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Gutachten: Millionen Patienten unterversorgt

Die Unterversorgung deutscher Patienten mit Medikamenten hat dramatische Ausmaße angenommen: Viele Millionen Patienten erhalten Arzneimittel nicht in benötigtem Umfang oder gar nicht. Dies belegt ein im Oktober 2004 veröffentlichtes Gutachten, das die Nürnberger Unternehmensberatung Fricke & Pirk im Auftrag des VFA erstellt hat.

Das Gutachten dokumentiert für den Zeitraum eines Jahres in rund 20 Millionen Fällen eine Unterversorgung. Allein zehn Millionen Fälle betreffen Volkskrankheiten wie Bluthochdruck und Osteoporose; und sechs Millionen Patienten in Deutschland, die an Migräne oder chronischen Schmerzen leiden, werden nicht angemessen versorgt. Weit mehr als 300.000 Patienten mit Herzinsuffizienz erhalten keine Betablocker, obwohl sie angezeigt wären und die Behandlungskosten senken würden, bei vielen weiteren Patienten werden sie unterdosiert.

Gesetzlich Versicherte benachteiligt

Das Gutachten belegt bei der Behandlung von Alzheimer, Migräne oder rheumatoider Arthritis auch, dass privat versicherte Patienten in der Arzneimittelversorgung gegenüber gesetzlich Versicherten besser versorgt werden.

Deutsche Patienten schlechter versorgt

Auch im internationalen Vergleich offenbaren sich Defizite. So müssen in Deutschland Patienten mit rheumatoider Arthritis oder chronischen Schmerzen verglichen mit Patienten in europäischen Nachbarländern oder den USA mit deutlich weniger Verordnungen für innovative und wirksame Medikamente auskommen.

"Manche träumen davon, das Gesundheitswesen durch fortgesetzte Einsparungen bei Arzneimitteln zu sanieren", mahnte Dr. Andreas Barner, Vorstandsvorsitzender des Verbands Forschender Arzneimittelhersteller, anlässlich der Vorstellung des Gutachtens. "Das ist angesichts der geringen Bedeutung der Arzneimittelausgaben - sie machen gerade 16 Prozent der GKV-Ausgaben aus - ohnehin illusorisch", so Barner weiter. Um der zu Tage getretenen massiven Unterversorgung zu begegnen, sei es "notwendig, den Ärzten Raum für eine adäquate Arzneimitteltherapie zu geben."

Downloads:
Kurzfassung des Gutachtens: "Defizite in der Arzneimittelversorgung in Deutschland" [PDF, 131 KB]
Originalfassung des Gutachtens: "Defizite in der Arzneimittelversorgung in Deutschland" [PDF, 350 KB]
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