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Mediziner: Ausbruch von Ebola in Deutschland unwahrscheinlich

Hamburg (dpa) - Nach neuen Rückschlägen im Kampf gegen Ebola wächst die Sorge vor einer Ausbreitung der Seuche in Europa. Erstmals trat in dieser Woche ein Fall einer Infektion außerhalb Westafrikas auf: Eine Pflegehelferin steckte sich in Spanien bei einem Patienten an.
Im Interview mit der Nachrichtenagentur dpa erklärt der Mediziner Prof. Bernhard Fleischer vom Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg, warum es trotzdem keinen Grund zur Panik gibt.

Muss man Angst vor einem Ebola-Ausbruch in Deutschland haben?

Nein. Ich glaube gerade in Deutschland ist die Chance, dass es einen Ausbruch gibt, außerordentlich gering oder gar nicht vorhanden. Was natürlich passieren kann, ist, dass jemand ohne Symptome einreist und hier erkrankt, wie es in den USA der Fall war. Aber da ist Deutschland gut aufgestellt, es gibt Quarantänemaßnahmen und eine schnelle Diagnostik, wir haben gute Krankenhäuser und gute Ärzte. Eine Epidemie wird es hier keinesfalls geben. Ich denke, dass wir hier in Europa sehr wachsam und aufmerksam sind.


Kann es passieren, dass ich mich im Flugzeug bei einem Ebola-Erkrankten anstecke?

Theoretisch ist das möglich. Wenn die Krankheit ausbricht, wird man auch infektiös. So lange man aber keine Symptome hat, also in der Inkubationszeit, ist das nicht der Fall. Erst wenn der Patient erkrankt, also Fieber auftritt, ist die Infektionsgefahr gegeben. Und wenn der Patient richtig schwer krank ist, ist er auch hochinfektiös.
Man muss aber Kontakt mit ihm oder mit seinen Ausscheidungen haben. Alle Evidenz spricht gegen eine Übertragung durch die Luft. Darum ist auch die Reproduktionsrate, also die Zahl derer, die ein Infizierter im Durchschnitt ansteckt, vergleichsweise gering.


Können Sie das näher erklären?

Ein Infizierter steckt im Durchschnitt eineinhalb weitere Menschen an. Ein an Masern erkranktes Kind würde in einer nicht-immunen Umgebung 15 Menschen anstecken. Masern ist also zehnfach ansteckender, weil es durch die Luft übertragen wird. Das ist bei Ebola nicht der Fall, man kann sich nur bei körperlichem Kontakt anstecken oder im Kontakt mit Gegenständen, die der Infizierte berührt hat, als er bereits schwer erkrankt war.


Aus Angst vor Ebola haben Reinigungskräfte am New Yorker Flughafen La Guardia die Arbeit niedergelegt. Wie gefährlich ist es, ein Flugzeug zu putzen?

Ich würde sagen, dass es nicht gefährlich ist. Wenn man putzt und Handschuhe trägt, kann einem nichts passieren. Das Virus ist ja nicht in der Luft vorhanden. Nur wenn der Patient schwer krank war und sich zum Beispiel erbrochen hat, geht von kontaminierten Gegenständen eine Gefahr aus. Der Entdecker des Ebola-Virus hat gesagt, dass er keine Probleme hätte, neben einem Infizierten in der U-Bahn zu sitzen. Solange er sich nicht über ihn erbricht, hätte er keine Sorge.


Geht von großen Menschenansammlungen in Flughäfen und Bahnhöfen eine Gefahr aus?

Theoretisch ist das möglich. Es ist aber extrem unwahrscheinlich, weil das Virus nicht durch die Luft übertragen wird. Man kann sich in Menschenansammlungen nur anstecken, wenn man einen Erkrankten berührt, der äußerlich mit dem Virus kontaminiert ist.


Sollte man von Reisen nach Afrika gänzlich absehen?

Es gibt die Reisewarnungen des Auswärtigen Amtes (für Guinea, Liberia und Sierra Leone). Das sind die Warnungen, die man beachten sollte. Es gibt keinen Grund, generell nicht mehr nach Afrika zu fliegen. Man muss natürlich verfolgen, ob es neue Reisewarnungen gibt.



ZUR PERSON: Prof. Bernhard Fleischer (63) ist stellvertretender Vorsitzender des Bernhard-Nocht-Instituts für Tropenmedizin (BNITM) in Hamburg. Der Mediziner leitet zudem das Nationale Referenzzentrum für Tropische Infektionserreger.