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Masern, Mumps, Röteln und Windpocken – vier Krankheiten, vor denen man sich schützen kann

Als es noch keinen Impfschutz dagegen gab, erkrankte fast jeder schon als Kind an Masern, Mumps, Röteln und Windpocken. Deshalb wurden sie als Kinderkrankheiten bezeichnet, obwohl sie genau so gut Erwachsene befallen können. Die Krankheiten heilen meist aus; doch nicht immer ohne Folgen.

Nahaufnahme eiens an Mumps erkrankten Jungen, der von einer erwachsenen Frau am Hals abgetastet wird.

Verursacht werden diese Krankheiten von unterschiedlichen Viren. Diese verbreiten sich durch Tröpfchen, die Erkrankte aushusten oder -niesen, oder über verunreinigte Gegenstände. Nach der Infektion vermehren sich die Viren im Körper, bis nach Tagen oder Wochen erste Symptome wie Husten, Schnupfen, Abgeschlagenheit, Kopf- und Gliederschmerzen oder leichtes bis mäßiges Fieber auftreten. Bei Masern, Röteln und Windpocken tritt danach ein Hautausschlag auf. Typisch für Masern sind unregelmäßige, drei bis sechs Millimeter große, zunächst hellrote Flecken, die ineinanderfließen und später bräunlich-violett werden. Röteln verursachen hingegen kleine, hellrote, leicht erhabenen Flecken, die oft kaum sichtbar sind. Bei Windpocken entwickeln sich rote Bläschen, die stark jucken können und nach ein bis zwei Tagen wieder eintrocknen. Charakteristisch bei Mumps ist, dass eine oder beide Ohrspeicheldrüsen anschwellen, was Erkrankten „Hamsterbacken“ verpasst. Medikamente oder andere spezifische Mittel zur Behandlung dieser Krankheiten gibt es keine.

Komplikationen

Alle vier Erkrankungen heilen glücklicherweise in der Regel nach einigen Tagen folgenlos aus – doch manchmal kommt es zu Komplikationen. Je nachdem, wie weit sich die Viren im Körper ausgebreitet haben, können unterschiedliche Organe betroffen sein.

So kommt es bei Masern durch die Viren selbst oder eine dadurch erleichterte bakterielle Infektion häufig zu Entzündungen von Mittelohr und Lunge, Bronchitis oder Durchfall. Etwa jeder tausendste Patient erleidet eine Entzündung des Gehirns oder der Hirnhäute, was in 10-20% der Fälle zum Tod führen kann. Ganz selten kommt es – in der Regel erst 6-8 Jahre nach der Infektion – zu einer chronischen Gehirnentzündung (subakute sklerosierende Panenzephalitis, SSPE), bei der schließlich alle Hirnfunktionen versagen. Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts stirbt in Deutschland insgesamt etwa einer von tausend Patienten an den genannten Komplikationen der Masern. (1)

Neuere Erkenntnisse zeigen zudem, dass eine Maserninfektion das Immunsystem nachhaltig schwächt und dadurch andere Infektionen gefährlicher macht. So zerstören die Viren während der akuten Phase der Infektion neben weißen Blutkörperchen, die den Körper vor Eindringlingen schützen, auch Gedächtniszellen der Immunabwehr. Sind viele diese Zellen zerstört, weiß das Immunsystem bei vielen Erregern, mit denen es schon kon-frontiert war, nicht mehr, wie sie abzuwehren sind. Auch frühere Impfungen können ihre Wirkung verlieren. Der Wiederaufbau wesentlicher Teile des Immungedächtnisses dauert etwa zwei bis drei Jahre.

Komplikationen bei Röteln können Entzündungen von Mittelohr, Herzmuskel oder Gehirn sowie Bronchitis sein. Wenn Schwangere an Röteln erkranken und sich auch das Ungeborene ansteckt, kann es vor allem in der ersten Drittel der Schwangerschaft Schäden an Augen, Innenohr oder Herz erleiden. Es kann zu einer Fehlgeburt kommen.

Auch bei den Windpocken drohen einem damit infizierten Kind im Mutterleib in den ersten sechs Schwanger-schaftsmonaten Schädigungen von Haut, Augen und Nervensystem oder sogar der Tod. Bei kurz nach der Geburt an Windpocken erkrankten Kindern kommt es ebenfalls häufig zu Todesfällen, weil sie noch nicht gegen die Krankheit immun sind. Häufigere Komplikationen der Infektion im späteren Leben umfassen – ähnlich wie bei Masern und Röteln – Entzündungen von Lunge, Herz und zentralem Nervensystem. Zudem verblieben die Varizellen-Viren nach einer Infektion lebenslang in bestimmten Nervenknoten und können immer wieder die sehr schmerzhafte Gürtelrose auslösen.

Bei Mumps kann es ebenfalls zu manchmal tödlichen Entzündungen verschiedener Organe wie Bauchspei-cheldrüse oder Gehirn kommen. Hodenentzündungen können in seltenen Fällen zur Unfruchtbarkeit führen.

Masern und Röteln auszurotten, ist möglich

Ziel der Weltgesundheitsorganisation WHO war es, Masern und Röteln bis zum Jahr 2020 auszurotten. In Ländern mit einer hohen Impfrate von über 95% wie in Skandinavien oder Nord- und Südamerika ist dies bereits weitgehend gelungen. In Ländern wie Deutschland, die bislang eine etwas geringere Impfquote aufweisen, kommt es immer wieder zu lokalen Epidemien wie dem Masernausbruch 2015 in Berlin. In afrikanischen und südostasiatischen Ländern, die nur geringe Impfquoten aufweisen, sind die Infektionsraten und die Sterblichkeit hingegen immer noch relativ hoch. So kam es Ende 2019 auf der Pazifikinsel Samoa zu einer Masernepidemie mit fast 6.000 Erkrankten und über 80 Todesfällen, die erst durch eine umfassende Impfkampagne gestoppt werden konnte. Die European Regional Verification Commission for Measles and Rubella Elimination (RVC) hält in ihrem Bericht von 2021 fest, dass es in sechs Ländern, denen zuvor die erfolgreiche Elimination der Masern ausgesprochen wurde, zu einem erneuten Masernausbruch kam. (2) In Deutschland sind die gemeldeten Masernfälle während der Pandemie stark zurück gegangen. So wurden 2020 76 Fälle gemeldet, 2021 waren es zehn Fälle. (3)

Impfpflicht

Zahlreiche EU-Länder haben die Masernimpfung verpflichtend gemacht. Zu diesen zählen beispielsweise Italien, Frankreich, Polen, Tschechien und seit 1. März 2020 auch Deutschland. (4) Zunächst gab es eine Übergangsfrist für Personen, die zu diesem Zeitpunkt bereits in den betroffenen Einrichtungen betreut wurden oder angestellt waren. Diese endete am 31. Juli 2022. So müssen Eltern beispielsweise vor dem Eintritt ihrer Kinder in den Kindergarten oder die Schule nachweisen, dass diese die von der Ständigen Impfkommission (STIKO) empfohlenen Impfungen gegen Masern erhalten haben.

Quellen