Impfstoffe und anderer Schutz vor RSV
Infektionen mit RSV, dem Respiratory Syncytial Virus, machen vor allem Säuglingen, Kleinkindern und Senioren zu schaffen. Lange gab es nur ein Prophylaxe-Medikament für Frühchen und Kinder mit bestimmten Vorerkrankungen. Doch seit 2023 sind erste Impfstoffe und ein weiteres Prophylaxe-Medikament zugelassen und auch in Deutschland verfügbar. Und Pharmaunternehmen arbeiten daran, weitere Schutzmöglichkeiten zu entwickeln.

RSV-Infektionen
Über das RSV-Virus und die letzte Erkrankungswelle in Deutschland informiert der MDR in einem Artikel.
Die prophylaktisch (also vorbeugend) einsetzbaren Medikamente gegen RSV, die keine Impfstoffe sind, enthalten gentechnisch hergestellte Antikörper, die die Viren am Eindringen in Zellen hindern. Die Behandlung damit heißt Passiv-Immunisierung. Die folgende Tabelle listet Impfstoffe und andere Prophylaxe-Medikamente auf, die zugelassen sind oder mindestens schon das letzte Erprobungsstadium erreicht haben.
vfa-Podcast #MicroScope zu RSV-Impfungen
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Welche Impfstoffe und Immunisierungs-Präparate gegen RSV gibt es?
Mehrere Impfstoffe und passive Immunisierungen gegen RSV sind inzwischen in der EU zugelassen – für ältere Menschen, Schwangere oder Säuglinge. Weitere Präparate befinden sich noch in der klinischen Erprobung oder im Zulassungsverfahren. Die folgende Tabelle gibt einen Überblick. Alle aufgeführten Präparate haben mindestens die Phase III der Erprobung in klinischen Studien erreicht.
Unternehmen | Name des Impfstoffs oder prophylaktischen Wirkstoffs | Impfstoff-Typ | Zielgruppe, weitere Erläuterung | Status in der EU (1) | Empfehlung der STIKO? (2) |
AstraZeneca | Palivizumab | gentechnisch hergestellter monoklonaler Antikörper; muss monatlich verabreicht werden | für Frühchen und Kinder unter 2 Jahren mit bronchopulmonaler Dysplasie oder bestimmten Herzfehlern | zugelassen und in Deutschland vermarktet | k. A. |
Sanofi und AstraZeneca | Nirsevimab | gentechnisch hergestellter monoklonaler Antikörper; zur Passiv-Immunisierung durch einmaligen Injektion | für alle Säuglinge und Kinder in ihrer ersten RSV-Saison | zugelassen und seit 01.09.2023 in Deutschland vermarktet | ja, für alle Neugeborenen und Säuglinge unabhängig von möglichen Risikofaktoren in ihrer ersten RSV-Saison |
GSK | Respiratorischer Synzytial-Virus (RSV)-Impfstoff (rekombinant, adjuvantiert) | proteinbasierter Impfstoff mit gentechnisch hergestelltem Antigen-Protein (RSVPreF3) und Adjuvans AS01E | für Menschen ab 60 Jahren | zugelassen (seit 06/2023) und seit 08/2023 auch in Deutschland auf dem Markt. | ja, für Menschen ab 75 Jahren und für Patient:innen mit bestimmten schweren Grunderkrankungen oder die in einer Pflegerichtung leben ab 60 Jahren |
Pfizer | PF-06928316 = RSVpreF | proteinbasierter Impfstoff, bivalent, mit gentechnisch hergestelltem Prefusion RSV F-Protein der Virensubgruppen A und B als Antigenen | für Schwangere (damit diese die Antikörper an ihre Kinder weitergeben) und für alle Erwachsenen | zugelassen für Schwangere und Personen ab 60 Jahren (seit 08/2023) und seit 10/2023 auch in Deutschland vermarktet. Mittlerweile ist der Impfstoffe schon für Erwachsene ab 18 Jahren zugelassen. | |
Moderna | mRNA-1345 | mRNA-Impfstoff, der zur Bildung von Prefusion RSV F-Protein führt | für Menschen ab 60 Jahren | zugelassen seit 22.08.2024 und in Deutschland vermarktet | zugelassen seit 05/2024 für Personen ab 60 Jahren |
MSD | Clesrovimab | gentechnisch hergestellter monoklonaler Antikörper; zur Passiv-Immunisierung durch einmalige Injektion | für Säuglinge und Kleinkinder bis 1 Jahr | im Zulassungsverfahren in der EU seit 28.11.2024 | zugelassen seit 09. Juni 2025 |
Zhuhai Trinomab Biotech (China) | TNM-001 | monoklonaler Antikörper; zur Passiv-Immunisierung | tbd | Phase III | – |
Sanofi | SP-0125 | Impfstoff mit attenuierten Viren | für Säuglinge und Kleinkinder ab 4 Monaten | Phase III | – |
Stand: 06.07.2025, Quelle: PharmaProjects Database, Recherchen des vfa
(1) Phase I, II und III bezieht sich auf die Phasen der Erprobung mit Freiwilligen in klinischen Studien
(2) STIKO = Ständige Impfkommission; eine Empfehlung bedeutet nicht automatisch eine Kostenübernahme durch Krankenkassen
Weitere zehn RSV-Impfstoffe testen Pharmaunternehmen derzeit in der zweiten Erprobungsphase mit Freiwilligen, der Phase II (Stand: 06.07.2025). Zwei dieser in Entwicklung befindlichen Impfstoffe sollen nicht nur vor RSV, sondern auch vor Metapneumoviren schützen.
Was ist RSV?
RSV (Respiratorisches Synzytial-Virus) ist ein weltweit verbreitetes Virus, das bei Menschen jeden Alters zu Atemwegserkrankungen wie Bronchiolitis oder Lungenentzündung führen kann. Insbesondere Säuglinge, Kleinkinder und ältere Erwachsene haben ein erhöhtes Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf. Die meisten Infektionen treten im Winter auf.
Was ist eine RSV-Impfung bzw. -Passivimmunisierung?
Impfstoffe gegen RSV wirken, indem sie das Immunsystem auf das RS-Virus vorbereiten, so dass es das Virus bei Kontakt abwehren kann. Bei Impfungen handelt es sich um aktiv Immunisierungen.
Die prophylaktisch (also vorbeugend) einsetzbaren Medikamente gegen RSV, die keine Impfstoffe sind, enthalten gentechnisch hergestellte Antikörper, die die Viren am Eindringen in Zellen hindern. Die Behandlung damit heißt Passiv-Immunisierung.
Wie funktionieren die Impfstoffe gegen RSV?
Die Impfstoffe gegen RSV regen das Immunsystem an, gezielt Abwehrstoffe (Antikörper) gegen ein bestimmtes Protein des Virus zu bilden – das sogenannte Fusionsprotein (F-Protein; auch Glykoprotein F genannt), das für das Eindringen des Virus in die Zellen entscheidend ist. Es bilden sich auch Gedächtniszellen, die zu einem späteren Zeitpunkt im Fall des Eindringens von RSV erneut für eine Antikörper-Produktion sorgen können. Schwangere können die Antikörper durch die Placenta und später durch die Muttermilch an ihr Kind weitergeben.
Für wen sind RSV-Impfstoffe zugelassen, und für wen wird eine Impfung damit empfohlen?
Es gibt zugelassene RSV-Impfstoffe für:
- Erwachsene ab 18 Jahren (zu deren eigenem Schutz)
- Schwangere (zum passiven Schutz des Säuglings ab Geburt bis zu einem Alter von 6 Monaten)
Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt allen Personen ab 75 Jahren, sich einmalig gegen RSV impfen zu lassen. Das empfiehlt sie auch Personen im Alter von 60 bis 74 Jahren, wenn sie bestimmte schwere chronische Erkrankungen haben oder in einer Pflegeeinrichtung leben.
Was ist ein guter Zeitpunkt für eine RSV-Impfung?
Die Impfung von Personen ab 60 Jahren wird laut Ständiger Impfkommission (STIKO) günstigerweise vor Beginn der RSV-Saison (d.h. im September/Anfang Oktober) durchgeführt.
Wenn sich Schwangere impfen lassen wollen, ist das laut Gebrauchsinformation zwischen der 24. und 36. Schwangerschaftswoche vorgesehen.
Wie lange hält die RSV-Prophylaxe mit Antikörper-Medikamenten an?
Die RSV-Prophylaxe bietet Neugeborenen und Säuglingen etwa 5 Monate Schutz – in der Regel ausreichend für die RSV-Saison.