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Tierversuche und Tierschutz in der Pharmaindustrie

Viele Krankheiten lassen sich heute lindern oder sogar heilen: Eine HIV-Infektion ist heute kein Todesurteil mehr, Hepatitis C sogar heilbar, mit Diabetes kann man alt werden und gegen den Risikofaktor Nr. 1 – den Bluthochdruck – helfen viele Medikamente. Was Kinderlähmung, Diphtherie oder Tetanus anrichten, weiß hierzulande fast niemand mehr – dank wirksamer Impfungen. Um die Medikamente und Impfstoffe dafür entwickeln zu können, mussten die Forscher neben vielen anderen Tests auch Tierversuche durchführen.

Unterm Strich: Pharma-Unternehmen und Tierversuche

Kein forschendes Pharma-Unternehmen kann auf Versuche mit Wirbeltieren verzichten. Zwar lassen sich viele Fragen zu einem neuen Wirkstoff mit Bakterien, Zell- und Gewebekulturen, isolierten Organen oder Reagenzglastests klären. Doch treten manche Gefahren erst durch das Zusammenwirken der Organe im Gesamtorganismus auf; und Tierversuche sind der einzige Weg, um möglichst viele davon zu erkennen, ehe ein Medikament erstmals von Menschen eingenommen wird. Sie zu unterlassen, wäre deshalb verantwortungslos.

Aus diesem Grund ist auch ein großer Teil der Tierversuche gesetzlich vorgeschrieben. Nötig sind Tierversuche zudem, um neue Behandlungsmöglichkeiten bei bislang ungenügend verstandenen Krankheiten zu finden.

Versuche dürfen nur mit Tieren durchgeführt werden, die speziell hierfür gezüchtet wurden. Die Firmen züchten selbst oder beziehen Tiere von staatlich zugelassenen und überwachten Züchtern. Nur mit Exemplaren von einheitlicher Rasse, gleichartiger Aufzucht und einheitlich gutem Gesundheitszustand können sie verwertbare Ergebnisse erzielen. Von daher kommen Tiere „von der Straße“ überhaupt nicht für Versuche in Betracht.

86 Prozent der von Pharma-Unternehmen verwendeten Versuchstiere sind Mäuse und Ratten.

Tierversuche sind teuer. Schon deshalb sind Unternehmen daran interessiert, nicht mehr als nötig davon durchzuführen, die Tiere bei guter Gesundheit zu halten und sie möglichst wenig Stress auszusetzen – all dies, damit nichts den Aussagewert der Experimente mindert. Deshalb gestalten die Unternehmen die Lebensbedingungen der Tiere auch so artgerecht wie möglich. Viele Ideen für Spielzeug und die Käfiggestaltung, die den Tieren zugutekommen, haben Tierpfleger aus der Industrie beigesteuert.

Jeder einzelne Tierversuch muss den Behörden gemeldet oder von ihnen genehmigt werden. Am Genehmigungsverfahren sind Kommissionen beteiligt, denen auch Vertreter von Tierschutzorganisationen angehören. Durchgeführt werden dürfen die Versuche dann nur von dazu ausgebildeten Experten und unter behördlicher Kontrolle. Wo immer es geht, werden den Tieren bei den Versuchen Leiden erspart.

Behörden, Industrie und Tierschutzorganisationen suchen gemeinsam nach Wegen, die Zahl der Versuche und die Belastung dabei weiter zu verringern, ohne die Patientensicherheit zu beeinträchtigen. Viele Initiativen, um Tiere einzusparen, sind von Mitarbeitern der forschenden Pharma-Unternehmen ausgegangen. Wenn eine Alternativmethode geeignet und gesetzlich akzeptiert ist, wird sie unverzüglich eingesetzt. Eine Reihe tierfreier oder tiersparender Testmethoden warten allerdings noch darauf, endlich von den Behörden international als Ersatz für die bislang vorgeschriebenen Versuche akzeptiert zu werden. Hier hoffen die Unternehmen auf raschen Fortschritt und Unterstützung von Tierschutzorganisationen.