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Positive Entwicklung der Pharmabranche würde dem Standort Deutschland insgesamt zugute kommen

Berlin (VFA). "Jeder neue Arbeitsplatz bei einem Arzneimittelhersteller in Deutschland stiftet einen weiteren in einer anderen deutschen Branche! Und jeder Euro Wertschöpfung in der Pharmaindustrie bringt 1,90 Euro Wertschöpfung für die Volkswirtschaft." So fasste Dr. Dr. Andreas Barner, Vorsitzender des Vorstands des Verbandes Forschender Arzneimittelhersteller (VFA) heute in Berlin eine neue Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung zusammen, die die pharmazeutische Industrie im gesamtwirtschaftlichen Kontext beleuchtet. Ein Blick auf die aktuellen Branchenkennzahlen und Prognosen der VFA-Mitgliedsunternehmen für das kommende Jahr, die die gravierenden Auswirkungen der Umsetzung des GMG reflektierten, zeige jedoch, dass die Politik dieses Potenzial bisher nicht in Entscheidungen einbeziehe.

Professor Dr. Georg Meran, Vizepräsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Berlin, stellte die Ergebnisse der Studie "Die pharmazeutische Industrie im gesamtwirtschaftlichen Kontext: Ausstrahlung auf Produktion und Beschäftigung in den Zulieferbereichen" vor, die im Auftrag des VFA erstellt wurde. "Die pharmazeutische Industrie gehört wie der Luft- und Raumfahrzeugbau, die Rundfunk-, Fernseh- und Nachrichtentechnik und die Medizintechnik zu den besonders forschungsintensiven Industriezweigen", erläuterte er. Seit 1995 weise sie im Vergleich zum verarbeitenden Gewerbe insgesamt eine deutlich höhere Dynamik in der Entwicklung von Wertschöpfung und Beschäftigung auf.

Die Quantifizierung der Verflechtungen der pharmazeutischen Industrie mit der übrigen Wirtschaft mittels Input-Output-Analyse zeige, dass von den Lieferungen des Pharmabereichs an die Endnachfrage der privaten und öffentlichen Haushalte (insbesondere die gesetzliche Krankenversicherung) sowie an das Ausland erhebliche indirekte Effekte auf andere Wirtschaftsbereiche ausgehen: Unter Berücksichtigung der indirekten Produktions- und Investitionseffekte übersteige die gesamte Wertschöpfung in der Volkswirtschaft die direkte Wertschöpfung in der pharmazeutischen Industrie um 90 Prozent. Und die durch die Herstellung von Arzneimitteln ausgelöste Beschäftigung sei doppelt so groß wie die Zahl der Beschäftigten in der pharmazeutischen Industrie selbst.

"Leider gilt auch das Umgekehrte", kommentierte Barner die Studie. "Jede Minderung der Wertschöpfung in der Pharmabranche mindere die Wertschöpfung in Deutschland um fast das Doppelte. Und mit jeder Stelle, die in der pharmazeutischen Industrie abgebaut werden müsse, verliere Deutschland nicht nur einen, sondern gleich zwei Arbeitsplätze.

Vor diesem Hintergrund müsse auch der volkswirtschaftliche Schaden bewertet werden, der durch den Abbau von 7.000 Arbeitsplätzen in der pharmazeutischen Industrie (5,6 Prozent, gemessen am Stand von September 2003) binnen eines Jahres entstanden sei.

Barner stellte eine Umfrage unter den VFA-Mitgliedsunternehmen zu ihrer Prognose für 2005 vor, die die folgenden Ergebnisse erbrachte:

Ausgehend von dem einmaligen Tiefstand in diesem Jahr erwarten rund ein Drittel eine Stagnation oder einen weiteren Umsatzrückgang in 2005. Etwa die Hälfte der Unternehmen erwartet eine leichte Erholung des Umsatzes, doch nur ein Sechstel rechnet mit einem fühlbaren Umsatzplus, das sich auf den Verkauf innovativer Produkte stützt.

Bei der Beschäftigung ist Stagnation auf dem in diesem Jahr erniedrigten Niveau zu erwarten: 37 Prozent der Unternehmen rechnet mit weiteren Arbeitsplatzverlusten, ein Drittel erwartet, die Beschäftigung konstant halten zu können. Nur 30 Prozent können sich einen Beschäftigtenzuwachs vorstellen.

Die Erwartungen für den Export 2005 entsprechen im Wesentlichen denen für 2004. Das bedeutet: Rund die Hälfte erwartet Stagnation; rund 40 Prozent rechnen mit Wachstum.

Für 2005 erwarten die VFA-Mitgliedsunternehmen die Markteinführung von 50 Innovationen, davon 24 mit neuen Wirkstoffen. Die neuen Medikamente dienten vor allem der besseren Behandlung von Krebserkrankungen, Atemwegserkrankungen wie Asthma und chronisch obstruktiver Lungenerkrankung (COPD) sowie neurologischer Erkrankungen wie Parkinson und Multipler Sklerose. Von den 24 neuen Wirkstoffen würden acht gentechnisch erzeugt. Die Bedeutung gentechnischer Arzneimittel im Arsenal therapeutischer Optionen und im Markt nimmt damit gleichermaßen zu.

Optimistischer als für 2004 waren die Unternehmen hinsichtlich ihrer F&E-Aufwendungen. Einen Rückgang, wie ihn für dieses Jahr noch über 60 Prozent der Unternehmen vorhersahen, erwartet für 2005 nur noch ein Viertel. Immerhin ein weiteres Viertel der Unternehmen spricht von einer Erhöhung der Aufwendungen. "Von einer echten Trendwende kann aber trotzdem nicht die Rede sein", betonte Barner, denn weiterhin würden Länder wie USA, Großbritannien oder Frankreich für eine Verstärkung der F&E-Aufwendungen bevorzugt.

"Gesundheits-, Forschungs- und Wirtschaftspolitik müssen in Deutschland endlich abgestimmt agieren", forderte Barner abschließend. "Das DIW-Gutachten zeigt, weshalb das Deutschland nicht nur als Pharmastandort zugute käme."

Weitere Unterlagen zur Pressekonferenz sind unter https://www.vfa.de/pk20041201 im Internet abrufbar.

Der Verband Forschender Arzneimittelhersteller e.V. (VFA) ist der Wirtschaftsverband der forschenden Arzneimittelhersteller in Deutschland. Er vertritt die Interessen von 42 weltweit führenden Herstellern und ihren fast 100 Tochter- und Schwesterfirmen in der Gesundheits-, Forschungs- und Wirtschaftspolitik. Die Mitglieder des VFA repräsentieren rund zwei Drittel des gesamten deutschen Arzneimittelmarktes und beschäftigen in Deutschland mehr als 85.000 Mitarbeiter, darunter 14.500 in Forschung und Entwicklung.