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Innovationsbremse AMNOG

Die Ausgaben der Gesetzlichen Krankenkassen (GKV) für Medikamente stiegen 2013 um 3,1%. Nach einem Rückgang im Jahr 2011 und einem geringfügigen Anstieg 2012 lagen die Arzneimittelausgaben sogar leicht unter dem Niveau des Jahres 2010. Die geleisteten Rabatte der Hersteller lagen 2013 über denen des Vorjahres.

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"Wir blicken auf ein moderates Jahr nach Jahren des Stillstands" - so lautet das Fazit zu den Ergebnissen des Arzneimittel-Atlas 2014 über das Jahr 2013: Die Ausgaben der GKV für Arzneimittel stiegen 2013 um 3,1% bzw. 896 Mio. Euro auf 30,09 Mrd. Euro. Nach einem Rückgang im Jahr 2011 und einem geringfügigen Anstieg 2012 lagen die Arzneimittelausgaben sogar leicht unter dem Niveau des Jahres 2010 (30,18 Mrd. Euro). Die geleisteten Rabatte der Hersteller betrugen 2013 5,67 Mrd. Euro und waren damit um 749 Mio. Euro bzw. 15,2 % höher als 2012.




So muss Deutschland unnötige Schutzlücken bei Masern, Gebärmutterhalskrebs und Infektionen mit Rotaviren beklagen. Moderne Arzneimittel erreichen in Deutschland nicht in dem Maße die Versorgungspraxis, wie es eigentlich erforderlich wäre. Dieser Befund gilt sowohl für das Thema Impfen als auch für viele innovative Therapieformen.



Durch Anklicken der Infografik gelangen Sie zu einer interaktiven Ansicht.

PDF-INFOGRAFIK zum Herunterladen: Nur wenige Patienten erhalten die (laut früher Nutzenbewertung) für sie beste Medikation

Dabei war es ein gesetzgeberisches Ziel des Arzneimittelmarkt-Neuordnungsgesetzes (AMNOG), den Patienten einen unmittelbaren Zugang zu innovativen Arzneimitteln zu ermöglichen und für eine hochwertige Arzneimittelversorgung zu sorgen. Eine zentrale Rolle wurde dabei der gemeinsamen Selbstverwaltung der Ärzte, Krankenhäuser und Krankenkassen (G-BA) zugedacht, die alle neuen Medikamente auf ihren Zusatznutzen gegenüber älteren Vergleichstherapien hin bewerten muss.

Das genannte Zugangs- und Versorgungsziel wurde jedoch bislang überhaupt nicht erreicht: Das sieht man allein schon, wenn man sich die Untergruppen von Patienten ansieht, für die laut G-BA-Bewertung ein bestimmtes neues Medikament überlegen ist. Man müsste annehmen, dass es diese Patienten dann auch verordnet bekommen. Die neuen Analysen des Arzneimittel-Atlas zeigen jedoch, dass die von diesen Mitteln verordneten Mengen keinesfalls auch nur für diese Patiententeilpopulationen ausreichen.




Für manche dieser Medikamente liegt die AMNOG-gerechte Versorgungsquote sogar unter 10 Prozent. Das gesundheitspolitische Pendel hat mit dem AMNOG also einseitig zu Gunsten von Einsparungen ausgeschlagen und hinterlässt Versorgungsdefizite.

Die Nutzenbewertung nach AMNOG, die gerne als Garant für Versorgungsqualität gepriesen wird, erweist sich mithin als Innovationsbremse: Das AMNOG, das immer wieder als lernendes System beschrieben wurde, braucht dringend Nachhilfe durch den Gesetzgeber. Ein Gleichgewicht zwischen Einsparungen und notwendigen Investitionen muss wieder hergestellt werden!

Hinzu kommt, dass die Verhandlungen über die Erstattungsbeträge zu Preisen unterhalb des europäischen Durchschnitts führen. Vor dem Hintergrund, dass ein ursprüngliches Ziel des AMNOG darin bestand, die Arzneimittelpreise in Deutschland dem europäischen Durchschnitt anzugleichen, ist festzuhalten: Die deutliche Abweichung unter den europäischen Durchschnitt weist auf eine nicht balancierte Zielerreichung hin.

Die Verbreitung der neuen Wirkstoffe bei Patienten, die einen Zusatznutzen davon hätten, bleibt gering - trotz Preisen, die im europäischen Vergleich sogar eher niedrig sind.



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PDF-INFOGRAFIK zum Herunterladen: AMNOG-Verhandlungen führen zu Preisen unter dem europäischen Durchschnitt

Ein Schwerpunkt des diesjährigen Arzneimittel-Atlas lag auf dem Thema Impfen. In Deutschland sind die Impfungen seit 2007 um 30 Prozent zurückgegangen. So wird beispielsweise das WHO-Ziel einer Durchimpfungsrate von 95% bei Masern in Deutschland verfehlt.
Die HPV-Impfrate gegen Gebärmutterhalskrebs stagniert auf bescheidenem Niveau. Nur 41% Prozent der Mädchen sind geimpft, während die Quote in Ländern wie Niederlande, Australien, England und Schottland bei Werten zwischen 65 und 90% liegen.

INFOGRAFIK oben:
Durch Anklicken der einzelnen Krankheiten können Sie die Menge der jeweils verimpften Dosen vergleichen.


PDF-INFOGRAFIK zum Herunterladen: Impfungen gegen HPV (Gebärmutterhalskrebs) in Deutschland

Welche Schutzimpfungen Pharmafirmen in den nächsten Jahren auf den Markt bringen wollen (Beispiele)

Die Grafik als PDF-Download finden Sie hier.

Hintergrundmaterial zum Arzneimittel-Atlas 2014: