Prävention stärken – Gesundheit sichern, System entlasten
Das deutsche Gesundheitssystem steht unter wachsendem Druck: Eine alternde Bevölkerung, chronische Erkrankungen und steigende Kosten verlangen nach einer neuen politischen Antwort. Eine zentrale Stellschraube ist bekannt: gezielte Prävention. Doch ihr Potenzial wird bislang weder konsequent strategisch gehoben, noch flächendeckend gefördert.

Prävention ist ein entscheidender Hebel, um Krankheiten zu vermeiden, Versorgung zu verbessern und Kosten langfristig zu senken. In einer alternden Gesellschaft ist sie keine Option – sondern eine Notwendigkeit.
Der Verband forschender Pharma-Unternehmen (vfa) macht sich für eine neue Präventionsstrategie stark, die Prävention als gesamtgesellschaftliche Aufgabe versteht. Ziel ist ein System, das Krankheiten nicht nur behandelt, sondern ihre Entstehung frühzeitig verhindert – durch Impfungen, moderne Diagnostik und konsequente Gesundheitsförderung in jedem Lebensalter. Vom Kurativen zum Präventiven.
Damit Prävention ihr volles Potenzial entfalten kann, braucht es ein politisches Konzept mit klaren Prioritäten. Der vfa skizziert den grundlegenden Handlungsbedarf und macht konkrete Lösungsvorschläge zu den drängendsten Handlungsfeldern:
Strukturen neu denken - Prävention als Politikprinzip
Es bedarf eines „Health in all Policies“-Ansatz: Gesundheit muss ressortübergreifend gedacht werden. Dazu braucht es eine kohärente, nationale Präventionsstrategie, die alle Präventionsformen (primär, sekundär, tertiär) einbezieht, soziale Hürden abbaut und Anreize für gesetzliche Krankenkassen schafft, in Prävention zu investieren.
Formen der Prävention im Überblick
- Primärprävention: Maßnahmen, die Krankheiten verhindern, bevor sie entstehen – z. B. Impfungen oder Gesundheitsförderung.
- Sekundärprävention: Früherkennung und rechtzeitige Behandlung von Krankheiten im Frühstadium – z. B. durch Screenings oder Diagnostik.
- Tertiärprävention: Vermeidung von Komplikationen und Folgeschäden bei bestehenden Erkrankungen – z. B. durch strukturierte Nachsorge oder Reha.
Impfquoten steigern – Versorgung vereinfachen
Impfungen gehören zu den effektivsten Präventionsinstrumenten. Dennoch hinkt Deutschland bei vielen Impfquoten hinterher. Um das zu ändern, sollten Impfangebote niedrigschwellig ausgeweitet werden – etwa durch Apotheken oder den Öffentlichen Gesundheitsdienst. Die Einführung eines digitalen Impfpasses mit Erinnerungsfunktion kann zusätzlich unterstützen, Impflücken zu schließen.
Diagnostik modernisieren – Krankheiten früher erkennen
Je früher eine Erkrankung erkannt wird, desto besser sind die Chancen auf eine erfolgreiche Behandlung. Der vfa setzt sich für eine leistungsgerechte Finanzierung und schnellere Erstattung leitliniengerechter Verfahren ein – etwa bei Krebsfrüherkennung oder der Diagnostik chronischer Erkrankungen wie Diabetes Typ 1.
Volkskrankheiten bekämpfen – kardiometabolische Risiken senken
Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Adipositas und Diabetes belasten nicht nur Patient:innen, sondern auch das Gesundheitssystem massiv – obwohl sie oft vermeidbar sind. Prävention muss deshalb früh ansetzen, etwa durch Gesundheitsförderung in KiTas und Schulen. Digitale Gesundheitsanwendungen (DiGAs) bieten darüber hinaus ein enormes Potenzial, um die Gesundheitskompetenz zu stärken, Therapien zu begleiten und Krankheitsverläufe positiv zu beeinflussen. Für chronische Erkrankungen braucht es zusätzlich strukturierte Programme (DMP), die schnell in die Versorgung integriert und angepasst werden können, frühe Therapien und eine modernisierte Arzneimittelversorgung – etwa im Umgang mit Adipositas.
Prävention ist kein Zusatzangebot, sondern eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Wer Versorgung langfristig sichern und die Krankheitslast reduzieren will, muss präventive Maßnahmen strukturell stärken. Der vfa steht bereit, gemeinsam mit Politik, Wissenschaft und Versorgungspartnern eine moderne Präventionsstrategie mitzugestalten – digital, evidenzbasiert und patient:innenorientiert.
Antworten zu Prävention
Was versteht man unter Prävention im Gesundheitssystem?
Prävention umfasst Maßnahmen, um Krankheiten oder andere unerwünschte Ereignisse zu verhindern oder zu verzögern. Ziel ist es, Gesundheit zu erhalten und Kosten sowie Belastungen im System zu reduzieren.
Welche Arten von Prävention gibt es?
Prävention lässt sich in drei Hauptformen unterteilen:
- Primärprävention: Maßnahmen, die Krankheiten verhindern, bevor sie entstehen – z. B. Impfungen.
- Sekundärprävention: Dient der Früherkennung und rechtzeitigen Behandlung von Krankheiten im Frühstadium – z. B. durch Screenings.
- Tertiärprävention: Zielt darauf ab, Komplikationen und Folgeschäden bei bereits bestehenden Erkrankungen zu vermeiden – z. B. durch Rehabilitationsmaßnahmen.
Warum ist Prävention für das Gesundheitssystem so wichtig?
Sie hilft, Krankheiten zu vermeiden oder früh zu erkennen, senkt langfristig Behandlungskosten und erhält die Leistungsfähigkeit einer alternden Gesellschaft.
Wie hoch sind die Ausgaben für Prävention in Deutschland pro Versicherten?
Die Ausgaben der gesetzlichen Krankenversicherung für Maßnahmen zur Prävention liegen bei 8,49 Euro pro Versicherten und Jahr.
Welche Rolle spielen Impfungen in der Prävention?
Impfungen sind eine der einfachsten und wirksamsten Arten der Primärprävention. Sie bieten bei geringem Aufwand einen umfassenden Schutz vor übertragbaren Krankheiten.
Was sind kardiometabolische Erkrankungen und wie kann man vorbeugen?
Kardiovaskuläre Erkrankungen sind chronische Erkrankungen des Herzens und der Blutgefäße. Dazu gehören unter anderem:
- Bluthochdruck (Hypertonie)
- Herzrhythmusstörungen („Herzstolpern“)
- Koronare Herzkrankheit (KHK)
- Herzinfarkt und Schlaganfall
- Herzinsuffizienz und Herzmuskelentzündung (Myokarditis)
- Herzklappenerkrankungen, Kardiomyopathie sowie periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK)
Was muss passieren, um Prävention zu stärken?
Niedrigschwelliger Zugang, der Ausbau von Impf- und Diagnostikangeboten, digitale Lösungen wie der eImpfpass und eine klare politische Priorisierung sind entscheidend für eine zukunftsfähige Präventionskultur. Zusätzlich braucht es einen „Health in All Policies“-Ansatz, um Gesundheit in allen Lebensbereichen systematisch mitzudenken.