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Neue Rezepte der Koalition für mehr Gesundheit - Zweifel an Wirkung

Berlin (dpa) - Die Koalition spart nicht mit großen Worten. In allen Lebensphasen soll die Bevölkerung in Deutschland zu gesünderem Verhalten bewegt werden. Eine umfassende Strategie hätten sie nun vorgelegt, sagen Union und FDP. Gesetze sollen dafür schon bald im neuen Jahr geändert werden. Von einem Quantensprung ist die Rede. Was sind die Pläne? Und wo gibt es Kritik?

Warum soll die Gesundheitsförderung gestärkt werden?
60 Prozent der Männer und 43 Prozent der Frauen in Deutschland sind laut Ernährungsbericht 2012 der Deutschen Gesellschaft für Ernährung zu dick. Bei den Arbeitnehmern nehmen Stress, Burnout, Depression seit Jahren zu. 9,5 Millionen Menschen in Deutschland trinken laut Bundesregierung gefährlich viel. 31 der Männer und 21 Prozent der Frauen rauchen. Depressionen, Asthma, Bluthochdruck und Rheuma bringen einer Studie der Bertelsmann Stiftung zufolge Produktionsverluste von 38 bis 75 Milliarden Euro. Die Ausgaben der Krankenkassen steigen 2013 voraussichtlich auf 190 Milliarden Euro.

Seit wann verspricht der Bund mehr Prävention?
Bereits 2002 kündigte die damalige Gesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) an, die Vorbeugung von Krankheiten werde zur eigenen Säule im Gesundheitswesen. «Dazu brauchen wir ein Präventionsgesetz.» Ihr Gesetzentwurf sah vor, dass gesetzliche und private Kassen, Renten- und Unfallversicherung sowie die Pflegeversicherung einen Nationalen Präventionsrat finanzieren sollten. Die Pläne scheiterten.

Was ist nun geplant?
Schon bisher gibt es allerhand Initiativen von Bund, Ländern, Kommunen, Krankenkassen, der Wirtschaft und Verbänden. Diese sollen gebündelt werden. Gesundheitsziele etwa zum Eindämmen von Diabetes und Depressionen sollen konkret bestimmt werden. Jährliche Berichte, Debatten im Bundestag und gezielte Aktionen der Kassen sollen helfen.

Was geben die Krankenkassen bisher für Prävention aus?
2011 sollten die Kassen für Vorsorge 2,86 Euro pro Versicherten ausgeben, 2012 dann 2,94 Euro - also rund 199 Millionen Euro. Tatsächlich gaben sie dafür sogar zuletzt 269 Millionen aus.

Wieviel sollen die Kassen künftig investieren?
Künftig sollen es 6 Euro pro Versichertem oder mehr als 400 Millionen Euro insgesamt sein. Mindestens 2 Euro sind für betriebliche Gesundheitsförderung und 1 Euro für Maßnahmen in Schulen und Stadtteilen vorzusehen. Yoga-Kurse und ähnliche Lifestyle-Angebote sollen eingedämmt, zielgerichtete Programme gestärkt werden.

Was ist für Kinder geplant?
U-Untersuchungen sollen bis zu 10 Jahren stattfinden. Bisher ist als letzter dieser Checks die U9 für Fünfjährige vorgesehen. Gruppenuntersuchungen in Schulen sollen modellhaft erprobt werden. Durch diese Schritte sollen auch verstärkt Kinder aus sozial benachteiligten Familien erreicht werden.

Was ist in den Betrieben geplant?
Wie bereits in vielen Großunternehmen soll es insgesamt mehr gezielte Programme für gesünderes Leben und Arbeiten für die Beschäftigten geben. Mehr Geld von den Kassen soll dafür fließen. Steuerliche Förderung soll auch von kleineren Firmen besser abgerufen werden können.

Was sollen die Ärzte ändern?
Sie sollen nicht mehr nur vorrangig Krankheiten früh erkennen, sondern auch prüfen, ob sich die Patienten gesund verhalten und Empfehlungen etwa für gezielte Kurse auf Kassenkosten ausstellen. Kuren werden mit erhöhten Tageszuschüssen von 16 Euro beziehungsweise 21 Euro bei chronisch kranken Kindern gefördert.

Was fehlt der Opposition?
Für sie sind zu viele Flyer und Leitfäden geplant und zu wenig konkrete Angebote für sozial schwache Milieus oder für Arbeitslose. Klare Neuregelungen der Zuständigkeiten von Bund, Ländern, Kommunen und Sozialversicherungsträgern fehlen ihr.