Gesundheitsthemen beim G7-Gipfel 2015 in Elmau
Gesundheit ist Vorbedingung für die Ausbildungs- und Arbeitsfähigkeit, für die Nutzung des Ackerlandes für die Sicherung des Familieneinkommens und für eine nachhaltig tragfähige Allokation der staatlichen Finanzen. Diese Erkenntnis hat ihren Niederschlag im Programm des G7-Gipfels am 7./8. Juni 2015 in Elmau gefunden: Es sind Beratungen und Entscheidungen zu „vernachlässigten, armutsassoziierten Tropenkrankheiten“ und „Antibiotika-Resistenzen“ vorgesehen.
Wer wirtschaftliche Entwicklung voranbringen will, der muss auch Maßnahmen für die Gesundheit der Bevölkerung vorsehen. Denn Gesundheit ist Vorbedingung für die Ausbildungs- und Arbeitsfähigkeit, für die Nutzung des Ackerlandes für die Sicherung des Familieneinkommens und für eine nachhaltig tragfähige Allokation der staatlichen Finanzen. Diese Erkenntnis hat sich schon vor einigen Jahren auch bei den Regierungen der führenden Industrienationen und bei der Weltbank durchgesetzt und ihren Niederschlag in den Programmen der G7- und G8-Gipfel gefunden. Und das gilt auch für den kommenden G7-Gipfel am 7./8. Juni 2015 im bayerischen Elmau. Hier sind Beratungen und Entscheidungen zu „vernachlässigten, armutsassoziierten Tropenkrankheiten“ und „Antibiotika-Resistenzen“ vorgesehen. Neben den Repräsentanten der sieben wichtigsten Industrienationen werden bei den sie betreffenden Themen auch Staats- und Regierungschefs aus afrikanischen Ländern und dem mittleren Osten mitdiskutieren.
Unter vernachlässigten und armutsassoziierten Tropenkrankheiten (mitunter NTD abgekürzt, für „neglected tropical diseases“) werden Infektionskrankheiten verstanden, die vor allem in tropischen und subtropischen Gebieten auftreten, dort vor allem die ärmere Bevölkerung heimsuchen, aber weniger Menschen betreffen als die drei größten Infektionskrankheiten Malaria, Tuberkulose und HIV. Zu ihnen gehören beispielsweise die Lepra, die afrikanische Schlafkrankheit und eine Reihe von Wurmerkrankungen, die Menschen auf die eine oder andere Weise schwächen, teilweise auch ihren Körper entstellen. Die meisten dieser Krankheiten sind in Deutschland nur Experten geläufig. Und doch sind daran in der Summe weit mehr als 1 Milliarde Menschen in 149 Ländern erkrankt, und rund 1,9 Milliarden Menschen leben mit der unmittelbaren Gefahr, sich anzustecken.
Auf dem Gipfel wird es darum gehen, wie man diese Krankheiten besser bekämpfen und auf neue Epidemien – wie die Ebola-Epidemie – schneller reagieren kann.
Das andere Gesundheitsthema auf der G7-Agenda sind die Antibiotika-Resistenzen, also das Problem, das gegen eine wachsende Zahl von Bakterienstämmen viele Antibiotika nicht mehr wirksam sind. Das ist ein Problem in Industrie-, Schwellen- und Entwicklungsländern gleichermaßen.
Beim G7-Gipfel wird es darum gehen, dass die G7-Länder den bei der Weltgesundheitsorganisation WHO verabschiedeten neuen Aktionsplan gegen Antibiotika-Resistenzen unterstützen. Die Bundesregierung macht sich zudem dafür stark, dass Antibiotika nur noch als Medikamente eingesetzt werden – und nicht mehr als Masthilfe in der Tiermast. Schließlich plädiert die Bundesregierung auch dafür, dass Antibiotika künftig weltweit nur noch auf Rezept erhältlich sind. In Deutschland ist das gegeben, aber schon in einigen Nachbarländern wird das nicht strikt so gehandhabt, und in vielen Schwellenländern sind Antibiotika frei verkäuflich. Das bedeutet, dass kein Arzt und keine andere medizinisch geschulte Kraft prüft, ob der Patient überhaupt eine bakterielle Infektion hat, und dass niemand die Patienten anweist, wie sie mit Antibiotika umzugehen haben.
Der vfa spricht sich dafür aus, alle Maßnahmen zur Eindämmung der Resistenzbildung so zu planen, dass sie den spezifischen Nöten der unterschiedlichen Länder und ihrer Gesundheitssysteme Rechnung tragen. Deshalb hat der vfa vor kurzem auch das gemeinsame Positionspapier „Resistenzen – ein drängendes Problem nicht nur für Industrieländer“ mit einer Reihe von Nicht-Regierungs-Organisationen unterzeichnet, in dem genau dieses gefordert wird.
Auf beiden Gebieten werden bereits seit Jahren Anstrengungen zur Überwindung der Probleme unternommen, an denen die forschende Pharma-Industrie umfassend beteiligt ist. Die gehen darauf ein.