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Versorgung verbessert – Ausgaben gesunken

Die Versorgung der Patienten mit Arzneimitteln hat sich im vergangenen Jahr erneut verbessert: Bei besonders verbreiteten Krankheiten wie rheumatoider Arthritis, Multipler Sklerose, Virusinfektionen und Krebserkrankungen gelangen moderne Therapieformen in immer stärkerem Maße zu den betroffenen Patienten. Zu diesem Resultat kommt der Arzneimittel-Atlas 2012, den das Berliner IGES Institut im Auftrag der forschenden Pharma-Unternehmen erstellt hat..


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Der erhöhte Zwangsrabatt, freiwillige Rabatte der Hersteller, Patentabläufe und stärkerer Wettbewerb haben dazu beigetragen, dass die GKV-Arzneimittelausgaben trotz der verbesserten Versorgung gesunken sind: 2011 sind die GKV-Arzneimittelausgaben um rund 1,2 Mrd. Euro (-4 Prozent im Vergleich zu 2010) auf 29,06 Mrd. Euro zurückgegangen. Den größten Einfluss auf die reduzierten Gesamtaufwendungen hatten im letzten Jahr die gesunkenen Arzneimittelpreise. Dadurch konnten die Kosten um 1,76 Mrd. Euro gesenkt werden. Etwa zwei Drittel dieser Absenkung ist auf die Steigerung der gesetzlich verordneten Rabatte zurückzuführen. Zu etwa einem Drittel haben Preissenkungen der Hersteller, teilweise im Rahmen von Rabattverträgen, die Kosten reduziert.

Chart: Mehrverbrauch_2012

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Professor Bertram Häussler, Geschäftsführer des IGES-Instituts, sagte bei der Vorstellung der Studie in Berlin: „Arzneimittel sind der einzige der großen Leistungsbereiche der GKV, dessen Ausgaben in den letzten Jahren nicht permanent gestiegen ist." Die Strukturveränderungen im Markt der patentgeschützten Innovationen hätten den Aufwand der GKV für Arzneimittel verringert. Die Verordnung neuerer patentgeschützter Medikamente habe zwar 2011 Mehraufwendungen von rund 430 Mio. Euro verursacht. Demgegenüber seien aber durch Patentabläufe, Wettbewerb der Hersteller untereinander und weitere Effizienzsteigerungen Kostensenkungen von rund 640 Mio. Euro erzielt worden - ein Saldo zu Gunsten der GKV von über 200 Mio. Euro.

Nur noch 388 Euro pro Patient
Birgit Fischer, Hauptgeschäftsführerin des vfa, urteilt: „Massive Sparbeiträge der Unternehmen haben einen entscheidenden Anteil an der Senkung der Arzneimittelausgaben der Gesetzlichen Krankenversicherung. So konnten die Arzneimittel-Ausgaben pro GKV-Versichertem im Jahr 2011 um 3,7 % auf 388 Euro sinken." Im Gegensatz zu anderen Leistungsbereichen habe der Gesetzgeber bei den Arzneimittelpreisen durch einen Zwangsrabatt in Kombination mit einem Preismoratorium massiv eingegriffen: Das Sinken der Ausgaben sei aber nicht nur staatlich verordnet, es folge auch dem Marktgeschehen: Patentabläufe, stärkerer Preiswettbewerb und freiwillige Rabatte der Hersteller hätten zusätzlich zu sinkenden Preisen bei Arzneimitteln beigetragen.

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„Doch einseitige Preissenkungen und ein wachsender Verteilungskampf zwischen den Akteuren im Gesundheitswesen führen weder zu einer besseren Versorgung noch zu einem höheren Nutzen für Patientinnen und Patienten. Wir müssen deswegen nach neuen, konstruktiven Lösungen suchen, die nicht allein auf den Preis pro Produkt abzielen, sondern alle Aspekte einer Behandlung einbeziehen – wir müssen einen Preis pro Versorgung definieren, um effizient, nachhaltig und berechenbar mit den Finanzen des gesamten Systems kalkulieren zu können. So könnten wir alle - Industrie, Kassen, Ärzte, Patienten und Politik – einen Weg beschreiten, der nicht darauf abzielt, an Medikamenten zu sparen, sondern durch Medikamente“»

Therapeutische Hilfe wichtiger als Sparen
Im vergangenen Jahr konnten mehr Patienten mit schwerwiegenden, gar lebensbedrohlichen Krankheiten mit wirksamen Arzneimitteln versorgt werden. Bei der Behandlung der Multiplen Sklerose wurde das therapeutische Arsenal sowohl im Hinblick auf die Kontrolle des Entzündungsprozesses als auch der symptomatischen Therapie erweitert. Auch Immunsuppressiva spielen in der Therapie von Entzündungskrankheiten wie Gelenkrheuma, Multipler Sklerose oder Morbus Bechterew eine immer wichtigere Rolle, denn sie werden heute früh eingesetzt, um Spätfolgen zu vermeiden oder wenigstens lange herauszuschieben.

Chart: AM gegen schwere Erkrankungen

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Versorgungsfortschritte kennzeichnen das Bild der - allzuoft vor dem Hintergrund ökonomischer Parameter diskutierten - Arzneimittelversorgung in Deutschland. Zugleich werden weitere Fortschritte durch einseitige staatliche Regulierungen und Sparmaßnahmen gefährdet. Wenn für die Behandlung von Krankheiten, bei denen der pharmazeutische Fortschritt neue Therapieoptionen geschaffen hat, mehr verordnet wird, bedeutet das: Fortschritt kommt dort an, wo er gebraucht wird.


Die wichtigsten Ergebnisse des Arzneimittel-Atlas 2012 im Überblick:
2011 sind die GKV-Arzneimittelausgaben um 1,12 Mrd. Euro (-3,7 Prozent im Vergleich zu 2010) auf 29,06 Mrd. Euro zurückgegangen. Arzneimittel sind der einzige der großen Leistungsbereiche, der in den letzten Jahren nicht permanent gestiegen ist. Der aktuelle Ausgaben-rückgang ist auf sinkende Preise und höhere Wirtschaftlichkeit, nicht auf eingeschränkte Leistungen zurückzuführen. Die Versorgung mit Arzneimitteln hat sich im Gegenteil verbessert.

1. Mehr Patienten mit schwerwiegenden, häufig chronischen oder sogar lebensbedrohlichen Krankheiten haben wirksame Arzneimittel erhalten. Die Zahl der verordneten Tagesdosen bei Erkrankungen beispielweise des Immunsystems wie rheumatoider Arthritis, bei multipler Sklerose, Virusinfektionen, Krebserkrankungen u.a. ist signifikant angestiegen. Bei diesen Krankheiten sind viele innovative, wirksamere Arzneimittel verfügbar.

2. Schwerpunkt-Thema Diabetes: der seit 1996 beobachtete Verbrauchsanstieg ist einerseits auf eine Zunahme der Patientenzahl, andererseits auf einen erhöhten Verbrauch bei behandelten Diabetikern zurückzuführen. Damit wurde eine möglichst gute Einstellung der Patienten auf die Zielwerte erreicht, wie sie beispielsweise in Leitlinien oder Disease-Management-Programmen vorgesehen sind. In letzter Zeit wird zunehmend das potenzielle Langzeitrisiko von Hypoglykämien („Unterzuckerung“) diskutiert. Neue Wirkstoffe sind in der Entwicklung, die hier ansetzen.

Chart: Mehrverbrauch an Antidiabetika

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3. Das regional oft sehr unterschiedliche Ausgabenvolumen in den genannten Indikationen ist zum größten Teil auf die unterschiedliche Bevölkerungsstruktur in den Bundesländern und den entsprechend anders gelagerten Bedarf zurückzuführen. Verbrauch und Kosten von Antidiabetika beispielweise werden durch unterschiedliche Krankheitshäufigkeiten, Alter und Körpergewicht verursacht und korrelieren mit der Häufigkeit von entsprechenden Krankenhausfällen. Auch wenn Verbesserungen der regionalen Versorgung zweifellos noch möglich sind, ergibt die Analyse eine weitgehend bedarfsorientierte Versorgung.

4. Die Verordnung neuerer patentgeschützter Innovationen hat 2011 Mehraufwendungen von rund 430 Mio. Euro verursacht. Demgegenüber sind durch Patentabläufe, Wettbewerb der Hersteller untereinander und weitere Effizienzsteigerungen Kostensenkungen von rund 640 Mio. Euro erzielt worden. Die Strukturveränderungen im Markt haben also im Saldo den Aufwand der GKV für Arzneimittel um über 200 Mio. Euro verringert.

5. Den größten Einfluss auf die Gesamtaufwendungen hatten im letzten Jahr die gesunkenen Arzneimittelpreise. Dadurch konnten die Kosten um 1,76 Mrd. Euro gesenkt werden. Etwa zwei Drittel dieser Absenkung ist auf die Steigerung der gesetzlich verordneten Rabatte zurückzuführen. Zu etwa einem Drittel haben Preissenkungen der Hersteller, teilweise im Rahmen von Rabattverträgen, die Kosten reduziert.

6. Die Kooperation zwischen forschenden Pharma-Unternehmen und Krankenkassen zur Arzneimittelversorgung hat signifikant zugenommen. Bei patentgeschützten Innovationen nahm der Umsatz von Medikamenten mit Rabattvertrag um mehr als das Doppelte auf über 1 Mrd. Euro zu. Über 20 Prozent der Arzneimittel mit Rabattverträgen sind mittlerweile patentgeschützte Produkte. Damit erhalten mehr Patienten innovative Arzneimittel mit konsentierten Preisen als je zuvor.



Der Arzneimittel-Atlas 2011, die jährliche Analyse des Arzneimittelverbrauchs in der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) für das Vorjahr, erscheint im Oktober.



Weiterführende Informationen: