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Multiples Myelom – wenn das blutbildende System außer Kontrolle gerät

Das Multiple Myelom ist eine Form des Blutkrebses. Allen Formen gemein ist die Entartung und unkontrollierte Vermehrung von Zellen des blutbildenden Systems. Das Multiple Myelom entsteht durch die Entartung einer einzelnen Plasmazelle. Die Ursachen sind weitestgehend ungeklärt. Dennoch: Die Therapiefortschritte der letzten Jahre sind beachtlich.

Frau bekommt im Krankenhaus eine Chemotherapie. Eine Schwester beugt sich zu ihr runter und redet mit ihr.

Der Begriff Blutkrebs vereint verschiedene Erkrankungen des blutbildenden Systems. Neben dem Blut können auch das Knochenmark und das lymphatische System betroffen sein. Das multiple Myelom wird den Lymphomen zugeordnet, genauer gesagt den Non-Hodgkin-Lymphomen.

Blutkrebs lässt sich in drei Hauptformen einteilen:

  • Leukämie
  • Lymphom
  • Myelom

Das Multiple Myelom ist eine häufige Blutkrebs-Form. Es verursacht rund 20 Prozent der Blutkrebs-bedingten Todesfälle. Jährlich werden 7,1 neue Fälle pro 100.000 Einwohner:innen diagnostiziert.

Jeweils 38 Prozent der Betroffenen erhalten ihre Erstdiagnose in Stadium I oder II. Bei rund einem Viertel der Erkrankten wird die Diagnose erst im Stadium III gestellt. Je später die Erkrankung erkannt wird, desto geringer fällt die 5-Jahres- Überlebensrate aus. Bei einer Erstdiagnose in Stadium I liegt diese bei 82 Prozent, in Stadium III sinkt sie auf 40 Prozent.

Meilensteine der Therapieentwicklung

21. Jahrhundert

2020er-Jahre

Gen-Therapien

Eine Gentherapie verfolgt die Korrektur krankheitsbedingter Gene durch die Anwendung verschiedener Techniken. Bei Gentherapien wird zwischen zellbasierten und nicht-zellbasierten Formen unterschieden. Während bei nicht-zellbasierten Gentherapien die Nukleinsäure direkt in den Körper übertragen wird, müssen für zellbasierte Gentherapien zunächst körpereigene Zellen den Patient:innen entnommen und ihnen nach gentechnischer Veränderung wieder zugeführt werden.

2010er-Jahre

Piktogramm Antikörper

Spezifische Therapien für das Multiple Myelom

Zu den zielgerichteten Therapie-Optionen beim Multiplen Myelom gehören unter anderem Proteasom-Inhibitoren, Immunmodulatoren, Histon-Deacetylase-Inhibitoren und monoklonale Antikörper

Sequenzierung der Tumormutationen (NGS)

Die Sequenzierung der Tumormutationen (NGS) hat zu nennenswerten Erfolgen bei der Krebsbehandlung geführt

Piktogramm Tumor

Immunhistopathologie der Tumorbiopsie

Gewebeveränderungen können mittels dieser Methode genau untersucht werden.

2000er-Jahre

Autologe Tandem-Stammzelltransplantation

Einige Wochen nach Abschluss der einleitenden Therapie werden Stammzellen gesammelt. Diese erhalten die Patient:innen dann wieder zurück. Wird dieses Verfahren mehrfach angewendet, sprechen Ärzt:innen von einer Tandem-Transplantation.

Wie bei fast allen Krebserkrankungen wurde in den 1960er Jahren primär mit zytotoxischen Chemotherapien behandelt. 60 Jahre später wird vor allem auf Kombinationstherapien gesetzt. Die Therapie des Multiplen Myeloms hat sich sowohl durch die in den 1980er Jahren eingeführte Stammzelltransplantation als auch durch die in den 2000er Jahren eingeführte autologe Tandem-Stammzelltransplantation stark verändert.

Neue Therapien für längeres Überleben

Aktuell stehen 18 verschiedene Wirkstoffe zur Therapie des Multiplen Myeloms zur Verfügung (Stand Februar 2022). Wurde vor 10 bis 20 Jahren vornehmlich mit Chemotherapien und Kortison behandelt, so stehen Ärzt:innen heute zusätzlich gezielte Krebstherapien, MM-spezifische Therapien (MM = Multiples Myelom) und Gen-Therapien zur Verfügung.

Das 5-Jahres Überleben konnte durch die Einführung neuer Therapien gesteigert werden. Besonders im fortgeschrittenen Stadium haben sich die Wirksamkeit der Therapie und die Lebensqualität verbessert. Mit 93 Prozent zeigen die heute ausgewählten Therapien eine sehr gute Ansprechrate. Im Mittel zeigen die Betroffenen ein progressionsfreies Überleben von über 55 Monaten.

Langanhaltende Behandlungserfolge durch neue Kombinationstherapien

Immer mehr Patient:innen erreichen durch neue Kombinationstherapien langanhaltende Behandlungserfolge. Durch neue Medikamente überleben inzwischen bis zu 70 Prozent der Erkrankten mit einem Multiplen Myelom 5 Jahre und länger.

Vor 20 Jahren entfielen rund 70 Prozent der verfügbaren Wirkstoffe zur Therapie des Multiplen Myeloms auf zytotoxische Chemotherapien. Heute dominieren die gezielten Krebstherapien. Der Einsatz von Kortison hat sich in den letzten zwei Jahrzehnten verringert. 2015 kamen die spezifischen Therapien für das Multiple Myelom und Anfang der 2020er Jahre die Gentherapien hinzu. Da diese Form der Therapie noch so neu ist, liegen bisher keine Daten zu 2- und 5-jahres Überlebensraten vor.

Innovative Forschung – Studien laufen

Derzeit laufen weltweit 642 Studien, die sich mit der Erforschung neuer Medikamente gegen das Multiple Myelom beschäftigen. In Deutschland sind mit Stand Februar 2022 104 Studien gestartet. Neben der Therapie mit Antikörpern sind Small Molecules und Gen- sowie Zelltherapien vielversprechende Therapieansätze, mit denen sich die Forschung derweil in klinischen Studien beschäftigt.

"Gen- und Zelltherapien - Neue Hoffnung für die Krebstherapie" im vfa-Podcast #MicroScope: