Ausblick Pharmajahr 2025: Schwere und schwerste Erkrankungen im Fokus
Ende 2024 hat der vfa einen Ausblick aufs Jahr 2025 vorgenommen. Demnach könnten in Deutschland in diesem Jahr mehr als 40 neue Arzneimittel eingeführt werden. Einige davon hat die EU-Kommission bereits zugelassen, für andere laufen gerade die Zulassungsverfahren. Fast alle dienen der Therapie oder Prävention von schweren, zum Teil lebensbedrohlichen Krankheiten wie Alzheimer, Krebserkrankungen, gefährlichen Infektionen oder Gendefekten.

vfa-Podcast #MicroScope: Ausblick auf das Pharmajahr 2025
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Fortschritte gegen Alzheimer-Demenz
Seit 2002 wurden keine neuen Medikamente mehr gegen Alzheimer-Demenz zugelassen. 2025 könnten jedoch ein oder zwei neue Medikamente auf den Markt kommen, die Antikörper enthalten. Diese Antikörper können den Fortschritt der Demenz verlangsamen, wenn sie frühzeitig angewendet werden, auch wenn sie den Krankheitsprozess nicht anhalten können. Die European Medicines Agency (EMA) hat für eines der Medikamente bereits eine Zulassung empfohlen, beim zweiten prüft sie noch den Zulassungsantrag.
Impfstoffe für Schutzimpfungen
Gegen das Chikungunya-Fieber, eine von Mücken übertragene Viruskrankheit, könnten erstmals Impfstoffe verfügbar werden. Es ist möglich, dass sich die Krankheit, die starke Schmerzen verursacht und vor allem in Afrika, Mittel- und Südamerika verbreitet ist, durch den Klimawandel auch bis in die EU ausbreitet. Einer der Impfstoffe ist bereits zugelassen, ein weiterer im Zulassungsverfahren.
Mehr zur Prävention von durch den Klimawandel begünstigten Infektionskrankheiten.
Für den Fall, dass die Vogelgrippe von Vögeln in die menschliche Population überspringen und sich dort verbreiten sollte, haben mehrere Unternehmen bereits Impfstoffprototypen entwickelt und dafür eine Musterzulassung erhalten. Im Pandemiefall würde in deren Rezeptur der bisher darin verwendete Virenstamm durch den pandemieverursachenden Stamm ausgetauscht, der Impfstoff zur endgültigen Zulassung eingereicht und massenhaft produziert.
Mehr dazu hier.
Covid-19: Neue Impfstoffe und Therapien
Gegen Covid-19 sind ebenfalls Fortschritte zu erwarten. Es dürften im Herbst wieder neue stammangepasste Versionen zugelassener Impfstoffe angeboten werden, um das Risiko schwerer Verläufe zu senken. Ein zusätzlicher mRNA-Impfstoff mit Selbstverstärkungsmechanismus (sa-mRNA) könnte eingeführt werden. Darüber hinaus gibt es Aussicht auf ein präventives Antikörper-Medikament für Menschen, bei denen Impfstoffe keinen Immunschutz bewirken.
Wenn Covid-19 bei jemandem (ggf. trotz Vorbeugung) einen schweren Verlauf nimmt, könnte ein weiteres Medikament gegen schwere Lungenentzündungen Unterstützung leisten.
Neue Optionen in der Krebstherapie
Ungefähr ein Drittel der Medikamente, die 2025 neu auf den Markt kommen könnten, richtet sich auf die Behandlung verschiedener Krebsarten. Für Patient:innen mit nicht-kleinzelligem Lungenkarzinom (NSCLC), der häufigsten Form von Lungenkrebs, könnten gleich mehrere unterschiedliche Medikamente verfügbar werden. Dabei hängt die Wahl des geeigneten Medikaments meist von den spezifischen Mutationen der Krebszellen der Patient:innen ab.
NSCLC gehört zu den häufigsten krebsbedingten Todesursachen bei allen Geschlechtern. Ein Grund dafür ist, dass die Erkrankung oft erst in einem sehr fortgeschrittenen Stadium diagnostiziert wird. Von den Betroffenen, bei denen bereits Fernmetastasen festgestellt wurden, überleben bisher lediglich etwa sechs Prozent die nächsten fünf Jahre. Diese Rate konnte über Jahrzehnte hinweg durch neue Therapien, einschließlich zahlreicher innovativer Arzneimittel, erreicht werden. Mit den für 2025 erwarteten Neueinführungen könnten die Überlebenschancen weiter zunehmen.
Auch bei anderen Krebsarten, die durch neue Medikamente behandelt werden könnten, ist die Wirksamkeit häufig von Mutationen im Tumorzell-Genom abhängig. Damit könnte die präzisionsmedizinische Behandlung von Tumorerkrankungen in Zukunft noch mehr Optionen bieten.
Die neuen Medikamente für die Krebstherapien lassen sich aufgrund ihrer Wirkmechanismen unterschiedlichen Arzneimittel-Klassen zuordnen: Zu ihnen zählen Kinasehemmer, Antikörper-Wirkstoff-Konjugate, Checkpoint-Inhibitoren sowie bispezifische Antikörper. Letztere verbinden Immunzellen mit den Krebszellen, um diese zu zerstören.
Mehr zu Krebmedikamenten.
Therapien bei Gendefekten
Patient:innen mit genetisch bedingten Krankheiten hatten bislang oft nur eingeschränkte Behandlungsmöglichkeiten. Im Jahr 2025 könnte sich die Lage für einige dieser Betroffenen verbessern. Eine neuartige Gentherapie, die seit 15. Januar verfügbar ist, könnte beispielsweise eine langanhaltende Besserung für Menschen mit Sichelzell-Krankheit oder Beta-Thalassämie bewirken, wenn sie einmalig angewendet wird. Beide Erkrankungen beruhen auf genetischen Veränderungen des Hämoglobins in roten Blutkörperchen. Diese Therapie ist insofern eine Besonderheit, als sie erstmals die Genschere CRISPR/Cas9 für präzise therapeutische Eingriffe in das Erbgut einiger menschlicher Zellen einsetzt.
Darüber hinaus könnten Gentherapien für Erkrankungen wie Hämophilie B, Duchenne-Muskeldystrophie, Epidermolysis bullosa dystrophica und die seltene Fanconi-Anämie verfügbar werden. Mehr zu Gentherapien.
Allerdings muss es nicht immer eine Gentherapie sein. Unternehmen entwickeln zudem neue Medikamente anderer Art für Patient:innen mit Hämophilie A oder B, Duchenne-Muskeldystrophie sowie Stoffwechselkrankheiten wie Phenylketonurie und Niemann-Pick-Krankheit. Diese Medikamente erfordern jedoch eine lebenslange wiederholte Anwendung.
Keine Garantie für Neueinführungen
Die Entwicklung von Medikamenten ist mit hohen Kosten verbunden. Pharmaunternehmen sind daher bestrebt, ihre Innovationen in möglichst vielen Ländern, darunter auch Deutschland, anzubieten. Ob diese Neuentwicklungen jedoch tatsächlich eingeführt werden, hängt wesentlich von den jeweiligen Erstattungsbedingungen ab. Zwar sind für 2025 mehr als 40 Neueinführungen von Arzneimitteln denkbar, aber ihre baldige Verfügbarkeit ist keineswegs garantiert.
Disclaimer
Dieser Artikel enthält in die Zukunft gerichtete Aussagen, die auflaufenden und abgeschlossenen Zulassungsverfahren für neue Medikamente beruhen. Doch weder Dauer und Ausgang der klinischen Studien und Zulassungsverfahren noch die Termine kommender Markteinführungen lassen sich verbindlich angeben. Auch andere bekannte wie auch unbekannte Ungewissheiten und andere Faktoren können dazu führen, dass der tatsächliche Fortgang der Ereignisse wesentlich von den hier gegebenen Einschätzungen abweicht. Der vfa und seine Mitgliedsunternehmen übernehmen keinerlei Verpflichtung, solche zukunftsgerichteten Aussagen fortzuschreiben und an zukünftige Ereignisse oder Entwicklungen anzupassen. Die Angaben erheben auch für keinen Zeitpunkt den Anspruch auf Vollständigkeit.