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Klinische Forschung in Deutschland braucht Förderung mit Fokussierung

Berlin (VFA). "Klinische Forschung ist in der Tat Forschung ersten Ranges, wenn Sie auf hohem wissenschaftlichen und organisatorischen Niveau und zu relevanten Fragestellungen durchgeführt wird. Deshalb begrüßen wir, dass das Bundesministerium für Bildung und Forschung und die Deutsche Forschungsgemeinschaft die in Deutschland vielerorts im internationalen Vergleich zurückgefallene klinische Forschung wieder wettbewerbsfähig machen wollen." So kommentierte Dr. Siegfried Throm, Geschäftsführer Forschung, Entwicklung, Innovation des Verbands Forschender Arzneimittelhersteller (VFA) die heutige Ankündigung eines neuen Programms zur Förderung klinischer Forschung in Deutschland durch BMBF und DFG, für das in den nächsten vier Jahren 40 Millionen Euro zur Verfügung stehen.

Die forschenden Arzneimittelhersteller beklagen seit langem, dass Deutschland als Standort für klinische Forschung - also die Erforschung von Krankheiten, Therapien sowie Diagnose- und Präventionsmöglichkeiten durch Ärzte mit Hilfe von Patienten, die freiwillig an Studien teilnehmen - im internationalen Vergleich zumeist nur noch mittelmäßig ist. "Die Mehrzahl der international bedeutenden Studien wird mittlerweile von Ärzten aus anderen Ländern geleitet, oder die Studien werden sogar ganz außerhalb Deutschlands durchgeführt", so Throm.

Werde nun die "Studienkultur" - so Bulmahn - hierzulande verbessert, komme das dem Forschungsstandort und der Leistungsfähigkeit Deutschlands als Anbieter medizinischer Spitzenleistungen zugute, bewertete Throm. Darüber hinaus würden medizinische Einrichtungen in Deutschland durch die Stärkung ihrer Kompetenz und die Verbesserung der Infrastruktur für klinische Studien auch wieder interessanter als Partner für forschende Arzneimittelhersteller, die Arzneimittelstudien durchführen wollen. Bisher vom BMBF geförderte Programme wie die Einrichtung von Kompetenznetzen und Koordinierungszentren für klinische Studien seien hier bereits Schritte in die richtige Richtung gewesen.

Leider zeige das neue Programm jedoch auch strukturelle Schwächen. Dazu zähle seine ausdrücklich betonte ‚Themenunabhängigkeit’. "Von epidemiologischen bis zu therapeutischen Fragestellungen, von der Psychotherapie bis zur Chemotherapie seltener Krebserkrankungen soll alles mit Mitteln aus dem einen begrenzten Topf erforscht werden", erläutert Throm. "So eine Förderung mit der Gießkanne birgt die Gefahr, Deutschland in der Breite nur ein bisschen weniger mittelmäßig zu machen, statt das Land auf ausgewählten Gebieten an die Weltspitze zurückzuführen." Gerade die deutsche klinische Leukämieforschung, die von BMBF und DFG als Vorbild für das Vorhaben angeführt wurde, zeige, wie man trotz begrenzter Ressourcen viel erreichen könne: durch eine klare Fokussierung auf wenige Krankheitsbilder und durch Stetigkeit im Auflegen von aufeinander aufbauenden bzw. einander ergänzenden Studien, die schließlich zu international angesehenen und akzeptierten Therapiestrategien führe.

Darüber hinaus sei zu erwarten, dass das angestrebte Ziel einer Förderung junger forschender Ärzte nicht erreicht werden könne, wenn diese tatsächlich - wie heute angekündigt - ein Jahr lang auf die Begutachtung ihrer Anträge warten müssen. "Entschlossene Fokussierung und straffe Entscheidungsprozesse - das fehlt dem Programm noch, damit es mit seinen begrenzten Ressourcen nachhaltige Effekte für den akademischen und den Industrieforschungsstandort Deutschland erzielen kann", so Throm abschließend.