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Mehr Impfungen, mehr Gesundheit – Vorschläge des vfa

Krank sein will niemand; und Infektionen ziehen nicht nur jeden und jede Einzelne in Mitleidenschaft – sie belasten auch das Gesundheitswesen und schwächen die Produktivität. Trotzdem werden hierzulande die Möglichkeiten zur Krankheitsvermeidung durch Schutzimpfungen nur ungenügend genutzt. Dabei stehen die meisten Menschen Impfungen positiv gegenüber. So sind also die geringen Impfquoten in Deutschland die Konsequenz von Mangel an Gelegenheit oder schlicht von Unkenntnis, dass bestimmte Impfungen in Betracht kommen oder für eine Auffrischung anstehen.

Aufgeschlagene Seite eiens Impfpass mit Einträgen zu vollzogenen Impfungen gegen Masern, Mumps und Röteln

Doch es gibt Möglichkeiten zur Verbesserung. Sie erfordern allerdings, dass die Akteure des Gesundheitswesens dafür an einem Strang ziehen:

Impuls 1: Es muss einfacher möglich sein, eine Impfung zu erhalten

  • Eine Schlüsselrolle bei der Umsetzung des Impfwesens übernimmt die Ärzteschaft. Die Selbstverwaltung sollte verpflichtet werden, Anreize zu schaffen, die Impfungen zukünftig zu einem regelhaften Teil des Arzt-Patienten-Kontakts zu machen.
  • In den Arztpraxen (insbesondere der Kinder-, Haus- und Frauenärzte) sollte allerorten ein professionelles Impfmanagement implementiert und nach Möglichkeit durch digitale Maßnahmen unterstützt werden. Zu letzten zählt ein elektronischer Impfpass (z.B. als Teil der elektronischen Patientenakte), da er auch gelesen werden kann, wenn der Patient oder die Patientin den Impfpass aus Papier nicht dabei hat.
  • Das gesamte Praxisteam sollte für Impffragen geschult sein, und es sollten klare Abläufe für die Impfberatung und -dokumentation bestehen.
  • Zudem muss das Angebot an niedrigschwelligen Impfmöglichkeiten ausgebaut werden. Anders gesagt: Die Impfmöglichkeiten müssen dichter an das Alltagsleben der Menschen heranrücken. Grippeimpfungen in Apotheken sind ein erster Beitrag dazu. Ein weiterer Beitrag könnte sein, dass auch ambulante Pflegefachkräfte die von ihnen betreuten Menschen impfen können.
  • Die geplanten Gesundheitskioske könnten ebenfalls zu Impfstellen ausgebaut werden. In Einkaufsstraßen und -zentren könnten sie von Menschen leicht aufgesucht werden.
  • Die Durchführung und Abrechnung von Impfungen durch Arbeits- und Betriebsmediziner zu Lasten der GKV sollten vereinfacht und bundeseinheitlich geregelt werden. Die Verordnung aller Impfstoffe sollte über den Sprechstundenbedarf erfolgen.
  • Der öffentliche Gesundheitsdienst, der u. a. aufsuchende Impfangebote für Jugendliche und junge Erwachsene organisieren könnte, sollte gestärkt werden.

Impuls 2: Alle Bürgerinnen und Bürger sollten wissen, welche Schutzimpfungen für sie und ihre Angehörigen in Betracht kommen

  • Ärztinnen und Ärzte sollten dazu jede Konsultation durch Patient:innen dazu nutzen, deren Impfstatus zu checken und eventuelle Lücken mit diesen zu besprechen.
  • Viele Menschen lassen unwissentlich Termine für Impfungen verstreichen. Es könnte ein wichtiger Beitrag der Krankenkassen zur Gesundheit in Deutschland sein, wenn sie ihre Mitglieder systematisch und rechtzeitig durch persönliche Benachrichtigungen an anstehende Impfungen erinnern. Denn sie würden damit auch Menschen erreichen, die sonst keinen Anlass haben, eine Arztpraxis aufzusuchen.
  • Ein wichtiger Beitrag der BZgA wären Aufklärungskampagnen zu bestimmten Impfungen bzw. zu aktualisierten Impfempfehlungen. Die sollten eng mit der STIKO und dem RKI abgestimmt sein.
  • Mit den hier angeratenen Maßnahmen würde Deutschland auch endlich der Immunisations Agenda der WHO entsprechen, die darauf abzielt, dass „jeder Mensch jederzeit und überall von Impfungen profitiert.“(1)

Impuls 3: Bessere Versorgung durch bessere Impfsurveillance

  • Die bestehende Impfsurveillance unter Mitwirkung aller 17 KVen, die vom RKI koordiniert wird und die Auswertung der Impfdaten im Ambulanten Sektor im GKV-Bereich erlaubt, sollte so angepasst werden, dass eine bundesweite Auswertung von Impfungen möglich ist. Zusätzlich sollte das RKI die Daten aus der Impfsurveillance routinemäßig und zeitnah der Öffentlichkeit zur Verfügung stellen. Als Vorbild kann hierbei der Datenzugang zu meldepflichtigen Erkrankungen (SurvStat@RKI) dienen.
  • Impfstoffhersteller könnten diese Daten für ihre Produktions- und Distributionsplanung nutzen und damit Situationen vermeiden helfen, in denen die Nachfrage nach Impfstoff größer ist als das Angebot.
  • Aufklärungskampagnen ließen sich auf Basis einer guten Impfsurveillance in ihrer konkreten Ausrichtung gezielt danach steuern, wo für einen Schutz der Allgemeinheit nötige Impfraten bislang am deutlichsten verfehlt werden.
  • Auch Projekte wie Vacmap ist hierbei ein erster Schritt in die richtige Richtung. Um Wirkung zu entfalten, ist es aber wichtig, dass zeitnahe Daten zu den Impfquoten zur Verfügung stehen.

Mit diesen Maßnahmen könnte das Impfwesen in Deutschland ganzheitlich verbessert werden. Der vfa und seine mit Impfstoffen befassten Mitglieder sind gerne bereit, gemeinsam mit allen Akteuren des Impfsystems daran mitzuwirken. Aus diesem Grund engagiert sich der vfa bereits heute im Nationalen Aktionsbündnis Impfen, um einen Beitrag dazu zu leisten, die Impfquoten in Deutschland anzuheben.

Quellen