Drucken PDF-Download
öffnen / schließen
Wenn Sie diese Felder durch einen Klick aktivieren, werden Informationen an Facebook, Twitter oder Google in die USA übertragen und unter Umständen auch dort gespeichert. Näheres erfahren Sie hier: https://www.heise.de/ct/artikel/2-Klicks-fuer-mehr-Datenschutz-1333879.html

Arzneimittelinnovation 2023: Gesetz bremst medizinischen Fortschritt

  • Neue Behandlungsmöglichkeiten durch 30 neue Medikamente und zahlreiche Zulassungserweiterungen in 2023
  • Stark erweiterte Möglichkeiten, sich vor RSV-Infektionen zu schützen
  • Gesetzgebung bremst Neueinführungen von Medikamenten

Berlin (vfa). Pharmaunternehmen haben 2023 in Deutschland 30 Medikamenten mit neuem Wirkstoff eingeführt und damit für neue Möglichkeiten zur Behandlung oder Vorbeugung gesorgt. In dieser Statistik nicht mitgezählt sind zwei Medikamente, die ihre Hersteller nach nur wenigen Monaten wieder vom Markt genommen haben. Zum Vergleich: 2021 und 2022 wurden 46 bzw. 49 Medikamente mit neuem Wirkstoff in Deutschland eingeführt.

Dazu sagt vfa-Präsident Han Steutel: „Wieder haben forschende Pharma-Unternehmen für viele Patientinnen und Patienten bessere Behandlungs- und Präventionsmöglichkeiten geschaffen. Allerdings hätten es auch mehr sein können. Es standen genügend zugelassene Medikamente bereit. Doch das GKV-Finanzstabilisierungsgesetz von 2022 mit seinen Eingriffen in das Erstattungssystem hat beigetragen, Unternehmen von der Vermarktung einzelner Medikamente in Deutschland abzubringen. Sie ziehen sie vom Markt zurück oder führen sie gar nicht erst ein. Das dürfte sich fortsetzen, bis in Deutschland wieder Marktbedingungen herrschen, die verlässlich medizinischen Fortschritt anerkennen.“

Schutz vor RSV- und Dengue-Infektionen

Von den Neueinführung in diesem Jahr sorgen drei Medikamente für Schutz vor dem Atemwegs-Virus RSV: zwei Impfstoffe und ein vorbeugend einsetzbares Antikörpermedikament. Damit können insbesondere Menschen ab 60 Jahren und Babys, die noch keine RSV-Saison erlebt haben, geschützt werden. Zuvor gab es nur ein prophylaktisches Medikament für Frühgeborene und Neugeborene mit bestimmten Erkrankungen.

Auch gibt es jetzt erstmals in Deutschland die Möglichkeit, sich mit einer Impfung vor der Viruskrankheit Dengue-Fieber zu schützen, die vor allem in subtropischen und tropischen Ländern auftritt.

Krebserkrankungen

Besonders viele Neueinführungen gab es 2023 wieder für Krebspatient:innen: Zwölf Medikamente kamen gegen unterschiedliche Tumorarten heraus. Drei davon dienen der Behandlung des Multiplen Myeloms, einer Krebserkrankung des Knochenmarks. Zur Diagnose und Therapie von Prostatakrebs, der häufigsten Krebsart bei Männern, kamen ebenfalls drei neue Medikamente auf den Markt. Und gegen die häufigste Krebsart bei Frauen, den Brustkrebs, kam ein neues Medikament in die Versorgung.

Gen- und Zelltherapien

2023 wurden zwei weitere Gentherapeutika und ein Zelltherapeutikum eingeführt. Zwei davon dienen der Krebsbehandlung. Mit der dritten Neueinführung können erstmals Patient:innen mit der besonders seltenen Blutgerinnungsstörung Hämophilie B gentherapeutisch behandelt werden. Gegen die verwandte Gerinnungsstörung Hämophilie A wurde schon 2022 die erste Gentherapie in Deutschland einsetzbar.

Die Zahl der in Deutschland eingeführten Gen- und Zelltherapien liegt nun bei insgesamt 16. Alle dienen der Behandlung seltener Erkrankungen.

Verteilung der Neueinführungen

Die 30 Medikamente mit neuem Wirkstoff, die 2023 in Deutschland eingeführt wurden, verteilen sich wie folgt auf die verschiedenen Krankheitsgebiete:

  • Krebserkrankungen: 12
  • Immunologische Erkrankungen: 6
  • Infektionskrankheiten: 4
  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen: 2
  • Blutungskrankheiten: 1
  • Neurologische Erkrankungen: 1
  • Stoffwechselerkrankungen: 1
  • Sonstige: 3

Zu den „Immunlogischen Erkrankungen“ werden Autoimmunkrankheiten, allergische Erkrankungen und angeborene Immundefekte gezählt.

Fortschritte auch durch Zulassungserweiterungen

Pharmaunternehmen haben nicht nur neue Medikamente auf den Markt gebracht: Gleich 24-mal haben sie auch vorhandene Medikamente gegen weitere Krankheiten anwendbar gemacht. Die meisten solchen Zulassungserweiterungen betrafen Krebserkrankungen oder Autoimmunkrankheiten.

Abbildungen und weitere Informationen