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Warum Impfungen wichtig sind und weitere Fragen zum Impfen

Impfungen haben etliche gefährliche Krankheiten zurückgedrängt – und das ist auch weithin bekannt. Andererseits will niemand seinen Körper durch eine Impfung einer Belastung oder Gefahr aussetzen, wenn das nicht oder nicht mehr nötig ist. Hier finden Sie ein FAQ rund ums Impfen, z.B. warum es wichtig ist, sich impfen zu lassen, welche Chancen und Risiken es gibt, oder was beim Impfen eigentlich passiert.

Seminarszene, in der die Moderatorin einen Teilnehmer aufruft, der sich zu Wort meldet.

Warum sollte man sich impfen lassen?

Infektionskrankheiten wie Diphtherie und Lungenentzündung waren weltweit die häufigste Todesursache, bevor es Impfungen und Antibiotika gab. Mit einer Impfung können wir unser Immunsystem auf bestimmte Erreger vorbereiten, so dass Krankheiten gar nicht mehr ausbrechen. Auf diese Weise schützen wir nicht nur uns selbst effektiv vor Krankheiten, sondern auch Menschen, die aus bestimmten Gründen nicht geimpft werden können, z.B. weil ihr Immunsystem nicht richtig funktioniert. Denn je mehr Menschen geimpft sind, umso weniger können sich Infektionen verbreiten. Diesen Gemeinschaftsschutz für die Gesellschaft nennt man auch Herdenimmunität.

Warum gegen Krankheiten impfen lassen, die in Deutschland kaum noch auftreten?

Dass viele Krankheiten in Deutschland kaum noch vorkommen, ist vor allem auf erfolgreiche Impfprogramme zurückzuführen. Wer annimmt, Impfungen seien daher überflüssig, unterliegt einem Irrglauben. Denn Krankheiten wie Polio (Kinderlähmung) und Diphtherie treten in manchen Teilen der Welt nach wie vor auf und könnten z.B. durch Reisende wieder nach Deutschland gelangen. Trifft der Erreger dann auf viele Menschen ohne Impfschutz, könnten sich diese Krankheiten sofort wieder verbreiten. Daher ist es wichtig, dass auch weiterhin präventiv gegen solche Krankheiten geimpft wird.

Welche Impfungen sind wichtig?

Welche Impfungen für viele Menschen wichtig sind, empfiehlt in Deutschland die Ständige Impfkommission (STIKO) am Robert Koch Institut. Hier finden Sie einen Überblick der in Deutschland empfohlenen Schutzimpfungen. (1) Für einen optimalen Schutz in jedem Alter sollten Sie Ihren Impfschutz regelmäßig überprüfen. Sie können dafür jeden Arztbesuch nutzen.
Zusätzlich zu den Standardimpfungen können aufgrund bestimmter Umstände (etwa wegen bestimmter Reiseländer) auch weitere Impfungen für Sie sinnvoll sein.

Wie funktioniert eine Impfung?

Bei einer Impfung wird das Immunsystem des oder der Geimpften trainiert, sich gegen bestimmte Krankheitserreger oder deren Gifte zu verteidigen. Diesen Vorgang bezeichnet man auch als aktive Immunisierung. Dazu wird der Kontakt mit einem Krankheitserreger vorgetäuscht, z.B. indem bestimmte Moleküle aus dem Erreger geimpft werden. Das Immunsystem antwortet dann in den nächsten Wochen, indem es sogenannte Antikörper produziert, mit denen die Erreger abgewehrt werden. Auch können bestimmte Immunzellen vermehrt werden, die gegen diesen Erreger gerichtet sind. Mithilfe von "Gedächtniszellen" kann das Immunsystem die Erreger dann auch nach Jahren noch erkennen und schnell bekämpfen.

Braucht jemand schneller einen Immunschutz, kann man fertige Antikörper gegen die betreffende Krankheit aus Spender- oder Tierblut gewinnen und injizieren. Diese sogenannte passive Immunisierung sorgt für einen sofortigen Schutz, der jedoch binnen Wochen oder Monaten wieder abgebaut wird.

Wie lange wirkt eine Impfung?

Wie lange eine Impfung wirkt, ist sehr unterschiedlich. Während das Immunsystem manche Erreger auch nach Jahrzehnten noch wiedererkennt, müssen andere Impfungen regelmäßig aufgefrischt werden. Insbesondere bei Impfung mit Lebendimpfstoffen besteht der Impfschutz meist für viele Jahre und teilweise auch lebenslang. Für die sogenannte Grundimmunisierung sind dann allerdings oft mehrere Teilimpfungen nötig.

Machen Impfungen krank?

Impfungen sind generell sehr sicher. (2) Sie machen in der Regel weder krank, noch können sich andere an Geimpften anstecken. Denn die meisten Impfstoffe bestehen aus abgeschwächten oder inaktiven Erregern bzw. Bestandteilen von Erregern. Häufig bekommen die Geimpften aber vorübergehend einzelne Symptome wie z.B. erhöhte Temperatur oder Kopfschmerzen. Dies sind Anzeichen dafür, dass sich der Körper aktiv mit dem Impfstoff auseinandersetzt und einen effektiven Schutz gegen den Erreger aufbaut. Diese Impfreaktionen fallen in jedem Fall viel weniger schlimm aus als die Beschwerden oder Folgeschäden der Krankheit, gegen die geimpft wird.

Wie stark belasten Kombinationsimpfstoffe das Immunsystem?

Weniger als eine echte Infektion! Das zeigt sich schon an den nur leichten Impfreaktionen des Körpers; sonst bekäme man nach der Impfung hohes Fieber. Die Impfstoffe, die es heute gibt, immunisieren gegen bis zu sechs verschiedene Erreger oder bis zu 23 Stämme der gleichen Erregerart. Das mag nach viel klingen, doch hierzu ein Vergleich: Auf jeder Busfahrt kommt ein Mensch mit mehr als sechs Erregern in Kontakt. Moderne Kombinationsimpfstoffe enthalten zudem meist nur noch ausgewählte Erreger-Bestandteile; und auch wenn es 23 sind, sind das immer noch weniger als bei einer echten Infektion mit nur einem Erreger.

Wie viel Schutz kann man von einer Impfung erwarten?

Manche Impfstoffe schützen mehr als 98 % aller Geimpften vor einer Erkrankung. Andere Impfstoffe könnten nur weniger Menschen vollständig schützen, erzielen aber bei den anderen zumindest einen solchen Immunschutz, dass die Krankheit leichter verläuft. Wichtig ist: Viele Impfungen müssen mehrfach verabreicht werden, damit sie ihre volle Schutzwirkung erzielen.

Haben Allergien etwas mit Impfungen zu tun?

Es wurde viel darüber geforscht, ob Impfungen zu Allergien beitragen. Resultat: Nein, es lässt sich kein Zusammenhang finden.(3) So traten Allergien in der DDR mit ihrer allgemeinen Impfpflicht sogar seltener auf zur gleichen Zeit als in Westdeutschland.

Kann man von Impfungen bleibende Schäden bekommen?

Kaum. Bleibende Schäden sind bei den heutigen Impfstoffen nur bei weniger als einem unter einer Million Geimpften nach einer Mumps- oder Masernimpfung aufgetreten. Zum Vergleich: Ungeimpfte bekommen beide Krankheiten fast immer, und jeder zehnte leidet bei Mumps auch an Hirnhautentzündung, jeder 1000ste bei Masern auch an einer Gehirnentzündung.(4) Beide Komplikationen hinterlassen oft bleibende Schäden.

Verhindern Impfungen nicht, dass das Immunsystem trainiert wird?

Nein, Impfungen sind selbst ein Training für das Immunsystem. Und die Immunisierung gegen eine Krankheit geht auch nicht auf Kosten der Abwehrkräfte gegen andere Erreger. Einige Infektionskrankheiten hingegen können die allgemeine Immunabwehr längere Zeit schwächen – im Fall der Grippe für Wochen, im Fall der Masern sogar für Monate.

Wirken Impfungen bei Babys?

Schon Neugeborene haben ein effektives Immunsystem – andernfalls würden sie bereits in den ersten Lebenstagen von Krankheitskeimen getötet. Teil dieses Immunsystems sind von der Mutter übernommene Antikörper. Aber auch die meisten Zellen, die für Immunreaktionen gegen neue Erreger und für das „Impfgedächtnis“ sorgen, arbeiten schon. Nur bestimmte andere Teile des Immunsystems kommen erst später dazu. Da Kinder im Hinblick auf viele Infektionskrankheiten weder durch die Gabe von Muttermilch noch die Weitergabe mütterlicher Antikörper im Blut ausreichend geschützt sind, sind gegen diese die Impfungen der einzige sichere Schutz.

Müssen Kinder nicht manche Krankheiten einfach gehabt haben?

Nichts weist darauf hin, dass es irgendeine Krankheit gibt, die man gehabt haben muss – auch nicht die oft angeführten Masern. Das wird schon daran deutlich, dass es vor Kolumbus in ganz Amerika keine Masern gab. Und auch wenn Masern-Erkrankungen häufig folgenlos ausheilen, besteht immer das Risiko schwerer, teils lebensbedrohlicher Begleitkrankheiten wie Lungenentzündung oder Gehirnentzündung. Auch für eine Förderung der intellektuellen oder charakterlichen Reife durch Krankheiten gibt es keinen Beleg.

Die sieben Phasen der Impfstoffentwicklung

Illustration der sieben Etappen zur Entwicklung eines neuen Impfstoffs