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VFA zur Ankündigung der WHO, dass die Kinderlähmung offiziell in Europa ausgerottet ist

Berlin (VFA). "Heute hat die World Health Organisation WHO bekannt gegeben, dass die Kinderlähmung in Europa offiziell als ausgerottet gelten kann", sagte Cornelia Yzer, Hauptgeschäftsführerin des Verbands Forschender Arzneimittelhersteller (VFA), heute in Berlin. "Wir gratulieren der Polio Eradication Coalition zu diesem Erfolg, der ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zur endgültigen Ausrottung dieser Krankheit ist." Die im Jahr 1988 begonnene Global Polio Eradication Initiative wird von einer Koalition von Institutionen und Unternehmen unter der Führung von WHO, Rotary International, dem US Center for Disease Control and Prevention (CDC) und dem United Nations Children's Fund (UNICEF) getragen. Ihr Ziel ist die weltweite Ausrottung der Kinderlähmung, medizinisch Poliomyelitis oder Polio, bis zum Jahr 2005.

Konsequent durchgeführte Impfkampagnen sind das wichtigste Instrument der Eradication Initiative. Sie konnte und kann dabei auf Präparate führender Hersteller zurückgreifen. Vier Hersteller von Polioimpfstoffen, die Mitglied des VFA sind, arbeiten dabei nicht nur eng mit der Initiative zusammen, sondern haben deren Anstrengungen auch mehrfach finanziell oder durch Schenkungen von Impfstoff unterstützt. Erst Anfang dieses Jahres stiftete beispielsweise das Unternehmen GlaxoSmithKline 150.000 Einheiten Polioimpfstoff für Kinder in Afghanistan; Aventis spendete im vergangenen Jahr 50 Millionen Impfstoffeinheiten für Afrika. 1996 stellten die Vorgänger beider Unternehmen zusammen mit Chiron - in Deutschland Chiron Behring - 100 Millionen Impfstoffeinheiten zur Verfügung. Je eine Million US-Dollar spendete das Unternehmen Wyeth 1996 und 2002 für die Arbeit der Polio-Überwachungslabors.

In den Ländern, in denen noch Menschen an Polio erkranken, ist die Schluckimpfung weiterhin die Immunisierungsmethode der Wahl. Mit ihrer Hilfe gelang auch die Ausrottung der Polio in der DDR und der Bundesrepublik ab 1960 bzw. 1962. Der Impfstoff, von dem eine kleine Portion geschluckt werden muss, enthält Stämme vermehrungsfähiger Polioviren, die keine Erkrankung auslösen, aber für einen nachhaltigen Immunschutz sorgen. In sehr seltenen Fällen - einmal bei 2,5 bis 4 Millionen Impfungen - führen die Impfviren allerdings zu einer Polioerkrankung beim Geimpften oder seinen Angehörigen.

"Hier können die Hersteller mit den IPV-Impfstoffen eine gute Alternative anbieten", so Yzer. "Es sind Impfstoffe mit abgetöteten Viren, die gespritzt werden." Auch sie rufen einen starken Immunschutz hervor, bergen jedoch kein Infektionsrisiko. Mittlerweile werden in Deutschland nur noch diese sicheren Impfstoffe angeboten.

Diese größtmögliche Sicherheit wird allerdings um den Preis erzielt, dass IPV-Impfstoffe die Geimpften nur vor dem Ausbruch der Polioerkrankung bewahren kann, nicht jedoch davor, sich symptomlos mit Polioviren anzustecken und diese unbemerkt zu verbreiten. Solange der größte Teil der Bevölkerung geimpft ist, ist das kein Nachteil. Gefährlich kann es jedoch werden, wenn IPV-Geimpfte das Virus aus Poliogebieten mitbringen und dann auf eine mehrheitlich ungeimpfte Bevölkerung treffen. "Der beste Schutz ist deshalb weiterhin, selbst gegen Polio geimpft zu sein", resümierte Yzer, "so lange, bis Polio nicht nur europaweit, sondern weltweit erloschen ist".

Die Pressemitteilung der WHO finden Sie unter WHO

In Deutschland verfügbare Polioimpfstoffe

Ärzten stehen heute in Deutschland verschiedene Polioimpfstoffe zur Verfügung, die teilweise ausschließlich vor Polio schützen, teilweise auch zugleich vor anderen Krankheiten. Alle diese Impfstoffe müssen gespritzt werden. Die enthaltenen Viren sind abgetötet und führen in keinem Fall zu einem impfbedingten Krankheitsausbruch.

Impfstoffe zum Schlucken werden in Deutschland seit 1998 nicht mehr verwendet. Sie kommen jedoch weiterhin in Ländern mit Polioinfektionen zum Einsatz.

Werden die Empfehlungen der Ständigen Impfkommission am Robert-Koch-Institut (STIKO) befolgt, erhalten Kinder schon mit der ersten Impfung ihres Lebens eine Injektion gegen Polio. Meist werden hierfür die Kombinationsimpfstoffe verwendet. Ist dieser Erstschutz mit insgesamt drei bis vier Impfungen im Abstand von wenigen Monaten komplett, genügt laut STIKO eine Auffrischungsimpfung im Alter zwischen neun und 17 Jahren. Für Personen mit erhöhter Gefährdung (z.B. medizinisches Personal, Reisende in Infektionsgebiete) empfiehlt die STIKO weitere Auffrischimpfungen im Abstand von höchstens zehn Jahren.

Die Herstellung moderner Polioimpfstoffe

Alle in Deutschland verfügbaren Impfstoffe enthalten ein Gemisch toter Polioviren, die zu drei unterschiedlichen Virenstämmen gehören. Die Produktion der Viren erfolgt in geschlossenen Behältern mit Zellkulturen, so genannten Fermentern. Die Zellen werden mit den Viren infiziert, die sich in ihnen vermehren und anschließend abgeerntet werden können. Die gereinigten Viren werden dann durch mehrtägige Behandlung mit Formaldehyd abgetötet. Nach weiteren Reinigungsschritten und Kontrollen werden die toten Viren sodann zum Impfstoff verarbeitet.

Die zur Vermehrung der Viren von allen Herstellern verwendeten Vero-Zellen wurden schon vor Jahrzehnten aus der Niere einer grünen Meerkatze - einer Affenart - entnommen und seither weiter vermehrt.

Den ersten Injektionsimpfstoff entwickelte der amerikanische Wissenschaftler Jonas Salk schon in den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts. Auch sein Impfstoff enthielt abgetötete Viren von drei Stämmen und musste gespritzt werden. Die modernen Injektionsimpfstoffe sind ihm jedoch sowohl in ihrer Reinheit als auch in ihrer Wirkung auf das Immunsystem weit überlegen. Ihr Gehalt an impfwirksamen Antigenen ist mehrfach höher. Deshalb genügen bei ihnen zwei bis drei Impfungen für einen lang anhaltenden Schutz.

Der VFA
Im Verband Forschender Arzneimittelhersteller e.V. (VFA) haben sich 45 weltweit führende Pharmaunternehmen zusammengeschlossen, die
innovative Medikamente erforschen und entwickeln. Sie beschäftigen einschließlich ihrer Tochterfirmen in Deutschland über 80.000 Mitarbeiter und repräsentieren mehr als zwei Drittel des gesamten deutschen Arzneimittelmarktes.


Bei Rückfragen und Interviewwünschen wenden Sie sich bitte an:
Dr. Rolf Hömke
Tel.: 030/2 06 04-204
Fax: 030/2 06 04-209