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Arzneimittel-Atlas 2008: Innovative Arzneimittel reduzieren Sterblichkeit bei schweren Krankheiten

Die Ausgaben der gesetzlichen Krankenkassen (GKV) für Fertigarzneimittel und Impfstoffe beliefen sich im Jahr 2007 auf 28,0 Milliarden Euro. Das entspricht einer Steigerung von 1,6 Milliarden Euro oder 6,4 Prozent gegenüber 2006. Bereits mit berücksichtigt sind dabei Mehrausgaben von 0,7 Milliarden Euro, die durch die erhöhte Mehrwertsteuer verursacht sind. Zudem hat im gleichen Jahr der intensivierte Wettbewerb zu einer Senkung der Arzneimittelpreise geführt. Das hat eine Ausgabenminderung von 205 Millionen Euro ermöglicht.

Eine Ursache für die gestiegenen Ausgaben ist die häufigere Verordnung von Medikamenten. 2007 verschrieben die Ärzte rund 35 Milliarden Tagesdosen. Das sind 5,8 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Dies gilt vor allem für die Behandlung großer Volkskrankheiten wie etwa Herz-Kreislauferkrankungen.

"Bei zahlreichen Krankheiten ist die Steigerung des Verbrauchs zu begrüßen, da sich die Versorgung der Patienten dadurch verbessert“, sagte Studienautor und IGES-Chef Prof. Dr. Bertram Häussler. So habe sich die Sterblichkeit an Herz-Kreislaufkrankheiten seit 1968 mehr als halbiert: von 729 Todesfällen je 100.000 Einwohner auf 300.

VFA-Hauptgeschäftsführerin Cornelia Yzer sieht in den vorgelegten Zahlen einen weiteren Beleg dafür, dass Menschen mit schweren und schwersten Krankheiten durch den Einsatz moderner Medikamente geholfen werden kann – sofern die Innovationen denn bei den Patienten ankommen:

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„Die Arzneimittel, die die forschenden Pharma-Unternehmen in den letzten Jahren zur Zulassung brachten, werden nun Standard bei der Behandlung von Krankheiten, für die es noch vor wenigen Jahren keine Aussicht auf Therapie gab - mit nachweisbarem Erfolg. Die forschenden Pharma-Unternehmen nehmen ihre Verantwortung ernst und investieren in die Erforschung und Entwicklung – im letzten Jahr allein in Deutschland mehr als 4,5 Milliarden Euro.“»

Arbeitslosigkeit macht krank

Die Verschreibung bestimmter Medikamente unterscheiden sich in den einzelnen Bundesländern auffällig. Die Autoren des Arzneimittel-Atlas 2008 sehen die Ursache hierfür bei Übergewicht und Arbeitslosigkeit. Beispiel Lipidsenker: In Hamburg wurden 2007 jedem Versichertem im Durchschnitt 32 Tagesdosen verschrieben, während es in Mecklenburg-Vorpommern 52 waren. Die Menschen dort sind deutlich häufiger arbeitslos (16,5 zu 9 Prozent) und deutlich häufiger fettleibig (17 zu 10 Prozent). Arbeitslosigkeit begünstigt die Entstehung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, bei deren Behandlung unter anderem Lipidsenker zum Einsatz kommen. Arbeitslosigkeit und Übergewicht forcieren den Medikamentenverbrauch.

Unterschiedlich hohe Ausgaben je nach Kassenart

Die Pro-Kopf-Ausgaben für Medikamenten der Grundversorgung liegen - je nach Kassenart - um bis zu 274,81 Euro auseinander: Allein für Medikamente gaben die Knappschafts- und Bahn-Seekassen (KBS) 453,38 Euro je Versichertem aus, während es bei den Innungskassen (IKK) 178,57 Euro waren. So erhält ein IKK-Versicherter rund 330 Tagesdosen im Jahr und der KBS-Versicherte 875 Tagesdosen.

Das liegt vor allem an der unterschiedlichen Altersstruktur der Versicherten. Bei den AOKen und KBS-Kassen sind überproportional ältere Patienten versichert. Bei ihnen darf davon ausgegangen werden, dass sie häufiger erkranken.


Der Arzneimittel-Atlas ist eine jährliche Bestandsaufnahme und Analyse zum Arzneimittelverbrauch in der GKV. Er wird im Auftrag des Verbands Forschender Arzneimittelhersteller (VFA) vom IGES Institut Berlin erstellt und gilt inzwischen als Standardwerk zum Thema Arzneimittelverbrauch.