, wie am 14. Januar 2021 bekannt wurde, 270 Millionen COVID-19-Impfdosen direkt von den Herstellern BioNTech/Pfizer, Janssen (Johnson & Johnson) und AstraZeneca über das Serum Institute of India für die Mitgliedsstaaten gesichert.
- Impfstofflieferungen könnten in Zukunft auch direkt aus der Europäischen Union kommen, die aktuell eine Strategie zur Verteilung überschüssiger Impfstoffdosen an weniger wohlhabende Länder auf dem Balkan, im Nahen Osten und in Afrika entwickelt. Der neue Mechanismus werde Impfstoffe in ärmere Länder bringen, „bevor COVAX voll einsatzfähig ist“, sagte die EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides. Nach Informationen der Nachrichtenagentur Reuters, ist noch unklar, ob die EU ihre überschüssigen Dosen spenden oder verkaufen wird und wann die Impfstoffe zur Verfügung gestellt werden können. Schweden hat der Agentur zufolge bereits einen Mechanismus eingerichtet, um seine überschüssigen Impfstoffe zu verkaufen.
Dies ist ein ermutigender Fortschritt, aber die Menge der Dosen, die über COVAX verteilt werden, ist immer noch relativ gering. Eine unserer Hauptprioritäten ist es jetzt, den Ehrgeiz von COVAX zu erhöhen, um allen Ländern zu helfen, die Pandemie zu beenden.»
Kooperation mit den Herstellern
Hersteller von Impfstoffen, die mit der COVAX Facility zusammenarbeiten, sollen durch Vorab-Kaufverpflichtungen und Vorauszahlungen in die Lage versetzt werden, ihre Produktionskapazitäten zügig und umfangreich auszuweiten. Dafür will die COVAX Facility Milliardenbeträge bereitstellen. In den Vorab-Kaufverpflichtungen werden Liefermengen, Lieferfristen und Preise festgelegt, wobei die COVAX Facility Preise aushandeln will, die höchstens auf dem Niveau bilateral abgeschlossener Lieferverträge mit einzelnen Staaten liegen. Wie die Impfstofflieferungen teilnehmenden Länder zugeteilt werden und zu verwenden sind, regeln WHO-Leitlinien.
In einer zusammen mit der Bill & Melinda Gates-Stiftung am 30.09.2020 veröffentlichten Vereinbarung versichern 16 führende Pharmaunternehmen, globale Initiativen wie COVAX zu unterstützen und ihre Innovationen weltweit zu bezahlbaren Preisen anzubieten.
Bereits zum Jahreswechsel 2020/21 hat COVAX sich den Zugang zu mindestens zwei Milliarden Impfdosen vertraglich gesichert. Damit sollen alle teilnehmenden und ausreichend vorbereiteten Länder in die Lage versetzt werden, Gesundheitspersonal und besonders schutzbedürftige Bevölkerungsgruppen impfen zu können. Die meisten Abkommen garantieren COVAX einen Anteil an den ersten Produktions-Chargen und weitere Lieferungen je nach Produktionsfortschritt. Man sei bestrebt, das Impfstoff-Portfolio möglichst vielfältig zu gestalten und werde zu gegebener Zeit neue Vereinbarungen mit Impfstoffherstellern bekannt geben, kündigte die COVAX Facility am 8. April 2021 an.
Machen wir uns nichts vor: Die Frage, wer auf der Welt welchen Impfstoff wann bekommt, wird natürlich auch neue Verbundenheiten und neue Erinnerungen schaffen; denn wer in einer solchen Not Hilfe bekommt, erinnert sich daran natürlich sehr viel stärker, als das in guten Zeiten der Fall wäre.»
Die avisierten zwei Milliarden Impfdosen beziehen sich unter anderem auf Absprachen zwischen COVAX und folgenden Herstellern (in alphabetischer Reihenfolge):
- AstraZeneca lieferte die ersten, Ende Februar 2021 über die COVAX Facility ausgelieferten Impfstoffe. Zusammen mit seinen Lizenznehmern, darunter vor allem das Serum Institute of India, stellte das Unternehmen den Löwenanteil der bis 8. April 2021 von COVAX ausgelieferten ersten 38 Millionen Impfdosen bereit. Ziel sei es, in den folgenden Monaten insgesamt 142 Länder mit Hunderten von Millionen Dosen des Impfstoffs zu versorgen, teilte das britisch-schwedische Unternehmen mit. Der Großteil dieser Dosen werde an Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen gehen. AstraZeneca war das erste global agierende Pharmaunternehmen, das sich im Juni 2020 COVAX anschloss. Der britisch-schwedische Mutterkonzern hatte die Bereitstellung von 170 Millionen seines Impfstoffs AZD1222 zugesagt.
- Der US-Pharmakonzern Johnson & Johnson hat über seine belgische Tochter Janssen Pharmaceutica N.V. die Lieferung von 220 Millionen Dosen seines Eine-Dosis-Impfstoffs an die COVAX Facility angekündigt. Der Impfstoff soll bis zum dritten Quartal 2021 über das südafrikanische Unternehmen Aspen Pharmacare zur Verfügung gestellt werden – dem Vernehmen nach zum Preis von zehn US-Dollar pro Dosis. Bis Ende 2021 sollen weitere 180 Millionen Dosen für die 55 Mitgliedsstaaten der Afrikanischen Union folgen. Damit würde der US-Konzern der für 2021 avisierten Lieferung von 500 Millionen Dosen näher rücken.
- Der US-Hersteller Novavax bekundete seine Absicht, der COVAX Facility insgesamt 1,1 Milliarden Dosen seines Impfstoff-Kandidaten NVX-CoV2327 zur Verfügung zu stellen, wie am 18. Februar 2021 bekannt wurde. Darin enthalten ist die mit dem Hersteller Serum Institute of India bereits vereinbarte Lieferung. Entwicklung und Herstellung von NVX-CoV2327 werden mit Mitteln der COVAX Facility gefördert. Die aktuelle Absichtsbekundung (Memorandum of Understanding) leitet die Verhandlungen über eine Vorkaufsrecht-Vereinbarung ein.
- Mit Pfizer wurde ein Vertrag abgeschlossen, der COVAX das Vorkaufsrecht auf 40 Millionen Impfdosen des BioNTech/Pfizer-Impfstoffs sichert. Derzeit verhandelt man über die Lieferbedingungen. Pfizer sichert in einer Pressemitteilung vom 22. Januar 2021 zu, die Impfstoffe im Verlauf des Jahres 2021 zur Verfügung zu stellen und diese zum Selbstkostenpreis zu liefern, falls sie für ärmere AMC-Länder gedacht sind. „Vorbehaltlich des erfolgreichen Abschlusses der Liefervereinbarung für den Impfstoff von Pfizer-BioNTech gehen wir davon aus, dass wir Ende Februar mit den Lieferungen der lebensrettenden COVID-19-Impfstoffe beginnen können“, sagte der Leiter der Impfstoffallianz Gavi, Dr. Seth Berkley.
- Sanofi/GSK (Frankreich/UK) stehen mit einer Absichtserklärung zur Lieferung von 200 Millionen Dosen ihres gemeinsamen Impfstoffs im Wort. Das Unternehmen hofft auf die Zulassung seines ersten Impfstoffkandidaten Ende 2021.
- Das Serum Institute of India, das Impfstoffe in Lizenz von mehreren anderen Herstellern produziert, hat sich verpflichtet, COVAX jeweils 100 Millionen Dosen vom AstraZeneca/Oxford-Kandidaten und vom Impfstoffkandidaten des US-Herstellers Novavax zu liefern – zum Preis von 3 US-Dollar pro Dosis. Darüber hinaus laufen Verhandlungen zur Lieferung von weiteren 300 bis 400 Millionen Impfstoffdosen. Am 15. Februar 2021 bestätigte die WHO die Eignung von zwei Versionen des AstraZeneca/Oxford-Impfstoffs für den Notfalleinsatz. Eine Version stammt aus dem Serum Institute of India, die andere von AstraZeneca – SK Bio (Südkorea). Nach der positiven Bewertung von Qualität, Sicherheit und Wirksamkeit beider Impfstoffvarianten durch die WHO konnte die weltweite Auslieferung im Rahmen von COVAX im ersten Quartal 2021 einsetzen. Allerdings verzögern sich die Lieferungen von Impfstoffdosen des Serum Institute of India im März und April 2021. Grund ist eine neue Welle von COVID-19-Infektionen in Indien, die den landeseigenen Bedarf an Impfstoffen stark erhöht.
Zudem hat sich COVAX ein Vorkaufsrecht auf weitere Impfdosen gesichert. Es tritt dann in Kraft, wenn Impfstoffe, deren Entwicklung derzeit mit COVAX-Mitteln gefördert wird, eine behördliche Zulassung erhalten.
Pläne zur Impfstoffverteilung
Um den Mitgliedsstaaten die Vorbereitung zu erleichtern, veröffentlicht COVAX regelmäßig Lieferprognosen. Unter zahlreichen Vorbehalten (tatsächliche Verfügbarkeit der Impfstoffe, ausreichende Förderung, Bereitschaft der Länder, etc.) werden in der letzten Prognose vom 7. April 2021 für das Jahr 2021 gut 2,1 Milliarden Impfdosen zur weltweiten Verteilung angekündigt. Davon sind 1,5 Milliarden vertraglich gesichert; über weitere 0,6 Milliarden werde derzeit intensiv verhandelt, teilte COVAX mit. Die Lieferungen begannen wurde im Februar 2021 mit den Impfstoffen von AstraZeneca/Oxford und BioNTech/Pfizer. Die Prognose geht von einer stetig steigenden Versorgung mit Impfstoffen aus. Da die Liefermenge sich an der Bevölkerungszahl der Teilnehmerländer orientiert, dürfte rund die Hälfte der angekündigten Impfstoffdosen nach Südostasien und Afrika gehen.