
DiGA Watchlist 03/2023
Im letzten Monat haben zwei neue DiGA die Aufnahme in das BfArM-Verzeichnis geschafft. Kaia gelang mit Kaia Rückenschmerzen bereits die zweite Aufnahme in den letzten Monaten. Ein neuer Anbieter ist mit dem in Konstanz ansässigen Unternehmen Ipso Healthcare und seiner DiGA My7steps App gegen Depressionen gelistet worden. Eine Besonderheit: Die Behandlungsdauer von My7steps App beträgt lediglich 60 Tage.
Die Diga-Watchlist entsteht in Zusammenarbeit mit Flying Health und erscheint monatlich.

Allen gesetzlich Versicherten in Deutschland stehen grundsätzlich Versorgungsleistungen im Rahmen der Anwendung von digitalen Gesundheitsanwendungen (kurz DiGA) zur Verfügung. Behandelnden ermöglicht das Gesetz, in der Versorgung ihrer Patient:innen, auf alltäglich gebrauchte Medien wie Smartphone und Tablet zurückzugreifen.
Übersicht zu Anträgen und Aufnahmen im Vergleich zum Vormonat
Neue Anwendungen für Gewichtsreduktion und Rückenschmerzen
DiGA-Hersteller aidhere (DiGA zanadio) weitet sein Produktportfolio mit einer weiteren digitalen Lösung mit dem Fokus auf Prävention aus. Das Unternehmen übernahm im letzten Monat das digitale Abnehmprogramm Waya von Temedica, das zuvor mit Roche Diabetes Care entwickelt wurde.
Als erste DiGA hat My7steps App einen verkürzten Behandlungs- und Verordnungszeitraum von nur 60 Tagen. Dadurch ergibt sich ein vergeliechsweise hoher Tagespreis von 7,83 Euro pro Tag - Spitzenpreis in der Gruppe Psyche.
Art des positiven Versorgungseffekts
Kaia konnte für seine DiGA gegen Rückenschmerzen Studienergebnisse aus seinem Innofonds-Projekt Rise-uP für die dauerhafte Aufnahme nutzen. Auf Basis der Ergebnisse hatte der G-BA bereits im Juli 2022 die Überführung in die Regelversorgung empfohlen.
Aktuelle Preise und Timeline bis zum verhandelten Preis

Bei einem Stand von 10 verhandelten/geschiedsten Preisen lassen sich erste Erkenntnisse ableiten. Die verhandelten Preise liegen alle in einem ähnlichen Rahmen mit einem Mittelwert von 217,59 Euro/90 Tagen. Bei den Hertsellerpreisen ergibt sich ein anderes Bild: Nicht nur liegt der Mittelwert mit 560,18 Euro pro Verordnungszeitraum deutlich höher, sondern auch die Streuung ist um ein Vielfaches höher. Hierauf haben auch die Höchstbeträge bisher wenig Einfluss.

Auch die Umwandlung von vorläufiger in dauerhafte Aufnahme ist für viele DiGA-Hersteller ein großes Thema. Die Erfahrung zeigt, dass von den bisherigen DiGA lediglich sechs (Invirto, Kalmeda, Selfapy Angststörungen, Selfapy Depressionen, Vivira und zanadio) die Umwandlung erfolgreich geschafft haben. Dem gegenüber stehen fünf Streichungen nach der Erprobungsphase. Viele andere Hersteller haben ihre Erprobungsphase in das Jahr 2023 und darüber hinaus verlängert, wodurch einige Entscheidungen in diesem Jahr zu erwarten sind.

Insgesamt 20 der aktuell 43 DiGA sind dem Indikationsgebiet der psychischen Erkrankungen zugeordnet. Dabei stehen sie mitunter in direkter Konkurrenz um Patient:innen zueinander, unterscheiden sich allerdings in ihren Ausgestaltungen, Aufnahmearten und Preisen mitunter deutlich.
Erkrankungsbilder unter den DiGA im Bereich Psyche:
- Angst-/Panikstörungen (F40, F41)
- Depressionen (F32, F33)
- Insomnie (F51)
- Rauchen (F17.2)
DiGA Meilensteine
Einen Meilenstein konnte im letzten Monat die Physiotherapie-DiGA Vivira hinter sich bringen: Seit Januar liegt der verhandelte Preis bei 211,72 €/ 90 Tage und somit lediglich 12 Prozent unter dem initialen Herstellerpreis von 239,96 €/ 90 Tage. Somit steht auch der erste verhandelte Preis für eine Anwendung fest, die nicht auf kognitiver Verhaltenstherapie basiert, sich nichtsdestotrotz aber in einem ähnlichen Preisrahmen bewegt. Mit dem Inkrafttreten des Krankenhauspflege-
entlastungsgesetzes (KHPflEG) ergeben sich auch für DiGA-Hersteller neue Fristen für die Umsetzung der kommenden Meilensteine, wie beispielsweise die Übertragung von DiGA-Daten in die elektronische Patientenakte (ePA) und die Verordnung per eRezept.
Einreichen des 1. DiGA-Antrags:
Seit dem 27.05.2020 können DiGA-Hersteller einen Antrag auf Aufnahme in das BfArM-Verzeichnis stellen. Der erste Antragssteller ist nicht offiziell bekannt.
Zum BfArM-Verzeichnis
Erste durch Pharma vertriebene DiGA:
Für deprexis verantwortet mit Servier Deutschland erstmals ein Pharmakonzern die Vermarktung einer DiGA.
Über deprexis
Ergänzung der Rahmenvereinbarung durch Höchstbeträge und Schwellenwerte Link
Gründung der gemeinsamen Stelle aus GKV-SV und Herstellerverbänden.
DiGA können auch im stationären Sektor verordnet werden:
Nachdem der Rahmenvertrag „Entlassmanagement“ aktualisiert wurde, ist seit einigen Monaten die Verordnung von DiGA im Entlassmanagement möglich.
Zum Rahmenvertrag
Gruppenzuordnung abgeschlossen
DiGA Steckbriefe

Die App reduziert mit den drei Modulen Wissen, Bewegung und Entspannung die Schmerzen. Beid den Übungen und Inhalten werden die individuellen Voraussetzungen der Patient:innen berücksichtigt und auf Schmerzintensität und -Lokalisation angepasst.
Im RCT Rise-uP (Studie im Rahmen des Innofonds) konnte Kaia den medizinischen Nutzen in Form einer signifikanten und klinisch relevanten Reduktion der Schmerzintensität nachweisen. Inkludiert wurden 1.237 Patient:innen und verglichen wurde mit dem Zugang zur Standardversorgung.

Die Webanwendung dient zur Reduzierung psychischer Beschwerden. Innerhalb von 60 Tagen können sieben Schritte absolviert werden, in denen verschiedene Aspekte der Erkrankung adressiert werden (bspw. das Verständnis von Symptomen und psychosozialen Stressoren).
Im Zuge eines RCT mit 260 Patient:innen soll ein medizinischer Nutzen in Form eienr Reduktion der depressiven Symptomatik nachgewiesen werden. Die Kontrollgruppe erhält die Standardversorgung mit Warteliste.
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