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Das Studienstandort-Barometer

Das Studienstandort-Barometer zeigt an, wie es um Deutschland als Standort für industrielle klinische Arzneimittelstudien steht und welche Erwartungen die Branche für die kommenden zwölf Monate hat. Es wurde 2025 vom vfa und dem Bundesverbands Medizinischer Auftragsinstitute (BVMA) ins Leben gerufen und von der Unternehmensberatung Vintura realisiert. Zwei Updates pro Jahr sind geplant.

Der aktuelle Barometerstand

Werte des Studienstandort-Baromters für Deutschland

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Pharmaunternehmen und CROs schätzen die Lage laut Erhebung vom Juli im deutschen Studienwesen auf einer Skala von -100 bis +100 im Durchschnitt mit -3, also als mittelmäßig, ein. Gleichzeitig zeigten sie mit der auf einer entsprechenden Skala bei +24 liegenden Bewertung, dass sie mit einer leichten Ausweitung der Studienaktivität binnen eines Jahres rechnen. Vintura errechnet daraus einen leicht positiven Gesamtwert von +9 im Bereich von -100 bis +100.

Diese Werte sind Mittelwerte; für einzelne Pharmaunternehmen und CROs stellte sich die eigene Lage auch anders dar. Das verdeutlichen die nachfolgenden Grafiken, in denen die Balkenabschnittsbreiten die Zahl der jeweils in bestimmter Weise gegebenen Antworten anzeigen.

Bewertung der aktuellen Studienaktivität in Deutschland

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Erwarteter Trend für die Studienaktivität in Deutschland

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Treiber und Hürden

Im Rahmen der Befragung wurden den Pharmaunternehmen und CROs auch Listen mit Treibern bzw. Hürden für eine Ausweitung der Studienaktivität in Deutschland vorgelegt. Diese beruhten auf Äußerungen von Branchenvertretern aus den vorangegangenen Monaten. Die Befragten konnten Auskunft geben, welche Rolle diese Aspekte für ihre eigene Studienaktivität haben.

Treiber für eine Steigerung der Studienaktivität in Deutschland

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Wie man sehen kann, gaben die Befragten als stärksten Treiber für eine Steigerung der Studienaktivität den Anreiz dafür an, für die Medikamentenerprobung 5 Prozent oder mehr der Teilnehmenden in Deutschland zu rekrutieren. Diesen hatte die Bundesregierung mit dem Medizinforschungsgesetz geschaffen, in dem es heißt, dass Medikamente dann mehr Spielraum für die Preisverhandlungen mit den gesetzlichen Krankenversicherungen erhalten, wenn mindestens 5 Prozent der Menschen, mit denen das Medikament im betreffenden Anwendungsgebiet erprobt wurde, in deutschen medizinischen Einrichtungen behandelt wurden.

Als weitere wesentliche Treiber bewerteten die Unternehmen auch steigende Investitionen in Forschung und Entwicklung, geminderte Hürden bei Strahlenschutzgenehmigungen sowie beschleunigte Genehmigungsverfahren. Das zeigt, dass die mit dem Medizinforschungsgesetz und dem Koalitionsvertrag auf den Weg gebrachten Maßnahmen der Bundesregierung grundlegend in eine richtige Richtung weisen.

Aber die Befragten verwiesen auch auf Hürden für eine Erweiterung der Studienaktivität in Deutschland.

Hürden für eine Steigerung der Studienaktivität in Deutschland

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Eine wesentliche Hürde ist demnach beispielsweise, dass die an Studien beteiligten deutschen Kliniken und Arztpraxen limitiert in ihrer Ausstattung mit Studienpersonal sind. Als ähnlich problematisch wurden auch die bislang meist langwierigen Vertragsverhandlungen zwischen Studieninitiator (auch Studiensponsor genannt) und mitwirkungsbereiten Klinken oder Praxen bewertet.

Um die Bewertung der Treiber und Hürden richtig einzuschätzen, muss man sich vergegenwärtigen, dass viele der im Medizinforschungsgesetz von 2024 angestoßenen Verbesserungen erst nach der Befragung wirksam wurden oder es sogar erst ab Dezember 2025 werden. Ab dann dürften z. B. die neuen, verbindlich vorgegebenen Standardklauseln die Vertragsverhandlungen über die Mitwirkung an klinischen Studien wesentlich beschleunigen. Damit wird eine in der Umfrage benannte Hürde hoffentlich überwunden.

Deutscher Anteil an der internationalen Studienaktivität

Vintura nahm im Rahmen des Barometer-Projekts auch für mehrere zurückliegende Zeitpunkte Abschätzungen vor, wieviel Prozent der weltweiten Studienteilnehmer:innen in deutschen Kliniken oder Arztpraxen behandelt wurden.

Deutscher Anteil an den Studienteilnehmer:innen weltweit

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Es ergaben sich Werte zwischen 2,5 und 3,0 Prozent.

Wäre der deutsche Anteil also in allen klinischen Entwicklungsprogrammen für Medikamente homogen gewesen und wären alle Studien auch für die Zulassungsanträge in Europa herangezogen worden, hätten Unternehmen in keinem Fall den oben genannten 5-Prozent-Anreiz in Anspruch nehmen können. Weil Unternehmen aber für verschiedene Medikamente in unterschiedlichem Maße auf deutsche Beteiligung Wert legen, wurde ein Anteil oberhalb von 5 Prozent schon in einigen Fällen erreicht.

Ausblick

Es wird interessant sein zu sehen, ob sich bei Veröffentlichung der nächsten Barometer-Erhebung im ersten Halbjahr 2026 die aktuell positiven Erwartungen für die Studienaktivität in der Praxis bestätigen und Pharmaunternehmen und CROs eine höhere Studienaktivität als beim aktuellen Baseline-Wert melden können. Auch wird man dann sehen können, ob sich das auch in einer Erhöhung des deutschen Anteils an der weltweiten Summe der Teilnehmenden ausdrückt.