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NTDs schnell erklärt

Eine Krankenschwester mit dunklen geflochtenen Haaren, blauem Kittel und Stethoskop spricht mit Kindern, die auf einer Bank vor einer blauen Wand sitzen. Sie haben bunte kenianische gewänder an.

Was sind NTDs?

NTD steht für Neglected Tropical Diseases. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) fasst mit der Bezeichnung eine Gruppe von armutsassoziierten, meist in tropischen Ländern vorkommenden Krankheiten zusammen. Weltweit leiden mehr als 1 Milliarde Menschen an diesen Infektionskrankheiten; die Hälfte von ihnen sind Kinder. Meist sind arme, „vernachlässigte“ Bevölkerungsgruppen in einem Land betroffen. Manche NTDs kommen aber auch außerhalb tropischer Länder vor.

Welche Krankheiten gehören zu den NTDs?

NTDs werden von Bakterien, Viren, Pilzen oder Würmern verursacht, zudem werden Schlangenbisse dazugezählt. Die WHO hat die Bekämpfung von 20 Infektionskrankheiten priorisiert, darunter zum Beispiel das Dengue-Fieber, die Bilharziose und die Flussblindheit. Eine Übersicht findet sich hier. Manche NTDs treten auch in Europa auf: Beispielsweise Tollwut, Dengue-Fieber, Chagas-Krankheit, Krätze, Fuchsbandwurm-Befall und Bilharziose.

Warum ist die Bekämpfung von NTDs wichtig?

Häufig verlaufen diese Erkrankungen chronisch und führen zu Behinderungen, Entstellungen, Ausgrenzung und anderen weitreichenden Beeinträchtigungen; einige sind tödlich. Ein großes Problem ist zudem, dass Armut die Ansteckung fördert, die dann wiederum die Armut zementiert, etwa weil kranke Kinder die Schule nicht besuchen und betroffene Erwachsene keiner Arbeit nachgehen können. Wo NTDs zurückgedrängt werden, kann Armut leichter überwunden werden.

Was macht es so schwer, diese Krankheiten zu bekämpfen?

Viele Faktoren beeinflussen die Ausbreitung der NTDs: Schwach entwickelte Hygienestandards, kein Zugang zu genug sauberem Wasser und gesunder Nahrung sowie eine wenig ausgebaute medizinische Versorgung und Bildung sind nur einige davon. Die Versorgung mit Impfstoffen und Medikamenten braucht häufig eine ununterbrochene Kühlkette – neben anderen logistischen Herausforderungen. Auch die Verteilung in entlegene Gebiete oder über ein Endemiegebiet hinweg gestaltet sich oft schwierig.

Wie kann Betroffenen dennoch geholfen werden?

Die WHO, Hilfsorganisationen, NGOs, gemeinnützige Vereine - wie das deutsche Netzwerk gegen vernachlässigte Tropenkrankheiten, DNTDs - und forschende Pharma-Unternehmen setzen sich für eine Verbesserung der Situation ein. Letztere spendeten beispielsweise im vergangenen Jahrzehnt jährlich Medikamente für die Behandlung von rund einer Milliarde Menschen.

Bei der Bekämpfung der NTDs werden je nach Krankheit unterschiedliche Strategien verfolgt: entweder die der flächendeckenden Präventivbehandlung aller potenziell Betroffenen oder aber die der gezielten Behandlung der tatsächlich Erkrankten. Das alles führte bei einigen der NTDs schon zu Erfolgen. So beispielsweise bei der afrikanischen Schlafkrankheit. 1996 ging man noch von ca. 200.000 Fällen aus. Heute gibt es nur noch weniger als 5.000 Betroffene. Oder bei der Flussblindheit. Sie wurde in einer Reihe von Ländern eliminiert, d. h. die Zahl der Fälle ist so niedrig, dass die Krankheit kein Problem der öffentlichen Gesundheitsversorgung mehr darstellt. Insgesamt konnten bislang 42 Länder eine oder mehrere NTDs eliminieren.