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Sechsjähriges Mädchen stirbt an Masern-Spätfolgen

Bad Hersfeld (dpa/lhe) - Die kleine Aliana hat ihren Kampf gegen die Masernkrankheit SSPE verloren und ist mit sechs Jahren gestorben. «Sie hat in letzter Zeit mit Infekten zu tun gehabt», sagte Alianas Kinderarzt in Bad Hersfeld, Georg Johann Witte, am Freitag der dpa. Das sei eine Folge der Krankheit. «Sie ist gestern Morgen verstorben.»

Weil sich das Mädchen gut entwickelt hatte, hatten die Eltern Pläne: Aliana sollte 2017 in einen integrativen Kindergarten nach Bebra wechseln. Ihre Familie hatte ein großes Auto angeschafft, um das schwerbehinderte Mädchen in ihrem Rollstuhl transportieren zu können.

Aliana litt an der chronischen Masern-Gehirnentzündung SSPE (Subakute sklerosierende Panenzephalitis). Die Krankheit ist eine Spätfolge einer Maserninfektion und verläuft immer tödlich. Masernviren zerstören Nervenzellen im Gehirn.

Ihre Mutter war mit der Krankheit an die Öffentlichkeit gegangen, um andere Mütter darauf aufmerksam zu machen, wie wichtig eine Masernimpfung ist. Sie war durchs Raster gefallen, als vor Jahrzehnten zum Teil nur unzureichend oder gar nicht geimpft wurde.

«Dieser tragische Fall zeigt, wie gefährlich Masern sein können», sagte der Berliner Kinderarzt Martin Terhardt, der auch Mitglied der Ständigen Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut in Berlin ist. «Das Virus ist hoch ansteckend. Vor allem Säuglinge sind gefährdet, da sie noch nicht geimpft werden können.»

In Deutschland wird die Masernimpfung für Kinder ab dem 11. Lebensmonat empfohlen, für Säuglinge in einer Kindertagesstätte auch schon ab dem 9. Monat. In den ersten Monat können Mütter ihre Kinder vor Masern und anderen ansteckenden Krankheiten bewahren - allerdings nur, wenn sie selbst Antikörper haben, weil sie geimpft wurden oder eine Masernerkrankung hatten.

«Aktuelle Studien zeigen, dass dieser Nestschutz schon mit sechs Monaten abgebaut sein kann. Viele Frauen mit Kinderwunsch haben aber selbst gar keinen Schutz gegen Masern», warnte Terhardt. Denn während trotz der von manchen Eltern geführten Diskussion über angeblich schädliche Nebenwirkungen von Impfungen etwa 93 Prozent der Säuglinge und Kleinkinder gegen Masern, Röteln und Mumps geimpft seien, gebe es insbesondere bei jungen Erwachsenen, die in den Achtziger- und Neunzigerjahren geboren wurden, große Impflücken.

Das Robert Koch-Institut verweist auf Studien, wonach es durchschnittlich zu vier bis elf SSPE-Fällen pro 100 000 Masernerkrankungen kommt. Ein deutlich höheres Risiko besteht bei Kindern unter fünf Jahren. Dieses wird auf etwa 20 is 60 SSPE-Fälle pro 100 000 Masernerkrankungen geschätzt.