Berlin (VFA). Die Pharmaindustrie in Deutschland hat das Potenzial, in den nächsten 10 bis 15 Jahren Zehntausende neuer Arbeitsplätze zu schaffen, darunter einen großen Teil für Akademiker und Mitarbeiter mit gehobenen Ausbildungsberufen. Dieses Arbeitsplatzpotenzial kann jedoch nur durch gezielte Maßnahmen zur Stärkung des Pharmastandorts erschlossen werden. Das ist das Ergebnis von zwei Studien zum Pharmastandort Deutschland, von denen eine von der Unternehmensberatung A.T. Kearney und dem Fraunhofer Institut für System- und Innovationsforschung (ISI), die andere von der Boston Consulting Group (BCG) durchgeführt wurde. Auftraggeber der ersten Studie waren internationale forschende Pharmaunternehmen mit Unterstützung der American Chamber of Commerce in Germany (AmCham Germany). Die zweite Studie wurde vom Verband Forschender Arzneimittelhersteller (VFA) und namhaften Konzernen beauftragt. Die beiden Studien wurden heute vom VFA und der AmCham Germany in Berlin vorgestellt.
"Diese Ergebnisse unterstreichen, wie die deutsche Volkswirtschaft vom globalen Wachstumsmarkt Gesundheit profitieren könnte, wenn sie für ihre forschende Pharmaindustrie bessere Rahmenbedingungen schaffen würde", kommentierte Cornelia Yzer, Hauptgeschäftsführerin des VFA die Ergebnisse. Und Fred B. Irwin von der American Chamber of Commerce in Germany erläuterte: "Weltweit stellt der Bereich Pharma mit jährlichen Wachstumsraten von 8 bis 11 Prozent einen herausragenden Wirtschafts- und Wachstumsfaktor dar. Dies wird gestützt durch den expansiven Gesundheitsmarkt, der nicht zuletzt wegen des demographischen Wandels nach innovativen Lösungen für immer drängendere Gesundheitsprobleme wie der Zunahme von Diabetes und Alzheimer verlangt."
Wichtige Diagnosen und Maßnahmeempfehlungen zum Pharmastandort Deutschland lassen sich der Studie der Boston Consulting Group (BCG) entnehmen: BCG hat einen Innovationsindex (INIX) entwickelt, um die Innovationsleistung der Industrien Pharma, Medizintechnik und Health-Care-IT am Standort Deutschland mit den USA, England, Schweden und den Niederlanden zu vergleichen. Analysiert und bewertet wurde das Produkt aus drei Faktoren: den Ausgaben für Forschung und Entwicklung (Ideen), dem Marktumfeld sowie der Prozessqualität - dazu zählt die Dauer von Genehmigungsverfahren, aber auch das Lohnniveau. Im Vergleich zu den Referenzländern belegt Deutschland als Pharma-Standort im Innovationsindex nur einen hinteren Rang. In den USA investieren Pharmaindustrie und öffentliche Hand pro Einwohner mehr als 135 Euro in Forschung und Entwicklung (F&E), in Schweden sogar 243, in Deutschland jedoch nur 95 Euro. Dieser Rückstand ließe sich aufholen - mit positiven Folgen für den Arbeitsmarkt: In Schweden, das beim Innovationsindex für Pharma vorne liegt, arbeiten prozentual gesehen mehr als doppelt so viele Beschäftigte in der Pharmaindustrie wie in Deutschland. Wenn es Deutschland gelänge, das zusätzliche Potenzial zu nutzen, könnten laut der BCG-Studie in der Pharmaindustrie bis zum Jahr 2015 mehr als 20.000 zusätzliche Arbeitsplätze entstehen.
Auf der Basis der Analysen hat BCG Empfehlungen entwickelt, wie die Standortbedingungen verbessert werden könnten. Dazu zählen: