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Getesteter Ebola-Impfstoff offenbar gut verträglich

Washington (dpa) - Ein neuer Ebola-Impfstoff ist in den USA vielversprechend an Menschen getestet worden. Wie das Forscherteam unter Leitung der US-Gesundheitsbehörde NIH (National Institutes of Health) in einem vorläufigen Bericht mitteilte, vertrugen die 20 gesunden Teilnehmer den Wirkstoff «VRC 207» gut. Zudem habe ihr Immunsystem gut reagiert, schreiben die Wissenschaftler im «New England Journal of Medicine». Sicherheitsbedenken hätten sich in den ersten vier Wochen der kleinen Testreihe nicht ergeben. Auch in mehreren weiteren Ländern werden zurzeit Ebola-Impfstoffe getestet.

Das Mittel «VRC 207» wurde vom US-Institut für Allergien und ansteckende Krankheiten (NIAID) gemeinsam mit dem Pharmahersteller GlaxoSmithKline getestet. Es basiert auf einem Erkältungsvirus von Schimpansen als Träger, dem ein Glykoprotein des Ebola-Virus eingesetzt wurde. Dieses soll das Immunsystem der Geimpften für den Erreger sensibilisieren.

In früheren Versuchen hatte der Impfstoff Affen vor einer Ebola-Erkrankung geschützt. Die sogenannte Phase-I-Studie sollte nun grundsätzlich prüfen, ob der Impfstoff für Menschen verträglich ist. Erst wenn sich dies bestätigt, können Studien zur Wirksamkeit beim Menschen folgen.

In der Studie bekamen 20 gesunde Erwachsene zwischen 18 und 50 Jahren das Mittel - zehn von ihnen erhielten eine niedrige Dosis, die übrigen eine höhere. Mit dem kompletten Ebola-Virus kamen sie nicht in Kontakt. Alle Teilnehmer vertrugen den Wirkstoff gut, zwei entwickelten zwar kurz nach der Impfung Fieber, das jedoch binnen eines Tages wieder abklang. Alle Probanden bildeten innerhalb von vier Wochen Antikörper. Diese Reaktion war in der Gruppe, die die höhere Dosis erhalten hatte, stärker.

In abgewandelter Form wird «VRC 207» parallel noch in der Schweiz, Großbritannien, Mali und Uganda auf seine Sicherheit getestet. Es ist nicht der einzige Impfstoff: Am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) laufen Tests mit «rVSV-ZEBOV». Dieses in Kanada entwickelte Mittel besteht ebenfalls aus einem Trägervirus, dem ein Baustein des Ebola-Virus zugefügt ist.

Daneben sollen bald nicht-zugelassene Medikamente systematisch an Patienten erprobt werden. Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen (MSF) will ab Anfang Dezember die Wirkstoffe «Brincidofovir» und «Favipiravir» an Freiwilligen in Guinea testen. «Favipiravir» stammt aus Japan und wird beim Menschen gegen Grippe eingesetzt. Es hemmt das Enzym Polymerase, das viele Viren zur Vermehrung brauchen - Grippeviren ebenso wie der zu den Filoviren zählende Ebola-Erreger. «Brincidofovir», das aus den USA kommt, wurde bereits einzelnen Ebola-Infizierten verabreicht.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) führt eine Liste mit potenziell einsetzbaren Wirkstoffen und Therapien. Allerdings gibt es bei manchen davon Probleme: Die Medikamente «ZMapp» - ein Mix aus drei Antikörpern - und «TKM-Ebola» lassen sich derzeit nicht in den nötigen Mengen herstellen. So werden die «ZMapp»-Antikörper von gentechnisch veränderten Tabakpflanzen produziert. Für andere Medikamente, die ausreichend vorhanden wären, fehlen aussagekräftige Daten.

Das Ebola-Virus gehört zu den gefährlichsten Krankheitserregern weltweit. Es löst hämorrhagisches - mit Blutungen einhergehendes - Fieber aus. Je nach Virustyp sterben daran nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) bis zu 90 Prozent der Infizierten. Zugelassene Medikamente oder Impfstoffe gibt es bisher nicht. Von dem derzeitigen Ausbruch mit bereits rund 5700 registrierten Toten sind vor allem die westafrikanischen Staaten Sierra Leone, Guinea und Liberia betroffen.