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Innovationsbilanz 2014 - Was für ein Jahr!

Die zurückliegenden Monate haben Patienten einen enormen medizinischen Fortschritt beschert. 49 Medikamente des Jahres 2014 basieren auf neuen Wirkstoffen; so viele kamen seit mindestens 25 Jahren in keinem anderen Jahr auf den Markt. Das ist ein weiterer Beleg dafür, dass die Pharmaforschung ihre Produktivitätsdelle der 2000er-Jahre überwunden hat.

So ist chronische Hepatitis C dank neuer Medikamente nun fast immer heilbar, und mehrere Krebsarten sind besser behandelbar. Gegen einige Formen von Mukoviszidose und Muskeldystrophie gibt es erste gezielte Arzneimittel, gegen den Klinikkeim MRSA neue Antibiotika und gegen Tuberkulose die ersten neuen Mittel seit 1995. Erstmals wurde eine Gentherapie eingeführt - sie lindert eine angebore Fettstoffwechselkrankheit.

An vier neuen Wirkstoffen haben deutsche Labors von Pharma-Unternehmen maßgeblich mitgewirkt; sie dienen der Behandlung von Leukämie, COPD, Diabetes und Lungenhochdruck. Die meisten neuen Medikamente wurden zudem unter Beteiligung deutscher Kliniken erprobt.

Die Infografik zeigt die Entwicklung der Markteinführung neuer Arzneimittel mit neuen Wirkstoffen seit 1988 in Deutschland.

Die Infografik als PDF-Download

Gleich elf Medikamente kamen gegen Infektionskrankheiten heraus; noch mehr als Krebsmedikamente (8), die sonst regelmäßig an erster Stelle stehen. Allein gegen Hepatitis C wirken vier der Medikamente. Mit ihnen lassen sich fast alle Infizierten heilen, und das mit mit weniger Nebenwirkungen und meist kürzerer Behandlung als bisher. Zwei neue Antibiotika sind insbesondere gegen den multiresistenten Klinikkeim MRSA wirksam. Gegen Tuberkulose wurden erstmals seit 1995 wieder neue Medikamente eingeführt; kombiniert mit älteren Mitteln bekämpfen sie multiresistente Erregerstämme, die sich unter anderem in Osteuropa ausbreiten.

Die acht neuen Krebsmedikamente richten sich neben Lymphomen, Schilddrüsen-, Brust- und Prostatakrebs vor allem gegen die chronische lymphatische Leukämie (3 Medikamente). Bei einem davon wurde erstmals die Wirksamkeit seines Antikörper-Wirkstoffs durch Glycoengineering verbessert. Diese gezielte Optimierung im Molekül dürfte künftig noch bei weiteren Medikamenten Anwendung finden.

Drei der neuen Medikamente sind im Sinne der personalisierten Medizin erst zu verordnen, wenn ein Gentest ihre Eignung beim jeweiligen Patienten angezeigt hat; ein weiteres Medikament wird sogar individuell für jeden Kranken aus dessen eigenen Krebszellen zubereitet. 13 der 49 Medikamente mit neuen Wirkstoffen haben den Orphan Drug-Status, weil sie speziell für Menschen mit seltenen Krankheiten entwickelt wurden. Zu diesen Erkrankungen zählen erbliche Stoffwechsel- und Muskelkrankheiten, seltene Krebsarten, Tuberkulose und verschiedenen Formen von Lungenhochdruck.

Gruppiert nach Krankheitsgebieten ergibt sich für 2014 folgende Bilanz: Die 49 Medikamente mit neuen Wirkstoffen dienen der Behandlung oder Prävention von

  • Infektionskrankheiten (11),
  • Krebs (8),
  • Krankheiten des Nervensystems (5), der Lunge (5),
  • Diabetes (4),
  • anderen Stoffwechselkrankheiten (2),
  • Gerinnungsstörungen (3), Magen-Darm- (3),
  • urologischen (3), Herz-Kreislauf- (2),
  • Muskel-Erkrankungen (1)

Sie fördern zudem die Wundheilung (1) oder werden in der Anästhesie (1) eingesetzt.

Die Infografik zeigt, gegen welche Erkrankungen die Arzneimittel des Jahres 2014 mit neuem Wirkstoff angewendet werden können.

Neue Medikamente auf Basis bewährter Wirkstoffe

2014 haben Pharma-Unternehmen auch eine Reihe bewährter Wirkstoffe in neuen Darreichungsformen herausgebracht, mitunter, um sie für weitere Krankheiten anwendbar zu machen. So ist nun beispielsweise ein Betablocker als Lösung einsetzbar gegen Blutschwamm bei Kindern - eine gutartige Geschwulst, die oft Gesicht und Hals betrifft, was den Anblick entstellen und auch gefährlich werden kann. Zwei andere Wirkstoffe lassen sich nun unter die Haut spritzen, was den Patienten die bisher nötigen, lange dauernden Infusionen erspart.

Die Auflistung zeigt zu den Medikamenten mit neuem Wirkstoff des Jahres 2014 u.a.: Wirkstoffname, Produktname, Unternehmer, Anwendungsgebiet