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Märkte sind besser als Quoten

  • Biosimilars sind gut im Markt etabliert und durch Patentausläufe bekommt der Markt weiter Schwung
  • Der Arzt muss entscheiden und wissen, welches Medikament sein Patient erhält
  • Grundsatzfragen der Arzneimittelpolitik sollten im Pharmadialog diskutiert werden können

Berlin (vfa). "Der Vorstoß zu gesetzlichen Biosimilarquoten von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn ist nicht erforderlich. Denn der Markt für Biosimilars hat sich gut entwickelt und bekommt gerade noch mehr Schwung, weil große Patente auslaufen und die Konkurrenz wächst. Dass Jens Spahn in einer solchen Situation mehr auf Quoten als auf Märkte setzt, ist unverständlich. Das wirkt wie Staatsmedizin-light," sagt Birgit Fischer, Hauptgeschäftsführerin des vfa.

"Der geplante automatische Austausch von Biopharmazeutika in der Apotheke schränkt zudem die Therapiefreiheit der Ärzte ein: Der Arzt muss entscheiden und wissen, welches Medikament sein Patient erhält. Diese Entscheidung darf nicht auf die Apotheken verlagert werden. Schließlich will der Patient darauf vertrauen können, dass sein Arzt die Therapie steuert. Die Sache wird auch nicht dadurch besser, wenn die Gesundheitsverwaltung (Gemeinsamer Bundesausschuss) bei Biopharmazeutika entscheidet, welche austauschbar sein sollen und welche nicht," so Fischer weiter.

Für Fischer ist es ein merkwürdiges Verfahren, zwei Tage vor dem Start des Pharmadialoges von Politik und Wirtschaft via Presse von wichtigen Fragen der Arzneimittelpolitik zu hören.

Hintergrund: Was sind Biosimilars, wie oft werden sieverordnet?

Biopharmazeutika sind gentechnisch hergestellte Medikamente, dazu zählen z.B. Insuline und Biologika für die Therapie von Rheuma. Sie müssen gespritzt oder infundiert werden. Nachahmerpräparate solcher Biopharmazeutika heißen Biosimilars. Inzwischen sind in Europa 34 Biosimilars aus 15 Wirkstoffgruppen zugelassen (Stand 12.10.2018).

Ein Biosimilar und das Originalpräparat, von dem es abgeleitet ist, sind grundsätzlich gleichwertig; identisch sind sie jedoch nicht. So gibt es bei ihnen kleine Unterschiede in der molekularen Zusammensetzung. Unterschiedlich von Medikament zu Medikament sind auch die Pens, mit denen die Patienten sich diese Medikamente selbst injizieren. Den Umgang mit dem jeweiligen Pen müssen Patienten erst lernen; ein ständiger Wechsel kann die Therapietreue reduzieren und zusätzliche Kosten verursachen.

Biosimilars brauchen in Deutschland auch keine "Starthilfe" mehr: In Marktsegmenten, in denen es Biosimilars gibt, haben diese inzwischen bis zu 80 % Verordnungsanteil (gerechnet nach Tagesdosen). Bei dem zur Rheuma- und Krebstherapie seit April 2017 zugelassenen Antikörper Rituximab haben die Biosimilars bereits einen Anteil von über 50 % erreicht.

Weitere Informationen

Der vfa ist der Verband der forschenden Pharma-Unternehmen in Deutschland. Er vertritt die Interessen von 43 weltweit führenden Herstellern und ihren über 100 Tochter- und Schwesterfirmen in der Gesundheits-, Forschungs- und Wirtschaftspolitik. Die Mitglieder des vfa repräsentieren rund zwei Drittel des gesamten deutschen Arzneimittelmarktes und beschäftigen in Deutschland mehr als 80.000 Mitarbeiter. Mehr als 16.000 davon arbeiten in Forschung und Entwicklung. Folgen Sie uns auf Twitter: www.twitter.com/vfapharma